Frage an Dieter Althaus von Rainer W. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Althaus,
Ihren Antworten im Bereich Bildung nach müsste Thüringen absolute Spitze sein. Wenn dem so ist, wie sieht es dann in den anderen Bundesländern aus. Viele Schulabgänger, die nach bestandenem Schulabschluss nicht ausbildungsfähig sind, sind ein Zeichen ihrer verfehlten Bildungspolitik. Von einigen Spezialschulen abgesehen, ist das Bildungsniveau im Lande eine einzige Katastrophe.
Nicht umsonst mahnt die Wirtschaft dringend Veränderungen an. Mit einem "weiter so" ist es nicht getan. Was wollen sie tun um das zu ändern? Wann kommt es endlich in allen Bundesländern zu einheitlichen Lehrplänen? Das ist aus meiner Sicht eines der dringendsten Probleme, denn es ist schon schwierig genug im gleichen Bundesland die Schule zu wechseln. Ein Umzug in andere Bundesländer ist aus schulischer Sicht unmöglich.
Zum Thema Privatschule:
Durch eine Aufteilung der geringen Kinderzahl auf staatliche und Schulen in freier Trägerschaft werden Schulstandorte unnötig gefährdet. Diese Schulen sollten die Ausnahme bleiben und nicht noch weiter ausgebaut werden.
Sehr geehrter Herr Wallner,
vielen Dank für Ihre Frage vom 20. August.
Ihre Einschätzung vom Bildungsniveau in Thüringen als "einzige Katastrophe"
kann ich überhaupt nicht teilen; ich denke, Sie sollten die diversen
Untersuchungen zur Kenntnis nehmen, die Thüringen im nationalen wie
internationalen Ranking durchgehend einen Spitzenplatz bescheinigen.
Zum Thema einheitliche Lehrpläne in allen Bundesländern wegen Schwierigkeiten beim Schulwechsel. Wie ich zu einer ähnlichen Frage schon geantwortet habe: Natürlich bringt jeder Schulwechsel immer auch Anpassungsnotwendigkeiten mit sich, neue Lehrer, neue Mitschüler, zum Teil auch neuer Lernstoff. Das lässt sich nicht vermeiden und ist auch kein Argument gegen den Föderalismus im Bildungswesen. Wo stünden wir denn, wenn der Bund hier alles regeln würde - abgesehen davon, dass das Grundgesetz dies gar nicht zulässt? Wir stünden nicht so gut da wie jetzt; alle Studien von PISA bis IGLU weisen aus, dass Thüringen Spitzenplätze belegt. Würden alle Moden und Wellen, die es in diesem Bereich gibt, bundesweit mitgemacht, wäre das Bildungssystem insgesamt sicher nicht besser und das Thüringer Bildungssystem ganz gewiss schlechter.
Nein, Föderalismus fördert den Wettbewerb und verhindert Nivellierung auf niedrigem Niveau. Nichts gegen die notwendige Anerkennung von Abschlüssen und die Begründung von Bildungsstandards. Das aber haben auch jetzt schon in unserem föderalistisch strukturierten Bildungssystem. Also: Wir werden unseren Thüringer Weg der Leistungsorientierung und der individuellen Förderung aller Schülerinnen und Schüler konsequent weiter gehen und in diesem Rahmen erforderliche Anpassungen vornehmen.
Was die Privatschulen angeht: Grundgesetz und Thüringer Verfassung
garantieren Privatschulen als eigenständiges Element unseres Schulsystems.
Es ist hier schon von Verfassungs wegen in erster Sache der freien Träger zu
entscheiden, ob sie eine Privatschule betreiben, neu gründen oder schließen
wollen. Im Übrigen halte ich Schulen in freier Trägerschaft auch in der
Sache für eine gute und wichtige Ergänzung unseres Schulsystems.
Mit freundlichen Grüßen
Dieter Althaus