Frage an Frank Peters von Phillipp H. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrter Herr Peters,
finden Sie nicht, dass das Multikulti-Konzept in Friedrichshain-Kreuzberg gescheitert ist? Hier gibt es nun eine Schule mit fast ausschließlich Jugendlichen mit Migrationshintergrund.
Ich habe in meiner Umgebung einen interessanten Effekt beobachtet. Immer kurz bevor die Kinder meiner Nachbarn eingeschult werden sollten, sind dieses aus meinem Kreuzberger Kiez in einen anderen Stadtbezirk gezogen.
Liegt das an dem Domizilprinzip bei der Schulauswahlzusammen, dass man immer nur dort eingeschult werden kann, wo man wohnt?
Liegt da nicht ein Widerspruch vor? Multikultiflair ja. Aber nur so lange ich nicht selbst davon betroffen bin?
Da Sie scheinbar auch einen Migrationshintergrund haben, würde ich gerne wissen, wie die FDP und Sie dies sehen.
Mit freundlichen Grüßen
Phillipp Heinze
Hallo Herr Heinze,
den Effekt, den Sie beobachtet haben, kenne ich auch. Sobald die Kinder eingeschult werden, ziehen die Eltern um. Das hängt ganz sicher mit dem Domizilprinzip zusammen. Es gibt nämlich auch den Effekt, dass Eltern, die nicht umziehen wollen, versuchen ihre Kinder an einer anderen Schule, z. B. Waldorf Schule, unterzubringen. Gelingt dies nicht, ziehen Sie um. Das hat nicht nur Auswirkung auf die Schulen, sondern auf das ganze Viertel. Deshalb wäre es eine Überlegung wert, die freie Schulwahl, unabhängig vom Ort, einzuführen. Damit hätte man zwar der Schule noch nicht geholfen, aber eine bessere Mischung im Viertel erhalten. Übrigens ziehen auch viele Eltern mit Migrationshintergrund fort, um ihre Kinder nicht auf solche Schulen schicken zu müssen.
Ich weiß nicht, ob man überhaupt von einem Multikulti-Konzept sprechen kann. Es ist auch richtig, dass vor sich anbahnenden Schwierigkeiten jahrelang fest die Augen verschlossen wurden. Schon die Aussage, es könne Schwierigkeiten geben, galt lange Zeit als politisch unkorrekt. Die Haltung Multikulti ja, aber nicht bei mir, empfinde ich auch als Heuchelei.
Ein Patentrezept dafür, wie man in den Schulen eine bessere Mischung hinbekommt, habe ich auch nicht. Vielleicht geht das auch gar nicht. Man sollte versuchen, aus dem vorhandenen das Beste zu machen. Da wäre als aller erstes eine gezielte Sprachförderung zu nennen, auch schon vorschulisch. Auch eine Deutschpflicht, wie sie einige Schulen schon eingeführt haben, befürworte ich. Gerade wenn die Sprache keine Barriere mehr darstellt, kann ein besseres Zusammenleben verschiedener Nationalitäten erreicht werden. Ansonsten habe ich aber das Gefühl, dass das Zusammenleben in Friedrichshain-Kreuzberg besser klappt, als an vielen anderen Orten.
Viele Grüße
Frank Peters