Frage an Ilka Wenzelis bezüglich Frauen

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Ilka Wenzelis
DIE LINKE
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Frage von Siehfried E. •

Frage an Ilka Wenzelis von Siehfried E. bezüglich Frauen

Hallo, ich würde dich schon wählen wollen , aber warum eine Frauenquote? Den Frauen stehen doch alle Möglichkeiten offen.

Liebe Grüsse Siegfried

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Erichsen,

ich sehe die Frauenquote etwas differenzierter als die allgemeine Meinung unsere Position darstellt. Ich hoffe, Sie geben sich die Zeit, meine Darlegung durchzulesen.

Deutsche Großunternehmen haben versagt bei der freiwilligen Selbstverpflichtung, mehr Frauen in Vorstände und Aufsichtsräte zu wählen. Die Frauenquote ist die Antwort unserer Partei auf das Ergebnis einer veralteten Anstellungspraxis wie auch dem Pyramiden-Effekt der Rangordnung in Unternehmen. Obwohl Frauen 44% aller Beschäftigten in Deutschland ausmachen, finden sich auf niederer, zweiter Führungsebene nur 35% Frauen, auf höherer, erster Führungsebene gar nur 25%. Bei Aufsichtsräten (<10%) und Firmenvorständen (< 4%) sieht es sogar noch schlechter aus.

Zahlreiche Studien belegen: Ein höherer Frauenanteil in der 1. Führungsebene bzw. den Vorständen und Aufsichtsräten trägt positiv zur Vielfalt der Themen bei. Chancengleichheit für alle Beschäftigten, Vereinbarung von Beruf und Familie werden umso häufiger und intensiver besprochen und diskutiert je mehr Frauen in den obersten Gremien sitzen. Gleichzeitig verbessern sich alle Bereiche, die man als sog. „Organisationskriterien“ bezeichnet bei wenigstens 3 Frauen im Aufsichtsrat. Darunter fallen z.B. Motivation, Innovation, Wertevermittlung, Koordination und Kontrolle. Das wiederum steigert spürbar Umsatz und Gewinn. Je vielfältiger die Kundschaft, desto wichtiger ist möglichst vielfältige Zusammensetzung des Aufsichtsrats.

Ich halte eine Forderung nach sofortiger 40- oder 50%-Quote für problematisch, denn die Mitglieder für Vorstand und Aufsichtsrat werden aus der höheren Führungsebene gewählt, in der ja nur 25% Frauen überhaupt vertreten sind.  Die restlichen 25% würden also aus der niederen Führungsebene gewählt werden müssen - und zwangsläufig über zu geringe Qualifikation verfügen. Ich möchte keinesfalls, dass das Projekt „Gleichstellung“ wegen Inkompetenz der Kandidatinnen beendet werden müsste.

Stattdessen stelle ich mir eine erste Mindestquote um die 20% vor bei gleichzeitiger Verpflichtung, mehr Frauen für die erste Führungsebene zu qualifizieren. Wahl und Berufung in Aufsichtsrat bzw. Vorstand müssen auch von einer unabhängigen Berufungskommission ernannt werden. Außerdem muss es ein Anforderungsprofil geben, um die Wahl durchsichtig, sachlich und den Regeln gemäß zu gewährleisten.

Die Quote kann und sollte dann schrittweise angehoben werden. Weitere Voraussetzungen für mehr Frauen in Vorstand und Aufsichtsrat sind auch bessere Familienmodelle sowie Programme bei der Neubesetzung von Stellen. Damit könnte man dem verhältnismäßig kleinen Anteil von Frauen in der 1. Führungsebene entgegenwirken.