Frage an Gerhard Schick bezüglich Finanzen

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Gerhard Schick
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Frage an Gerhard Schick von Mario W. bezüglich Finanzen

Sehr geehrter Herr Dr. Schick,

im Rahmen der leider abgelegten Diskussion um die Befugniserweiterung möchte ich mal in eine ganz andere Richtung denken und ganz provokativ fragen:

Wäre es nicht ratsam, das der Berufsstand der gewerblichen Buchhalter eine eigene Berufskammer bekommt?

Gerade in der letzten Diskussion wurde seitens der Steuerberater ja auch (für mich durchaus nachvollziehbar) vorgebracht, dass es für die
gewerblichen Buchhalter keinQualitätsmanegement interner Art gibt. Und in der Tat, es prüft eigentlich niemand so richtig bei Aufnahme des Gewerbes, ob man überhaupt die Voraussetzungen nach § 6 StBerG erfüllt. Somit sind auch viele auf dem Markt, die dieses Gewerbe gar nicht ausüben dürften...

Hier wäre es doch nicht schlecht, wenn man eine Berufskammer (oder auch Zulassungskammer) für die Buchhalter einrichten würde, ähnlich wie es ja bei den Versicherungsvermittlern seit dem 22.05.2007 der Fall ist. So würde zumindest sicher gestellt, dass nur noch diejenigen selbständig tätig werden, die auch zumindest die oben genannten Voraussetzungen erfüllen, und es sollte auch dann gesetzlich fixiert sein, dass eine ausreichende Abdeckung für den Schadensfall Zulassungsvoraussetzung ist.

Ist eine solche Idee einmal angedacht worden, oder wäre eine solche Idee in der jetzigen Phase noch einzubringen?

Mein Ansatz ist eben, dass zunächst die Qualität intern stimmen muss, und dann werden wir auch als Gesprächspartner ernst(er) genommen, denn ich weiß nicht, ob die derzeit auf dem Markt befindlichen Berufsverbände wirklich noch eine Interessenvertretung sind. Bei einer Kammer wäre auch diese Frage sehr schnell geklärt, da diese ja die gesetzliche Aufgabe der Vertretung des Berufsstandes hätte.

Ich würde mich freuen, wenn Sie diese Anregung einmal durchdenken würden und ich hierzu Ihre Meinung erfahren dürfte.

Grüße aus Sinzig (bei Bonn)

Mario Wettlaufer

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Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Wettlaufer,

nein, mir ist die Idee einer eigenen Berufskammer für Buchhalter bisher nicht geläufig gewesen. Ihre Argumente dafür kann ich nachvollziehen. Im Kern geht es Ihnen, wenn ich Sie richtig verstanden habe, um Qualitätssicherung, sowohl was die Qualifikation des Buchhalters als auch was die Versicherung betrifft. Dieses Argument legitimiert auch die Handwerkskammern sowie die Industrie- und Handelskammern. Es gibt aber zum Kammer"zwang" allgemein bei den Grünen eine kontroverse Diskussion. Manche bei uns setzen auf freiwillige Mitgliedschaft statt einer Pflichtmitgliedschaft. Nicht immer scheinen die Kammern die Interessen ihrer Mitglieder zu vertreten. Die Gebühren werden oft als zu hoch angesehen. Manche Leistungen der Kammern stünden im Wettbewerb mit freien Anbietern von unternehmensbezogenen Dienstleistungen. Wir werden dazu in der Landesarbeitsgemeinschaft Wirtschaft der Grünen in Baden-Württemberg im Herbst ausführlicher arbeiten, nachdem auf unserem Landesausschuss (kleiner Parteitag) im Juni die Frage der Kammern sehr umstritten war. Ich will Ihre Anregung gerne aufnehmen und in diesem Rahmen zur Diskussion stellen. Wenn Sie mir dazu weitere, ausführliche Gedanken zukommen lassen wollen, sehr gerne. Ich leite diese dann an die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft weiter. Ohne der Diskussion vorgreifen zu wollen: Meine Einschätzung ist, dass Kammern sinnvoll sein können, wenn sie intern gut organisiert sind, wenn es also gelingt, dass sie wirklich im Interesse ihrer Mitglieder und der Kundinnen und Kunden eine Qualitätssicherung zu sehr geringen Kosten erreichen.

Interessieren könnte Sie in diesem Zusammenhang noch der Antrag, den wir zum 8. Steuerberatungsänderungsgesetz der Bundesregierung eingebracht haben, das Ende letzten Jahres im Bundestag beraten wurde. Wir haben uns darin für eine Modernisierung des Berufsrechts der Steuerberatenden eingesetzt, konnten unsere Forderungen aber gegen die Stimmen der großen Koalition nicht durchsetzen. Diesen von mir mitgestalteten Antrag finden Sie unter folgendem Link: http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/16/018/1601886.pdf

Mit freundlichen Grüßen (und der Bitte, die verspätete Antwort zu entschuldigen)

Gerhard Schick