Ist der automatische Inflationsausgleich bei Löhnen nicht prädestiniert, in Krisenzeiten durch die Ingangsetzung einer Lohn-Preis-Spirale dauerhaft hohe Preissteigerungsraten herbeizuführen?
Sie haben auf der Pressekonferenz über den "Sozialplan" Risiken einer inflationären Wirkung in Hinblick auf die derzeitig bedeutsamere Rolle der Profitentwicklung adressiert. Jedoch haben wir nur keine Lohn-Preis-Spirale, weil wir keinen Inflationsausgleich besitzen. Andernfalls würden die Reallöhne nicht fallen und realen Kostendruck ausüben (s. erster Ölpreisschock 1970). Ein mahnendes Beispiel ist die abgeschaffte italienische "Scala Mobile": In Italien führte die Indexierung zu hohen Preissteigerungen, abnehmender Wettbewerbsfähigkeit, Währungsabwertung, durch steigende Importpreise Inflationsbeschleunigung, sich aus der Indexierung ergebende Lohn- und Preissteingerungen [...]
Die FED urteilt: "In the end the economy will be at a higher price level, depreciated exchange rate and external imbalance."( https://www.federalreserve.gov/pubs/ifdp/1978/120/ifdp120.pdf , S.16)
Eine sich verankernde Inflation wird eine restriktive Geldpolitik hervorrufen, die die Beschäftigung hart trifft
Sehr geehrter Herr M.,
Ihre Frage vom 24. Juli hat mich erreicht. Selbst wenn die Preise stiegen, würde ja im nächsten Jahr wieder ein Ausgleich stattfinden. Außerdem ist wissenschaftlich bewiesen worden, dass diese Spirale so nicht funktioniert. Es gibt immer wieder ein Anwachsen von Gewinn und Produktivität. Letztlich lebt Belgien mit dieser Regelung seit vielen Jahren, ohne dass solche negativen Folgen eingetreten wären. Ähnliche Regelungen gibt es in Luxemburg, auf Zypern und auf Malta.
Mit freundlichen Grüßen
Gregor Gysi