Frage an Dietmar Bell bezüglich Jugend

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Frage an Dietmar Bell von Samuel K. bezüglich Jugend

Hallo Herr Bell!

Ich habe mich gefragt, wo auf kommunaler Ebene der Ansatz "vorbeugender Politik" am dringlichsten konkrete Veränderungen des status quo mit sich bringen müsste. Meine Antwort fällt klar und unzweifelhaft aus: Stärkung der Jugendämter. Die Jugendämter sind personell völlig unterbesetzt, die Mitarbeiter sind kaum in der Lage, auch nur den dringendsten Fällen zeitnah und mit gebotenem Zeiteinsatz nachzugehen. Gleichzeitig können die Sozialarbeiter des Jugendamtes jederzeit haftbar gemacht werden, wenn es zu dramatischen Ereignissen wie z.B. einer Kindstötung durch die eigenen Eltern kommt, wenn diese zuvor dem Jugendamt bereits bekannt waren. Kaum ein Sozialarbeiter hält diesem psychischen Druck dauerhaft stand, weshalb es hier schon deswegen zu häufigem Personalwechsel kommt. Die Mitarbeiterdecke der Jugendämter müsste m.E. mindestens verdreifacht werden, wenn diese überhaupt strukturell in der Lage sein sollten, ihre präventive Funktion zu erfüllen. Die desaströsen Verhältnisse in diesem Bereich gehen zu Lasten derer, die am meisten auf die Hilfe und den Schutz durch den Staat angewiesen sind. Kinder aus Familien mit hochproblematischen sozialen Verhältnissen sind in besonderer Weise gefährdet: keinen Bildungsabschluss zu erreichen, später langzeitarbeitlos zu sein, psychisch krank zu werden, drogenabhängig zu werden, in die Kriminalität abzurutschen, in die Fänge extremistischer Vereinigungen zu geraten, später Suizid zu begehen. Hier findet die SPD für ihren Ansatz der präventiven Politik die "Nagelprobe". Doch Jugendämter sind nicht populär, Geld wird lieber für prestigeträchtigere Projekte ausgegeben. Zugleich bleibt stets die Frage virulent, welche sinnvollen Möglichkeiten der Intervention stellt der Staat und die Legislative den Jugendämtern zur Verfügung?
Was beabsichtigen Sie in den nächsten fünf Jahren zu tun, um die strukturellen Defizite der Jugendämter abzubauen und einen reellen Jugendschutz auch in Wuppertal zu gewährleisten?

MfG
Karbe

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SPD

Sehr geehrter Herr Karbe,

vielen Dank für Ihre Nachricht über abgeordnetenwatch; gerne nehme ich dazu Stellung:

Wuppertal ist tatsächlich als eine von 18 Modellkommunen in NRW für präventive Jugendarbeit ausgewählt worden; beabsichtigt ist im Rahmen dieses Projekts, die vielen verschiedenen Stellen und beteiligten Personen im Bereich der Jugendhilfe besser miteinander zu verzahnen. Von Prestigeprojekten im Bereich der präventiven Jugendpolitik kann daher gerade keine Rede sein: Der Modellversuch ist gerade darauf angelegt, systematisch die Wirksamkeit von täglicher Jugendarbeit zu verbessern. Rein finanziell ist es zudem so, dass durch den Stärkungspakt Stadtfinanzen in Wuppertal auch langfristig der Rahmen geschaffen worden ist, um die Jugendarbeit langfristig mit einer soliden finanziellen Basis auszustatten.

Mit freundlichen Grüßen,

Dietmar Bell