Frage an Ekin Deligöz bezüglich Familie

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Ekin Deligöz
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von eberhard g. •

Frage an Ekin Deligöz von eberhard g. bezüglich Familie

Betrifft: zeitgemäßer Zivildienst / pädagogisches Arbeiten von Zivildienstleistenden

Sehr geehrte Frau Deligöz,

halten Sie es für zeitgemäß, dass Zivldienstleistende nicht pädagogisch arbeiten dürfen, FSJ-Praktikanten (die Alternative zum Zivildienst) durchaus pädagogisch arbeiten sollen, ja sogar kaum etwas anderes machen sollen ?
Zunächst: Ich bin für die Wehrpflicht und damit auch für die Verpflichtung für ein "Jahr für die Gesellschaft" -gleich ob in der Bundesweht, beim Zivildienst oder als Freiwilliges soziales Jahr FSJ.
Allerdings sollte dieses "Jahr für die Gesellschaft" nicht Frauen diskriminieren, und auch keine Männer, die nicht mit Tauglichkeit 1 oder 2 gemustert werden, sondern auch für Frauen und für Gemusterte mit 3 und 4 nach ihren Möglichkeiten gelten. Dies nur zur Diskriminierung.

Zum Dienst selbst: Wenn aber für den gleichen Personenkreis völlig unterschiediche Maßstäbe gelten, ist das doch absurd; warum dürfen Zivildienstleistende nicht auch einmal pädagogisch arbeiten, also zum Beispiel eine Gruppe oder einen Kurs in einem Jugendzentrum oder in einem Seniorenzentrum durchführen, wenn FSJ-
Praktikanten dies sehr wohl dürfen uns sollen ?

Wie stehen Sie dazu und wie steht Frau von der Leyen dazu ?
Danke
MfG
Gruber

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Gruber,

vielen Dank für ihre Frage zum Thema Zivildienst und pädagogisches Arbeiten.

Meine Fraktion setzt sich für die Gleichbehandlung aller jungen Menschen bei ihrem zivilgesellschaftlichen Engagement, für die Abschaffung der Pflichtdienste und den Ausbau der Freiwilligendienste ein. Dafür haben wir ein durchfinanziertes Konzept vorgelegt, in dem wir die Weiterentwicklung zu echten Bildungs- und Lerndiensten fordern.

Die Wehrpflicht ist sicherheitspolitisch nicht mehr notwendig und stellt eine massive Ungleichbehandlung dar, weil nur noch die Minderheit der jungen Männer eines Jahrgangs zum Dienst herangezogen wird. Nicht zuletzt werden die Bildungs- und Ausbildungsphasen beeinträchtigt und damit der Fachkräftemangel verstärkt. Wehrdienstverweigerer werden doppelt diskriminiert, weil sie im Gegensatz zu ihrer Altersgenossen quasi automatisch zu ihrem Dienst herangezogen werden. Deshalb wollen wir die Wehrpflicht und den mit ihr rechtlich untrennbar verbundenen Zivildienst abschaffen.

Die Zahl der Freiwilligenplätze (Stand 2005) wollen wir verdoppeln. Damit würde mehr jungen Menschen ermöglicht, genau die Erfahrungen zu machen, auf die sie sich in ihrer Frage beziehen. Zu berücksichtigen bleibt bei diesen Überlegungen, dass die Dienste bereits heute keine sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze verdrängen dürfen. Durch den Einsatz von Zivildienstleistenden in gewinnorientierten Betrieben und durch die von Ministerin von der Leyen geplante Verlängerungsoption beim Zivildienst ist diese "Arbeitsmarktneutralität" jedoch gefährdet.

Mit freundlichen Grüßen

Ekin Deligöz MdB

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