Frage an Isabelle Vandre bezüglich Bildung und Erziehung

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Isabelle Vandre
DIE LINKE
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Frage von Uwe P. •

Frage an Isabelle Vandre von Uwe P. bezüglich Bildung und Erziehung

Wie haben Sie sich für Kreativität und innovative Projekte an unseren Schulen eingesetzt?
Wie stellen Sie sich wirksame Medienbildung vor?
Werden Sie sich wie für Gewaltprävention engagieren -> Mobbing, Bossing, Stuffing ?

Welche Veränderungen werden Sie in den Kontexten Schulaufsicht, „Testeritis“, Schulvisitation, …, Schulrecht, sogenannte überregionale Rechtsangelegenheiten
bis hin zu Zweigstellen der Schulämter und ggf. des LISUM politisch auf den Weg bringen?

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Antwort von
DIE LINKE

 Wie haben Sie sich für Kreativität und innovative Projekte an unseren Schulen eingesetzt?

Wir sind grundsätzlich der festen Überzeugung, dass Bildung neu gedacht und alle Schulen zu Lern- und Lebensorten gestaltet werden müssen, die Platz zum Lernen, zum Erholen, Spielen, zum Bewegen, zum Experimentieren bieten, die Medienarbeitsplätze sowie Räume zum Fördern, zum Ausruhen und zum Essen beinhalten. Um das Realität werden zu lassen, muss das Land die Kommunen als Schulträger bei der Umsetzung der notwendigen baulichen Maßnahmen unterstützen. Dafür haben wir uns ins dieser Legislatur mit Anträgen mehrfach für die Aufstockung des Kommunalen Investitionsprogrammes -  KIP II  - Bildung eingesetzt. Zuletzt in der Diskussionen um den Nachtragshaushalt.

 Wir wollen Schule als einen Lebens-und Bildungsort gestalten, der junge Menschen auf die Welt neugierig macht und auf ein selbstbestimmtes Leben vorbereitet; an dem Kinder und Jugendliche lange gemeinsam miteinander lernen können und an dem sie ohne Leistungs- und Notendruck individuell gefördert werden. Dabei tragen Lehrer*innen, in Zusammenarbeit mit multiprofessionelle Teams, Hauptverantwortung für das Gelingen dieser Bildungsprozesse. In der Wahrnehmung dieser Verantwortung müssen sie bestmöglich unterstützt werden. Um diese Voraussetzung zu schaffen, haben wir Druck auf die Landesregierung gemacht, um dem Fachkräftemangel aktiv zu begegnen. Im Ergebnis wurde jetzt endlich ein Studiengang für Lehrkräfte im Grundschullehramt an der BTU Cottbus Senftenberg eingerichtet. Das reicht aber noch nicht, wir müssen sowohl das Lehramtsstudium, als auch die Erzieherausbildung so praxisorientiert und mit Vergütungen ausstatten, dass wir ausreichend junge Fachkräfte für die Zukunft gewinnen können. Zugleich haben wir mit Anträgen darauf gedrungen, sowohl im Schulgesetz, als auch im Landeshaushalt die Voraussetzungen für die Ausstattung aller Schulen mit multiprofessionellen Teams zu ermöglichen, die eine wichtige Voraussetzung für differenzierten, kindgerechten, kreativen Unterricht und die Umsetzung kreativer Projekte sind. Kreativität und Innovation gelingt nur, indem wir Bildung als Ganztagsförderung mittels einer echten Verzahnung von Schule und Jugendhilfe unter Einbindung von Akteur*innen aus dem Sozialraum der Schule gestalten, Unterricht rhythmisiert gestalten, Schulen für Projektpartner*innen von außen öffnen und den Schulalltag unter Beteiligung der Schüler*innen gestalten. Dafür müssen wir einen Qualitätsrahmen für die Ganztagsförderung auf Landesebene gestalten und einen Bildungsrat etablieren, in dem Expert*innen aus Schule, Jugendhilfe, Elternvertreter*innen und Jugendliche Empfehlungen für die Gestaltung der Schulformen und der Bildungsinhalte der Zukunft gestalten. Beides haben wir auch mehrfach beantragt.

 
Zur Medienbildung:

Für uns hat das Kinderrecht auf digitale Bildung / Medienbildung im Sinne der Kinderrechtskonvention hohe Priorität: Kinder haben ein Recht darauf und müssen darauf vorbereitet werden, verantwortungsvoll selbst gewählte Mittel zu nutzen, um Informationen und Ideen zu beschaffen, zu empfangen und weiterzugeben (vgl. Art. 13 UN KRK). Gute Medienbildung ist ein kontinuierlicher Prozess, der Menschen befähigt, ihr Leben und Lernen in einer digitalisierten Welt aktiv zu gestalten.

Familie, Kita und Schule müssen sich mit Medien auseinandersetzen und Kindern und Jugendliche alltagsbegleitend Medienkompetenz vermitteln. Wir müssen Erwachsene durch Aus- und Weiterbildung fit darin machen, junge Menschen darin zu unterstützen, Medien sinnvoll, adäquat, situationsbezogen und handlungsorientiert nutzen zu können. 

Wirksame Medienbildung ermöglicht die gedankliche Durchdringung, Analyse und Reflexion der digitalisierten Welt. Sie unterstützt dabei, Erkenntnis zu erwerben, zu erproben und einzuüben und zeigt auf, wie Hard- und Software auch Lernprozesse gut unterstützen kann.

Dabei steht für uns fest: analoges Lernen, analoge Kommunikation und soziale Interaktion sollen durch die Integration digitaler Medien ergänzt NICHT ersetzt werden.

Zugleich gehört für uns zu wirksamer Medienbildung, dass durch die pädagogisch begleitete Reflexion der eigenen Mediennutzung, und das Kennenlernen der Gefahren und Grenzen im Umgang mit digitalen Medien, Grundlagen für die Erziehung zu mündigen und selbstbestimmten Verbraucher*innen gesetzt werden.

Um das zu erreichen, müssen wir:

1.      Pädagog*innen und Eltern schulen

2.      Schulen und Kitas mit geeigneter Hard- und Software ausstatten

3.      Um digitale Bildung/Medienbildung sinnvoll und lerneffizient zu gestalten, muss eine Rahmenkonzeption erarbeitet und beschlossen werden, auf deren Grundlage Bildungs- und Rahmenlehrpläne und Kita- sowie Schulkonzeptionen weiterentwickelt werden können. Das haben wir in der Plenarsitzung im Januar gefordert

4.       siehe Antrag aus der letzten Plenarsitzung. Diese Rahmenkonzeption sollte mindestens die folgenden 4 Handlungsfelder umfassen. Festlegungen / Empfehlungen

Zur Gewaltprävention: Kinder-, Jugend- und Gewaltschutz bleibt für uns ein enorm wichtiges Thema. Auch hier müssen wir weiter darauf drängen, Fachkräfte in Kitas, Schule und Jugendarbeit besser zu qualifizieren, endlich alle Schulen mit gut ausgebildeten Schulsozialarbeiter*innen auszustatten, die Schulen bei der Erstellung von Gewaltschutzkonzepten und deren praktischer Umsetzung besser zu unterstützen und vor allem mehr kinder- und jugendgerechte Kontakt- und Anlaufstellen aufzubauen und bekannt zu machen.

Zu Testeris etc: Im Rahmen unseres Änderungsantrages zum Schulgesetzänderungsentwurf der Landesregierung (Drucksache 7/9117) haben wir versucht, einige der drängendsten Baustellen anzuzeigen. Wir schätzen aber ein, dass wir eine grundsätzliche Bildungsreform brauchen, die Schulformen, Schulverwaltungsstrukturen und vor allem die Bildungsinhalte auf den Prüfstein stellt, um eine moderne, kindgerechte und wirkungsvolle Bildungsinfrastruktur zu gestalten, die tatsächliche Bildungsgerechtigkeit für alle Schüler*innen ermöglicht. Wir setzen uns dafür ein, Schulverwaltungsstrukturen, Schulaufsicht, Schulvisitation und das BUSS-System auf den Prüfstein zu stellen und hier die Schulen wirklich unterstützende, flachhierarchisch angelegte Systeme zu gestalten. Wir setzen uns dafür ein, im LISUM alle Aus- und Fortbildungsangebote für quereinsteigende und grundständig ausgebildete Lehrkräfte zu bündeln und bedarfsgerechte, auch regional organisierte Angebote umzusetzen.

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