Frage an Gregor Gysi bezüglich Familie

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Gregor Gysi
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Frage von Julia von S. •

Frage an Gregor Gysi von Julia von S. bezüglich Familie

Sehr geehrter Herr Dr. Gysi,

unserer Meinung nach ist eine gute Gesundheitspolitik für Kinder vorrangig auch eine gute Politik für Familien. In diesem Zusammenhang haben wir zwei Fragen an Sie:

1. Deutschland ist ein Flächenstaat. Für Familien ist das Leben in ländlichen Regionen in manchen Bereichen günstiger. Dort aber ist es um die medizinische Versorgung von Kindern nicht gut bestellt – weder mit Akutbetten noch mit niedergelassenen Kinderärzten:

- Wie beurteilen Sie die zunehmenden Zentralisierungstendenzen in der medizinischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen?
- Wie werden Sie sich für eine angemessene Versorgung in den ländlichen Regionen einsetzen?

2. Auch wenn die Krankenkassen eine grundlegende Versorgung garantieren, bedeutet die chronische Erkrankung eines Kindes für dessen Familie sehr oft eine enorme finanzielle Belastung bis hin zu existenzieller Not. Der AKIK-Bundesvorstand fordert daher langfristig die Übernahme sämtlicher Gesundheitskosten für Kinder und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr durch Steuermittel. Dies bedeutet unter anderem auch, dass Eltern nicht mehr für Heil- und Hilfsmittel zuzahlen müssen sowie auch die Herausnahme der stationären Kinderversorgung aus dem Fallpauschalensystem der Krankenhäuser.

- Wie werden Sie uns bei diesem Bestreben unterstützen?

Julia von Seiche-Nordenheim,
Bundesvorsitzende AKIK e.V.

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Sehr geehrte Frau v. Seiche-Nordenheim,

vielen Dank für Ihre Anfrage, die ich zuständigkeitshalber an den Abgeordneten Frank Spieth mit der Bitte weitergeleitet habe, Ihnen eine Antwort zukommen zu lassen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Gysi

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Sehr geehrte Frau v. Seiche-Nordenheim,

leider haben Sie recht: Kinder stehen beklagenswerter Weise nicht im Fokus des Gesundheitssystems. Die Ausrichtung der gesundheitlichen Versorgung erfolgt nach wie vor in erster Linie aus der Perspektive Erwachsener. Es gibt somit nicht nur eine Spaltung zwischen Kassenpatientinnen und Kassenpatienten einerseits und Privatversicherten andererseits, sondern auch eine anachronistische Benachteiligung und unterschiedliche Behandlungsqualität nach Alter und auch nach Geschlecht. Dies muss endlich überwunden werden.

Und ich stimme Ihnen auch zu, dass die gesundheitliche Versorgung in ländlichen Regionen (insbesondere in den neuen Bundesländern) oft deutlich schlechter gestellt ist als in den Ballungsräumen und Stadtstaaten. Das gilt für die Versorgung von Kindern, aber auch von Erwachsenen. Darum fordert DIE LINKE in ihrem Wahlprogramm ausdrücklich, dass die bedarfsgerechte, wohnortnahe Versorgung für alle sichergestellt werden muss. Dazu müssen wirksame Maßnahmen auf den Weg gebracht werden, wie wir das als Bundestagsfraktion schon seit Jahren einfordern. Auch das Vergütungssystem für Ärztinnen und Ärzte ist auf eine neue Grundlage zu stellen. Doch die Bundesregierung hat nur unzureichende Maßnahmen eingeleitet, die sich zum Teil sogar noch konterkarieren.

Ebenfalls stimme ich Ihnen zu, dass niemand durch eine Erkrankung unerträglich finanziell belastet werden darf. DIE LINKE will mit der solidarischen Bürgerinnen- und Bürgerversicherung soziale Gerechtigkeit und eine dauerhafte, stabile Finanzierungsgrundlage für eine umfassende gesundheitliche Versorgung für alle schaffen, bei Abschaffung sämtlicher Zuzahlungen einschließlich der Praxisgebühr! Nur so kann verhindert werden, dass sich Menschen mit wenig Geld die erforderliche gesundheitliche Versorgung nicht leisten können.

Für die stationäre Versorgung fordert DIE LINKE eine ausreichende finanzielle Ausstattung der Krankenhäuser und eine Beseitigung des Investitionsstaus gemeinsam durch Bund und Länder. Die Privatisierung von Krankenhäusern und medizinischen Versorgungszentren muss gestoppt beziehungsweise rückgängig gemacht werden. So könnte für alle Menschen, auch auf dem Lande, eine stationäre Versorgung im erforderlichen Maße gewährleistet werden. Gesundheit darf nicht zur Ware werden, die Kommerzialisierung im Gesundheitssystem muss gestoppt werden.

Lassen Sie uns gemeinsam für eine umfassende und zuzahlungsfreie Gesundheitsversorgung für alle, insbesondere auch für Kinder und Jugendliche, streiten.
Ich verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Frank Spieth

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