Frage an Hermann Ott bezüglich Bildung und Erziehung

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Hermann Ott
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Kathrin H. •

Frage an Hermann Ott von Kathrin H. bezüglich Bildung und Erziehung

Soeben hat die OECD veröffentlicht, dass Deutschland bei den Ausgaben für Bildung und Ausbildung auf den letzten Plätzen steht.
Wieso wird hier im Vergleich so wenig Geld in Bildung investiert? Wollen Sie oder Ihre Partei daran etwas ändern und wenn ja, was?

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Heseding,

vielen Dank und ja, jede Meldung von der OECD ist dazu geeignet, neues Entsetzen hervorzurufen. Vor kurzem war es die Meldung, dass in Deutschland jedes sechste Kind in Armut lebt (im Schnitt der OECD nur jedes achte, in Dänemark nur jedes 37.!) und jetzt ist schon wieder klar, dass Deutschland bei der Bildung immer noch hinterherhinkt. Obwohl die ersten PISA-Ergebnisse schon ein paar Jahre zurückliegen, ändert sich an der grundsätzlichen Misere des deutschen Schulsystems nichts.

Das hat seinen Grund vor allem in der föderalen Struktur, dass nämlich die Länder zuständig sind und eifrig auf ihre Eigenständigkeit achten. Absurderweise ist diese alleinige Zuständigkeit von der großen Koalition noch verstärkt worden, indem durch die Föderalismusreform der Bundesregierung sogar verboten wurde, Bildungsmaßnahmen in den Ländern auch nur zu finanzieren!

Dazu kommt eine verrückte ideologische Fixierung in Deutschland - zwischen rechts und links hat sich die Schulpolitik in den letzten Jahrzehnten als Hauptkriegsschauplatz etabliert, wo jeder Fortschritt im Interesse der Kinder von der jeweils anderen Seite blockiert wird.

Wir GRÜNE wollen das ändern, wollen die Bildungspolitik aus der ideologischen Ecke rausholen und allen Kindern die Möglichkeit bieten, ihre Talente voll zu entfalten. Denn das ist es doch, worauf es ankommt! Weil es das beste für die Kinder selbst ist und weil wir für eine lebendige Demokratie und Gesellschaft gut gebildete und selbstbewusste BürgerInnen brauchen.

Deshalb wollen wir mehr Geld in die Bildung stecken und mit einem "Bildungssoli" finanzieren, deshalb wollen wir frühkindliche kostenlose Betreuung ab dem 1. Lebensjahr und deshalb wollen wir Ganztagsschulen in denen leben und lernen möglich ist (mehr im Wahlprogramm ab Seite 99, abrufbar auf http://www.gruene.de ).

Aber, wie gesagt, das Wichtigste ist, die Bildungspolitik endlich als das zu nehmen was sie ist: Die Grundlage der Gesellschaft von morgen. Denn eine Gesellschaft kann nur so gut sein wie die Menschen, die sie bilden. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Ihr
Hermann Ott