Frage an Hidir Gürakar bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

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Hidir Gürakar
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Frage von Karl-Heinz L. •

Frage an Hidir Gürakar von Karl-Heinz L. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Wie soll Ihrer Meinung nach die Integration der zu erwartenden Flüchtlingswelle im Kreis Waldshut vor sich gehen - wir haben schon tausende Gastarbeiter im Kreisgebiet - viele und vor allen Dingen oft die Frauen Daheim die nach 30 Jahren sich noch nicht einmal richtig unterhalten können - wenn sie zum Arzt müssen nehmen sie ihre Kinder mit um mit dem Arzt reden zu können .... oft nehmen selbst diese hier schon lange wohnenden Menschen an unserem kulturellen Leben überhaupt nicht teil und beteiligen sich nicht an gemeinschaftlichen Aktivitäten und Anlässen.... wir haben doch eine Kultur und sind derer verpflichtet. Wie sollen wir wenn wir die Integration der Gastarbeiter aus Italien, der Türkei oder Osteuropa nicht geschafft haben es jetzt schaffen tausende von Flüchtlige hier zu integrieren .....wo zu integrieren und wie dazu bewegen sich unseren Strukturen ein wenig anzupassen ...... oder sollen sich die Menschen hier anpassen? Wir leben im ländlichen Raum und ich weiss von Orten wo die Menschen Angst haben vor dem was auf einem zu kommt mit der Verteilung von grösseren Gruppen .... wie wollen Sie den Menschen die ihr ganzes Leben schon hier gelebt haben oder aufgewachsen sind diese Angst nehmen? Es sind zum grössten Teil Menschen die hier herkommen mit anderen Religionen und anderen Ansichten - der grössere Teil männlich - wie soll das Ihrer Meinung nach gehen? Wir brauchen dringend mehr Beamte - im Landratsamat und bei den Sozialdiensten - Polizeibehörden - Ordnungsämtern und Gemeinden..... das muss aber auch finanzierbar sein

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SPD

Sehr geehrter Herr L.,

wir befinden uns momentan in einer außergewöhnlichen Situation: In Syrien geht ein blutiger Bürgerkrieg schon bald in das fünfte Jahr und ein Ende ist nicht in Sicht. Für zahlreiche Syrerinnen und Syrer ist eine Flucht nach Zentral- oder Nordeuropa momentan die einzige Perspektive, da eine Rückkehr in die Heimat auf Jahre bis Jahrzehnte unmöglich erscheint. Mit dieser Situation müssen wir umgehen, ob wir wollen oder nicht. Darum gilt es jetzt, die lokalen Bürgerkriegsparteien und ihre internationalen Unterstützer an den Verhandlungstisch zu bringen. Dazu müssen die momentan oft katastrophalen Bedingungen in den Flüchtlingslagern in den syrischen Anrainerstaaten verbessert werden. Die Menschen, die bereits auf dem Weg zu uns sind oder hier schon angekommen sind, müssen anständig versorgt und in unsere Gesellschaft integriert werden. Das sind alles keine leichten Aufgaben, aber sie sind machbar. Heute gilt es, anzupacken statt zu verzagen. Sie haben vollkommen Recht, es muss Geld in die Hand genommen und investiert werden. In die öffentliche Verwaltung, die Infrastruktur, den Wohnmarkt. Wir gehen im Land diesen Weg und können nur um die Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger werben. Deutschland ist die größte Volkswirtschaft Europas, Baden-Württemberg für sich genommen die Fünftgrößte. Wer, wenn nicht wir wäre in der Lage, diese Krise verantwortungsbewusst und mitmenschlich zu bearbeiten? Natürlich nehme ich die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger, die Angst vor möglichen Veränderungen hin zum Schlechteren, ernst. Verantwortungsvolle Politik bedeutet jedoch nicht, diese Sorgen und Ängste anzuheizen und so auf dem Rücken der Geflüchteten Stimmung zu machen. Verantwortungsvolle Politik bedeutet, auf die Menschen zugehen, und ihnen ihre Ängste zu nehmen, indem man deutlich macht, dass wir in der aktuellen Situation menschlich und konstruktiv arbeiten und unser Möglichstes tun, diese aktuelle Krise im Sinne der Geflüchteten wie der Einheimischen zu entschärfen. Wir sind dabei auf einem guten Weg und ich kann an die Bürgerinnen und Bürger nur appellieren: Fallen Sie nicht auf die Hetzer herein, die scheinbar einfache Lösungen anbieten und dabei bereit sind, über Leichen zu gehen. Wir können die ankommenden Flüchtlinge adäquat versorgen und in unsere Gesellschaft integrieren. Wir müssen es nur wollen.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Hidr Gürakar