Sehr geehrter Herr Bahr,

am 10. Mai 2013 überreichte das Aktionsbündnis gegen zeckenübertragene Infektionen Deutschland e. V. einen offenen Brief mit fast 6000 Mitunterzeichnern im Bundesgesundheitsministerium mit Forderungen zur o. g. Problematik. In Deutschland ist bereits jeder 14. Jugendliche mit Borrelien, den bakteriellen Erregern der Lyme-Borreliose infiziert. Jedes Jahr erkranken je nach Datenlage mindestens 214.000 Menschen neu an der komplexen Multi-Organ-Krankheit Borreliose. Von diesen Neu-Infizierten gelangen viele Patienten bei der üblichen, häufig ungenügenden Behandlung in ein chronisches Stadium mit jahrelangem Leiden. 30 Jahre nach Entdeckung des Krankheitserregers ist die Diagnostik immer noch unstandardisiert und unzuverlässig und es fehlt an einer zuverlässig heilenden Therapie (insbes. Spätstadium).
Werden Sie die Lyme-Borreliose als „public health“-relevante Zoonose in Deutschland in die nationale „Roadmap“ aufnehmen? Werden Sie sich dafür einsetzen, dass am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung Borreliose-Forschungsprojekte und Langzeittherapie-Studien implementiert werden, damit man neue Behandlungsformen entwickeln kann? Wann wird das Robert Koch-Institut mit der epidemiologischen Forschung zur Inzidenz und Prävalenz der von Zecken übertragenen Co-Erreger beginnen? Werden Sie sich dafür einsetzen, dass Borreliosefälle bundesweit als Praxisbesonderheit gemeldet werden, damit niedergelassene Ärzte nicht um ihre Existenz fürchten müssen, wenn sie Borreliose-Patienten behandeln? Warum werden Borreliose-Diagnosen nicht grundsätzlich mit dem Grad der Behinderung (GdB) in die Versorgungsmedizin-Verordnung aufgenommen?

Werden Sie für eine bundesweite Meldepflicht mit Meldung aller (!) Krankheitsmanifestationen dieser Multi-System-Erkrankung sorgen, um Daten über die Verbreitung und Krankheitshäufigkeit zu erhalten?

Mit freundlichen Grüßen,