Frage an Claus Winhard bezüglich Familie

Claus Winhard
AfD
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Frage von Ernst Dr. U. •

Frage an Claus Winhard von Ernst Dr. U. bezüglich Familie

Sehr geehrter Herr Winhard,
vielen Dank für Ihre Antwort auf meine Frage bzgl. "Betreuungsgeld". Ich hatte sie bewusst gestellt, als Teaser. Meine feste Absicht war es, die AfD wegen ihrer mit meiner übereinstimmenden Haltung zur Euro-Frage zu wählen. Ich denke, die Euro-Problematik muss sehr rational und unideologisch gesehen werden, wie die AfD dies wohl auch tut. Für eine Wahleintscheidung braucht es aber mehr. Für mich ist es dabei essentiell, dass ich auch mit der allgemeinen Weltanschauung, die eine Partei vertritt, zumindest approximativ übereinstimmen kann. Daher hatte ich meine Frage gestellt, zum "Auf den Zahn fühlen"!
Ihre Antwort hat mich entsetzt. Ein derartiges kaum steigerbares Extrem an rückwärts gewandtem Denken hätte ich Leuten, von denen ich dachte, sie funktionieren rational, nicht zugetraut. Mit der AfD (oder nur mit Ihnen, Herr Winhard?) back to the 50s - oder in die 30er? Eine grauenvolle Vorstellung, schlimmer noch als die von einem Euro-Crash. Die Haltung zur Familie und zur Stellung der Frau ist für mich ein starker, 100%ig sensitiver (wenn auch nicht selektiver) Indikator für ein reaktionäres/nicht reaktionäres Weltbild im Allgemeinen. Meine Frage nun: WIE REAKTIONÄR IST DIE AFD IN IHRER ALLGEMEINEN GEISTESHALTUNG? Unabhängig von ihrer erfreulicherweise rational abgeleiteten Euro-Politik. Eine Partei oder einen Kandidaten mit einem aktuellen Weltbild, das dem von Willem 2 (oder Dregger) entspricht, als ob die Welt sich nicht weiter gedreht hätte, kann ich nicht wählen.
MfG
Dr. E. Ulbrich

Ihre Antwort hat mich entsetzt. Ein derartiges Übermaß an EXTREMST rückwärts gerichtetem Denken, an grauenvoll reaktionrer Ideologie hätte ih Leuten/Parteien nicht zugetraut, die ih für rational denkend gehalten habe. Back to the 50s!
Meine Frage: ist die AfD unabhngig on ihrer Euro-Politik generell eine reaktionre Partei? MfG E Ulbrih

Antwort von
AfD

Sehr geehrter Herr Ulbrich,

vielen Dank für Ihre Frage. Ich bin sehr überrascht, worin Sie in meiner Antwort eine reaktionäre Geisteshaltung sehen. Als ehemaliges SPD-Mitglied und aktiver Teilnehmer der Anti-Atomkraft-Bewegung der 80er Jahre liegt mir reaktionäres Gedankengut völlig fern. Weshalb erachten Sie es für reaktionär und rückwärtsgerichtet, Familien die freie Wahl zu lassen, wie sie ihre Kinder betreuen oder betreuen lassen möchten? Weder vertrete ich eine Rückkehr zu einem bürgerlichen Familienmodell noch zu einem Alleinverdienermodell, aber ich wehre mich dagegen, die Kinderbetreuung außerhalb der Familie als Regelmodell einzuführen und die Familien, die Zeit und Geld aufwenden möchten, um Ihre Kinder ohne Nutzung des Angebotes der Kindertagesstätten zu betreuen, zu benachteiligen. Hier läge ohne das Betreuungsgeld tatsächlich eine Ungleichbehandlung vor, wenn letztgenannten Familien ihre Wahl aus ökonomischen Gründen verwehrt bleibt. Betreuungsgeld berührt doch in keinster Weise die Stellung der Frau, sondern soll im Gegenteil eine freie Entscheidung ermöglichen.

Dass ein Betreuungsgeld nicht nur deshalb "an Eltern gezahlt wird, weil sie Eltern sind" - so hat es Lieselotte Ahnert, Lehrstuhl für Angewandte Entwicklungspsychologie der Universität Wien und Gegnerin des Betreuungsgeldes, in Ihrem Buch bezeichnet - steht dabei außer Zweifel. Dies habe ich im letzten Absatz meiner Antwort auch aufgezeigt. Eine allgemeingültige Aussage darüber, ob die Betreuung Zuhause oder in einer Kita der Entwicklung des Kindes förderlich ist, lässt sich aber ohnehin nicht treffen, sondern diese Abwägung kann nur im Einzelfall erfolgen, denn es kann doch in der Diskussion um Kindertagesstätten und Betreuungsgeld nur um das Wohl des Kindes gehen.

Im Übrigen existiert in all den Ländern, die gerne als Musterbeispiel für die Vereinbarkeit von Kindern und Beruf angeführt werden - insbesondere Schweden, aber auch Norwegen und Finnland - das Betreuungsgeld in unterschiedlichen Ausprägungen und dies, obwohl die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in diesen Ländern schon durch das Wohlfahrtsstaatsmodell deutlich besser entwickelt ist. Die Probleme, die sich durch die Zahlung eines Betreuungsgeldes ergeben, habe ich in meiner Antwort dargelegt. Darüber hinaus gibt es für die drei von mir genannten Länder eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung, die genau diese Probleme beschreibt ( http://library.fes.de/pdf-files/id/09036.pdf ). Die Tatsache, dass Betreuungsgeld sowohl in Deutschland als auch in vielen anderen Ländern nicht zum Wohle des Kindes, sondern als Einkommen der Eltern verwendet werden, spricht dabei nicht gegen das Betreuungsgeld an sich, sondern eher gegen die derzeitige Gleichstellungs- und Familienpolitik, die sich wirtschafts- und bevölkerungspolitischen Interessen unterordnet.

Wie reaktionär die Alternative für Deutschland in ihrer allgemeinen Geisteshaltung ist, kann ich Ihnen nicht beantworten, da wir als Partei keine "allgemeine Geisteshaltung" haben, sondern aus Menschen mit eigenen Ansichten bestehen und ein gemeinsames Partei- und Wahlprogramm haben. Ich schließe nicht aus, dass es bei uns - wie bei allen anderen Parteien - Personen gibt, die zum einen oder anderen Thema eine reaktionäre Meinung haben. Tatsächlich vereint aber alle Mitglieder, die ich kennengelernt habe und die zu 80% aus Personen bestehen, die niemals vorher politisch aktiv waren, ein durchaus rationaler Pragmatismus, wenn es darum geht, Lösungen für Probleme zu finden.

Mit freundlichen Grüßen,

Claus Winhard