Frage an Helmut Eigen bezüglich Bildung und Erziehung

Helmut Eigen
DIE LINKE
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Frage von Ulrich M. •

Frage an Helmut Eigen von Ulrich M. bezüglich Bildung und Erziehung

Welche Einstellung haben Sie zum Thema Gemeinschaftsschule bzw. Gesamtschule und Gymnasium?

Ist das Thema Bildungspolitik eines, in dem Sie sich kompetent fühlen?
Was möchten sie durchsetzen und welche Chancen der Durchsetzung sehen Sie?

Antwort von
DIE LINKE

/"Ich habe das Gefühl, dass sich das deutsche Bildungssystem nicht darauf konzentriert, alle einzubeziehen, sondern dass es eher Trennungen schafft “/ so *Vernor Munoz Villalobos*, UN-Sonderberichterstatter und Bildungsexperte, 2006.* *

In Deutschland hängt der schulische Erfolg von Kindern stärker von der sozialen Herkunft ab als in vielen anderen Ländern. Das belegen Untersuchungen in Deutschland und internationale Vergleichsstudien. Insbesondere die PISA- und IGLU- Studien weisen die entscheidende Bedeutung der sozialen Situation für Erfolge und Misserfolge in der Bildungslaufbahn nach.**

DIE LINKE findet, dass Bildung ein Menschenrecht ist und deswegen auch jedem Menschen ohne Qualitätsunterschiede frei zugänglich sein muss. Das von der Landesregierung NRW trotz gegenteiliger wissenschaftlicher Erkenntnisse verteidigte mehrgliedrige Schulsystem fördert Konkurrenz und Leistungsdruck und ist ein Relikt der Klassengesellschaft des Kaiserreichs. DIE LINKE. NRW fordert deshalb die Abschaffung des mehrgliedrigen Schulsystems und eine Schule für Alle bis zur 10. Klasse! Die Zusammenlegung von Haupt- und Realschule bei gleichzeitiger Beibehaltung des Gymnasiums lehnen wir jedoch genauso ab wie die Verlängerung der Grundschule auf sechs Jahre. Beides dient dem Erhalt der Selektion, die wir grundlegend ablehnen.

Ich bin Vater eines 18 jährigen Sohnes, der zur Zeit noch das Gymnasium besucht. Seine Mutter ist Grundschullehrerin. Allein auf Grund der Erfahrungen, die wir in all den Jahren gemacht haben, ob in der Grundschule oder auf dem Gymnasium, glaube ich schon, dass ich mehr als nur einen Eindruck über den Zustand der Bildungspolitik und seine Folgen gewinnen konnte.* *

Kinder aus höheren Schichten werden fünfmal so oft fürs Gymnasium empfohlen wie Kinder aus sozial schwächeren Familien – auch bei gleichen Leistungen. Die Halbtagsschule gleicht Leistungsunterschiede zwischen sozial schwächeren Kindern und Kindern aus Familien mit besseren Ressourcen nicht aus.
DIE LINKE will „Eine Schule für Alle“, ohne Selektion und gebührenfrei. OB Kopiergeld oder, wie mittlerweile bekannt, Klogeld will DIE LINKE nicht. Wir wollen auch keine Studiengebühren und stehen für ihre Abschaffung. DIE LINKE will ein elternunabhängiges BaFöG, damit jede und jeder studieren kann, unabhängig von den finanziellen Verhältnissen der Eltern.
Allerdings: Wenn SPD/Grüne eine Schule für Alle einführen oder die Studiengebühren abschaffen wollen, wird DIE LINKE das selbstverständlich unterstützten. Dazu müssten SPD/Grüne sich allerdings schon sehr bewegen…. Wenn Chancengleichheit oder Bildungsgerechtigkeit bei den konkurrierenden Parteien nicht nur Lippenbekenntnisse wären, die PISA-Studien für Deutschland hätten anders ausfallen können. Zeit für Änderungen hatten sie in den letzten Jahren/Jahrzehnte reichlich genug gehabt.
Ein Thema, dass eher die Bundespolitik betrifft, die Ausbildungskrise: Wir wollen eine Ausbildungsplatzumlage – wer nicht ausbildet soll zahlen. Jede und jeder Jugendliche muss ein Grundrecht auf einen Ausbildungsplatz haben. Die Chancen zur Durchsetzung sehe ich kritisch.

Mit freundlichen Grüßen

Helmut Eigen