Frage an Hans-Michael Goldmann von Sebastian L. bezüglich Verbraucherschutz
Sehr geehrter Herr Goldmann,
ich habe eine Frage zum Thema Produktkennzeichnung. Können Sie mir erklären warum es für die Konsumenten immer schwieriger wird, aus der Produktkennzeichnung verbraucherrelevante Informationen herauszulesen ? Die Informationen sind entweder nicht vorhanden (Herstellungsland/Ort) oder so unübersichtlich / kompliziert (Inhaltsstoffe/Zusammensetzung), dass man ohne Lexikon nicht weiterkommt oder wichtige Informationen gar nicht findet.
Ein Beispiel : Mich, als sozial engagiertem Konsumenten, interessiert es u.a. sehr, wo ein Produkt hergestellt wurde. Eine, im Rahmen der Globalisierung, für mich wichtige Frage. Ich möchte keine Hersteller unterstützen, die aus Gewinnstreben in armen Ländern produzieren lassen um die hiesigen Umwelt- und Arbeitsschutzgesetze zu umgehen. Von den Lohnkosten ganz zu schweigen.
Bitte erklären Sie mir warum Ihre Partei das so möchte, oder ggf. was Sie dagegen unternehmen.
Mit freundlichem Gruß,
Sebastian Lindemann
Sehr geehrter Herr Lindemann,
vielen Dank für Ihre Anfrage zum Thema Lebensmittelkennzeichnung.
Die FDP setzt sich für eine verbraucherfreundliche und praxistaugliche Lebensmittelkennzeichnung ein.
Im letzten Jahr hat sich die EU auf gemeinsame Regeln zur Kennzeichnung geeinigt. Darin werden Angaben angeführt zum Kalorien- und Nährwert, zur Mindestschriftgröße, zum „Analogkäse“ und „Klebefleisch“, zur Allergenkennzeichnung, zu alkoholhaltigen Getränken, zur Herkunftskennzeichnung von Fleisch und noch Vieles mehr.
Ihre Frage zum Zutatenverzeichnis:
Mit dem Zutatenverzeichnis werden Sie über die Zusammensetzung des Lebensmittels informiert. Sie ist die wichtigste Informationsquelle für Verbraucher. Alle Bestandteile müssen in absteigender Reihenfolge ihres Gewichtsanteils aufgelistet werden. Die größte Menge steht daher am Anfang, die Kleinste am Schluss. Letztere sind meist Gewürze, Aromen und Zusatzstoffe. Auch „Zutaten der Zutaten“ erfahren Sie. Ist eine Zutat Salami, müssen die einzelnen Bestandteile der Salami ebenfalls genannt werden.
Für Allergiker besonders relevant ist die namentliche Nennung von Lebensmitteln in der Zutatenliste, die häufig zu Unverträglichkeiten führen, z. B. „Gewürze (mit Sellerie)“.
Wenn Zutaten auf der Verpackung abgebildet oder ausgelobt sind, so muss der prozentuale Mengenanteil angegeben werden.
Aus Ihrer Anfrage entnehme ich, dass Sie die Befürchtung haben, die Liste könnte unvollständig sein und einige Hersteller verschweigen bewusst Zutaten. Die vollständige Deklaration mit wenigen Ausnahmen ist aber ein Muss.
Ihre Frage zur Herstellerkennzeichnung:
Firmenname und -anschrift gehören zur Pflichtkennzeichnung. Bei Beschwerden und Fragen können Sie sich an die hier genannte Firma wenden.
Wie Sie richtig feststellen, erfahren Sie durch die Firmenangabe jedoch nicht zwangsläufig, wer das Lebensmittel hergestellt hat oder wo es produziert wurde. Statt des herstellenden Betriebs können nämlich auch der Verpacker oder der im europäischen Wirtschaftsraum niedergelassene Verkäufer angegeben sein.
Dieses begründet sich zum Beispiel bei zusammengesetzten Produkten daraus, dass die Zutaten aus unterschiedlichen Ländern stammen und es unübersichtlich wäre, jede einzelne Zutat und deren Herstellungsort anzugeben. Das wäre nicht im Sinne einer verbraucherfreundlichen Kennzeichnung und würde der Übersichtlichkeit nicht dienen. Des Weiteren kann es unter Umständen sein, dass eine Zutat, die in einem bestimmten Land hergestellt wird, kurzfristig nicht verfügbar ist, so dass auf qualitativ gleichwertige Zutaten anderer Länder zurückgegriffen werden muss. In diesen Fällen kurzfristig die Kennzeichnung auf der Verpackung zu ändern, wäre logistisch und organisatorisch eine Herausforderung. Engagierte Konsumenten können daher direkt beim Hersteller nachfragen, wo welche Zutaten herkommen.
Mit freundlichen Grüßen
Hans-Michael Goldmann