Frage an Dieter Althaus von Heidi P. bezüglich Bildung und Erziehung
Warum stimmt die CDU nicht einem längeren gemeinsamen Lernen der Thüringer Schulkinder zu?Ich gehöre zu den 70% Thüringern,die das für sinnvoll halten.Eigene Erfahrungen(und sicher auch Ihre EOS-Ausbildung) belegen,dass die Struktur(nicht der Inhalt !) des DDR-Schulsystems nicht verkehrt waren.Ich weiß,dass in unseren Gymnasien oft frustrierte Kinder sitzen,die nur dem Elternwillen folgen und viele Misserfolge erleben.Sie drücken auch das Leistungsniveau der Klasse und hemmen die Bildung einer "gesunden Elite".
P.S. Um Missverständnisse zu vermeiden:Ich war und bin nicht parteipolitisch gebunden!
Sehr geehrte Frau Pfannschmidt,
erst einmal vielen Dank für Ihre Anfrage, die ich wie folgt beantworte.
Jedes Kind braucht eine seinen Begabungen und Fähigkeiten entsprechende Förderung in der Schule. Aus diesem Grund bekennt sich die CDU Thüringen zum differenzierten, d.h. auch gegliederten Schulsystem mit Förderzentren, vierjährigen Grundschulen, Regelschulen, achtjährigen Gymnasien und berufsbildenden Schulen. Dabei ist uns die Durchlässigkeit zwischen den einzelnen Schularten besonders wichtig.
Wir setzen auf die richtige Schule für jeden, statt auf eine Schule für alle. Für diesen Grundsatz stehe ich seit meiner Zeit als Thüringer Kultusminister. Dass wir damit auf dem richtigen Weg sind, wird dem Thüringer Schulsystem durch zahlreiche Studien und Leistungsvergleiche bescheinigt. Das Thüringer Schulsystem gilt deutschlandweit als vorbildlich und erreicht national wie international Spitzenplätze.
Das zweigliedrige Schulsystem in Thüringen aus Regelschule und Gymnasium beinhaltet keineswegs eine Konzentration allein auf das Gymansium. Vielmehr eröffnet es mit einer starken Regelschule, die bereits heute längeres gemeinsames Lernen bis zur Klassenstufe zehn und den Zugang zu allen Bildungswegen bis zum Abitur ermöglicht, genau die Schulform zu wählen, die am besten für das Kind ist.
Längeres gemeinsames Lernen, meist bis zur 8. Klasse gefordert , würde zur Abschaffung des erfolgreichen zweigliedrigen Schulsystems in Thüringen und zur Etablierung einer Gesamt- bzw. Einheitsschule führen. Ich halte diesen Weg für falsch, denn die Gesamtschulen haben das Versprechen größerer Bildungsgerechtigkeit nicht erfüllt und schneiden in Schulleistungsstudien fast immer schlechter als Gymnasien und oft schlechter als Regelschulen ab. Mit Einführung der Gesamtschule käme es weiterhin zur Zusammenfassung aller bisherigen Schulformen in riesigen Schulzentren, was wiederum das Ende wohnortnaher Schulen und einen ländlichen Raum ohne Schulen zur Folge hätte. Auch das Gymnasium und das Abitur nach 12 Jahren wären so nicht mehr zu halten.
Mit freundlichen Grüßen
Dieter Althaus