Frage an Hans-Christian Ströbele bezüglich Innere Sicherheit

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Hans-Christian Ströbele
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Birgit S. •

Frage an Hans-Christian Ströbele von Birgit S. bezüglich Innere Sicherheit

Sehr geehrter Herr Ströbele,

ich bin, wie wohl die meisten der Ansicht, daß das was Tim in Winnenden getan hat wirklich richtig schlimm / schrecklich und unfasslich ist.
DIESE Pistole konnte er bekommen, weil sein Vater sich nicht konform mit den heute geltenden Gesetzen verhalten hat und die Pistole nicht unter Verschluß hatte.
Trotzdem oder gerade darum muß ich Sie fragen, weshalb Sie sich vor die Cameras stellen und fordern, daß künftig alle Sportschützen ihr Sportgeräte in den Schützenvereinen einschließen lassen sollen?
Haben Sie sich überlegt, daß Sie jedem gewissenhaften Sportschützen ungesetzliches Verhalten unterstellen?
Haben Sie bedachte, daß gerade Schützenvereine ( aus Lärmschutzgründen ) oft außerorts liegen; sie - wenn dort viele Sportgeräte lagern - potenziellen Dieben ein vorrangiges Ziel bieten werden - wie es z. B. vor Jahren in Maxdorf geschah ?
Nun noch eine letzte Frage.
Haben Sie sich mal angesehen was in England los ist?
Hier lagern die Sportgeräte in den Vereinen.
Die Sportschützen, die zuhause nicht die nötigen Trockenübungen machen können, stehen im internationalen Vergleich schlecht da.
Dafür werden viele Stadtteile von bewaffneten Jugendgangs derart beherrscht, daß sich nicht mal mehr die Polizei dorthin traut.
Wie diese Jugendlichen wohl an ihre Waffen kommen, da doch alle Sportgeräte in den Vereinen verwahrt werden?

Vielen Dank vorab für eine ausfühlich Auskunft zu Ihren Beweggründen.

Mit freundlichen Grüßen

Birgit Schuster

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Schuster.

Den Sportschützen unterstelle ich gar nichts. Ich unterstelle auch den Söhnen von Sportschützen nicht, daß sie potentielle Amokläufer sind. Ich stelle aber fest, daß es Amokläufer unter ihnen gibt. Und ich stelle auch fest, Verwahrungen in den Wohnungen sind auf Dauer nicht so sicher, daß Familienangehörige nicht wissen, wie sie an die verwahrten Waffen kommen. Da hilft auch kein Tresor, denn vor den Menschen, mit denen man zusammenlebt, wird man den Aufbewahrungsort des Schlüssels oder der Zahlenkombinantion nur schwer geheimhalten können.
Eine bisher zu wenig gestellte Frage ist auch, was ist eigentlich mit den Waffen und der Munition, wenn sie zum Schützenhaus mitgenommen und später wieder nach Hause gebracht werden. Fahren die Millionen Sportschützen nach dem Schießen gleich nach Hause und lassen sie die Waffen auf dem Heimweg nicht auch mal ohne ausreichende Aufsicht ? Es soll ja solche geben, die nach einem siegreichen Sportereignis unterwegs alkoholische Getränke zu sich nehmen, bevor Waffen und Munition zu Hause verwahrt sind.
In Schützenhäusern werden doch heute schon zahlreiche Waffen aufbewahrt - auch in dem Schützenhaus, in dem der Täter tim das Schießen geübt hatte. Im Fernsehen war der große Waffenschrank im Schützenhaus zu sehen. Offenbar sind diese Waffen gegen Einbrüche dort ausreichend geschützt. Danach ist überhaupt nicht mehr zu verstehen, warum diese Tresore in den Schützenhäusern nicht so erweitert werden - etwa durch die entsprechende Ausstattung von Kelleräumen -, daß auch heute noch in der Wohnung befindlichen Waffen und die Munition in den Schützenhäusern belassen und aufbewahrt werden.
Ein möglicher Kompromiß wäre vielleicht, zumindest die Munition im Schützenhaus zu belassen und von den Waffen ein Teil, so daß sie nicht mehr schießtauglich sind.

In England und auch in Deutschland gibt es viele illegale Waffen. Das ist bekannt. Die kann man in Großstädten auch kaufen, wenn man sich auskennt. Nur weiß ich nicht, ob es Jugendlichen, die sich in den Großstädten nicht auskennen, so einfach an die illegale Waffen kommen wie Tim im Schlafzimmer seines Vaters.
Und das Argument der Trokenübungen zu Hause, für die die Waffen so nötig sind, kann ich nicht nachvollziehen. Internationale Erfolge können doch nicht zu Lasten der Sicherheit und des Lebens von Menschen den Vorrang haben.

Mit freundlichem Gruß
Ströbele