Frage an Claudia Roth von Michael Adam K. bezüglich Kultur
Sehr geehrte Frau Roth,
in Anbetracht der Tatsache, daß heute das Mahnmal für die von den Nazis verfolgten und ermordeten Sinti und Roma eingeweiht wurde – was ich selbstverständlich unterstütze und für gutheiße – wollte ich die Gelegenheit nutzen, ob man auch mit Ihrer Unterstützung für das „Zentrum gegen Vertreibung“ rechnen kann. Auch hier dreht es sich, zwar indirekt, um Opfer des Nationalsozialismus. Oder täusche ich mich?! Sollte es sich herausstellen, dass es sich um keine Opfer des Nationalsozialismus handelt (bitte klären Sie mich auf), wäre es denn dann nicht trotzdem erstrebenswert, solch ein Zentrum als Gedenken an die 0.5 bis 3.0 Mio Toten zu errichten?
Source. http://en.wikipedia.org/wiki/Expulsion_of_Germans_after_World_War_II
Mit besten Grüßen aus British Columbia!
Sehr geehrter Herr Kimpel,
sollten Sie die Debatten hierzu mit Interesse verfolgt haben, werden Sie sicherlich wissen, dass es hier im Bundestag eine lange Debatte zum Thema Erinnerungskultur gibt. Bei allen Kontroversen ist dabei Konsens, dass der Holocaust und der NS-Völkermord an den Sinti und Roma solch unvergleichliche Verbrechen darstellen, dass sich Vergleiche und Relativierungen verbieten, weil sie die Opfer dieser Morde und ihre Familien neuerlich ins Unrecht setzen würden. Das betrifft insbesondere auch Vergleiche mit den nach dem Ende des Nationalsozialismus vertriebenen „Volksdeutschen“ aus den ehemals von Nazideutschland okkupierten Ländern und Gebieten. Was die Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ angeht, zu der dann ja auch das von Ihnen angesprochene Zentrum gehören soll, so müssen wir leider feststellen, dass diese Stiftung dem Zweck der Versöhnung mit unseren Nachbarländern nicht gerecht geworden ist. Im Stiftungsrat sitzen Vertriebenenfunktionäre mit offen geschichtsrevisionistischen Positionen, die unter anderem über eine vorgebliche Schuld Polens am 2. Weltkrieg philosophieren. Unter der Bundestags-Drucksachen-Nummer 17/3064 finden Sie einen Antrag von MdB Claudia Roth und der grünen Bundestagsfraktion zum Thema, in dem unsere Forderungen zur Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ ausführlich dargestellt und begründet werden.
Mit freundlichen Grüßen
Das Mitarbeiter-Team von Claudia Roth