Frage an Claudia Roth bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

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Claudia Roth
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Frage von Hubertus H. •

Frage an Claudia Roth von Hubertus H. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Roth,

am 03.02.2008 konnte man im Straubinger Tagblatt (Leserbriefe) unter dem Titel "Integration ad absurdum?" folgendes lesen (Zitat-Auszug):
"Vertreten die "Grünen" eigentlich noch die Belange der Bürger oder sind sie nur noch Handlanger außerdeutscher Scharfmacher? Wenn man die jüngsten Äußerungen der "Obergrünen" Frau Roth hört, dass in Deutschland keine Ausländer und auch Gäste mehr gibt, sondern nur noch Inländer, dann muss man sich schon fragen dürfen, leben wir denn eigentlich noch in Deutschland, sind wir hier noch zu Hause? Multikulti, das Schlagwort der Grünen soll mit Gewalt festzementiert werden. ... ... Warum dann überhaupt noch das Geschrei über Integration, wenn alle schon Inländer sind?"
Zitat-Auszug Ende.

Bei Türken der "ersten Stunde" war Integration noch gar kein Thema. Sie haben sich wie ganz selbstverständlich angepasst. Damals gab es aber auch die Grünen noch nicht !

In Österreich hat man offensichtlich die Tendenz erkannt und nimmt dagegen Stellung.
Wenn die Entwicklung so weiter geht wie bisher, dann wird Österreich wohl der einzige übrig gebliebene Staat mit europäischer, christlicher und deutschsprachiger Identität sein und sich ein zweites Mal als "weißer Berg" bewährt haben.

Ich frage Sie, was Sie dazu zu sagen haben.

Mit freundlichen Grüßen
Hubertus Höhn

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Sehr geehrter Herr Höhn,

in Tageszeitungen sind täglich Hunderte Leserbriefe zu lesen. Einzelne davon mögen Ihrem Weltbild entsprechen, aber sie zu kommentieren ist keine parlamentarische Tätigkeit. Was die von Ihnen geteilten Inhalte und Thesen anbelangt, haben wir hierzu eine Vielzahl an Fragen auf diesem Forum ausführlich beantwortet. Die multikulturelle Gesellschaft ist kein Hirngespinst und kein Schlagwort der Grünen, sondern eine Realität, die wir nicht negieren, aber demokratisch gestalten können. Solche Fakten wie Deutschland als Einwanderungsland und die Notwendigkeit von demokratischer Gestaltung der kulturellen und religiösen Vielfalt in Deutschland immer wieder in Frage zu stellen, sind Abwehrkämpfe von vorgestrigen und in die Defensive geratenen Ideologien. Ihr Hinweis auf den „Weißen Berg“ in diesem Zusammenhang ist schon bezeichnend: im 21. Jahrhundert lebend ist der Kopf im Jahr 1620 steckengeblieben.

Zum Thema „Inländer“ hatten wir am 05.02.2008 geantwortet:

„mit Inländern sind all die deutschen Staatsangehörigen unabhängig davon gemeint, welcher Herkunft sie oder ihre Vorfahren sind. Wenn wir uns darauf verständigen, sind sowohl das Gerede vom Migrationshintergrund als auch der Hinweis darauf bei den auftauchenden Problemen unsinnig. Auch Jugendliche ohne deutsche Staatsangehörigkeit, die hier geboren, groß geworden und zur Schule gegangen sind, gehören zu unserer Gesellschaft und sind somit Inländer - bloß ohne deutschen Pass. Ihr Zuhause ist Deutschland und kein anderes Land. Deshalb ist die Forderung von manchen Politikern, kriminelle und straffällig gewordene Jugendliche mit diesem Status auszuweisen, reine Augenwischerei. Das eigene Versagen in der Bildungs- und Sozialpolitik wird so den anderen Staaten wie zum Beispiel der Türkei zur Last gelegt, ohne dass sie etwas damit zu tun hatten.“

Mit freundlichen Grüßen

Das Büro-Team von Claudia Roth

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