Sehr geehrte Frau Precht,

es stimmt, dass seit Beginn der 90er Jahre viele junge Leute vom Osten in den Westen gegangen sind. Es stimmt, dass junge Leute auch aus Mecklenburg-Vorpommern wegziehen – insbesondere in die alten Bundesländer – weil sie hier keine Arbeit haben oder zu wenig verdienen. Es stimmt aber nicht, dass diese Landesregierung – wie es Ihre Frage faktisch unterstellt – nichts tut. Politik vermag zwar weder Arbeitsplätze zu schaffen, noch die Löhne zu erhöhen, sie kann und muss jedoch das Ihre für die Verbesserung der Rahmenbedingungen tun. Und das tut die Landesregierung mit einigem Erfolg. In den vergangenen Jahren sind einige hundert Unternehmen im Land gegründet und tausende Arbeitsplätze geschaffen worden.

Gerade in meinem Verantwortungsbereich – der Arbeitsmarktpolitik – gibt es zahlreiche Anstrengungen, junge Leute in Lohn und Brot zu bringen und im Land zu halten. Einige möchte ich gern aufzählen:

Erst kürzlich fiel der Startschuss für ein Modellprojekt, mit dem mein Ministerium die Berufschancen von jungen Frauen verbessern möchte. Gefördert werden mindestens 500 Facharbeiterinnen unter 25 Jahren, die nach erfolgreicher Ausbildung keinen Arbeitsplatz im Land gefunden haben. Denn es sind vor allem junge Frauen, die das Land verlassen.

Mit der Kampagne „Einfach anfangen“ soll mehr Unternehmergeist ins Land kommen, Mecklenburger und Vorpommern sollen ermutigt werden, sich wirtschaftlich selbstständig zu machen. Unterstützt wird die damit verbundene Qualifizierung. Die Kampagne setzt auch auf die Zusammenarbeit zwischen Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen. Viele gestandene Unternehmer engagieren sich als Mentoren für den Nachwuchs.

Mit „Enterprise“ erhalten arbeitslose junge Menschen zwischen 18 und 27 Jahren neben einer Startförderung eine ehrenamtlich organisierte Fachbegleitung aus der Wirtschaft. Ihnen werden individuelle Beratung, Vermittlung kaufmännischer Grundlagen und ein Coaching bis zu drei Jahren nach ihrer Gründung geboten. Nach Vorlage eines Businessplans können sie ein zinsloses Darlehen bis zu 6.000 Euro erhalten. Darüber hinaus unterstützt mein Haus Jugendbetriebe. Hier werden junge Fachkräfte unter 27 Jahren gefördert, die in Kooperation mit Unternehmern aus Betrieben zukunftsorientierte und wirtschaftlich tragfähige Tochterunternehmen gründen.

Die Agentur mv4you zielt darauf, jungen Leuten nach einer Ausbildung oder einem Studium die Rückkehr nach Mecklenburg-Vorpommern zu erleichtern. Sie stellt Verbindungen zwischen den abgewanderten Fach- und Führungskräften und den im Land angesiedelten Unternehmen und Institutionen her und pflegt diese. Sie informiert außerdem über Entwicklungen am Arbeitsmarkt und in der Region, vermittelt die Ansprechpartner für die persönlichen Anliegen, sendet aktuelle Stellen und Unternehmensnachfolgeangebote zu, hilft bei der Recherche oder veröffentlicht auf Wunsch ein Profil zum Zugriff für regionale Unternehmen.

Für diejenigen, die noch keine abgeschlossene berufliche Ausbildung haben und Schwierigkeiten mit der Berufswahl haben, gibt es die Produktionsschulen. Sie bieten maßgeschneiderte Unterstützung für 15- bis 20-Jährige. Unter dem Leitgedanken „Lernen durch Erfahrung“ arbeiten die Produktionsschüler in verschiedenen Werkstätten. Dort können sie ihre beruflichen Eignungen testen, ihre Stärken herausfinden, berufliche Erfahrungen sammeln und betriebliche Arbeitsabläufe kennen lernen.

Sehr geehrte Frau Precht, dies ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Arbeitsmarkt- und Strukturentwicklungsprogramm des Landes, mit dem sie sich gern unter der Adresse http://www.am.mv-regierung.de und http://www.am.mv-regierung.de vertraut machen können.

Mit freundlichen Grüßen

Helmut Holter