Sehr geehrter Herr Bahr,

nachdem die Grünen nun forderten, Zigarettenautomaten abzuschaffen, da diese keine sichere Alterskontrolle gewährleisten, sagten Sie vor TV-Kameras, Sie seien es leid, dass den Grünen immer nur Verbote für alles einfielen.

Vor diesem Hintergrund frage ich mich, wann Sie denn nun Ihrer freiheitlichen Agenda gerecht werden und schon einmal damit beginnen, dem Einsatz strafrechtlicher Mittel in der Gesundheitspolitik ein Ende zu setzen, indem Sie den Umgang mit Cannabis unter staatlicher Regulierung für Erwachsene freigeben.
Ihr ehemaliger Parteivorsitzender Dr. Westerwelle schrieb doch schon Ende 2007: „Auch bei diesem Thema stehen wir Liberale grundsätzlich zu unserer Auffassung: Aufklären und verhindern ist besser als verbieten.“ ( http://tinyurl.com/27osxe9 )
Was hat sich also an der Cannabispolitik liberalisiert, seitdem die FDP den Gesundheitsminister stellt, und was planen Sie zukünftig noch umzusetzen?

3.3 Mio. Bundesbürger sind alkoholabhängig oder konsumieren missbräuchlich, 9,5 Mio. trinken täglich schädliche Mengen und mehr als 73.000 sterben jährlich aufgrund übermäßigen Alkoholkonsums ( http://tinyurl.com/DHS-Alko ). Mit 397.000 Betroffenen war Alkohol im Jahr 2011 für mehr als 40-mal so viele Behandlungsfälle verantwortlich wie Cannabis ("Diagnosedaten der Krankenhäuser" über www.gbe-bund.de, Stichwortsuche: Alkohol, bzw. Cannabinoide).
Alkohol ist eine der gefährlichsten Drogen überhaupt ( http://tinyurl.com/DroRan2 , http://tinyurl.com/2jmp5r ), und Alkoholkonsum ist weit schädlicher als der Gebrauch von Cannabis ( http://tinyurl.com/3azcw6w , http://tinyurl.com/35rhl35 , http://tinyurl.com/Krumdiek ).

Ist es angesichts dieser Tatsachen wirklich mit bedeutenden Grundwerten wie Freiheit und Gerechtigkeit zu vereinbaren, dass Cannabiskonsumenten strafrechtlich verfolgt werden, während Alkohol als vermeintlich harmloses Lebensmittel im Supermarkt sogar an Minderjährige verkauft werden darf?

Freundliche Grüße
Guido Friedewald