Frage an Jens Kerstan bezüglich Umwelt

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Jens Kerstan
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage an Jens Kerstan von Klaus-Peter S. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Kerstan,
ich danke für ihre Antwort zum Thema Energiewende.Meine Nachfrage dazu.Die wichtige Grundlasterzeugung ist bereits jetzt bei dem vorhandenen Energieerzeugungs- Mix infrage gestellt!Im Juni letzten Jahres stand Deutschland mehrfach am Rande eines "Blackout"! Es war einfach zu wenig Strom vorhanden- viel weniger,als die deutschen Verbraucher benötigten.Diese Lage war sehr angespannt und brisant und konnte nur mit Unterstützung von Stromzukauf aus den europäischen Nachbarländern gemeistert werden.
( Hinweis im Internet:Angst vor dem "Blackout":THW warnt Deutsche).Das teilten die Netzbetreiber damals mit! Stromknappheit obwohl wir im Land derzeit sogar noch verlässliche Energie durch Atom- ,Kohle- und Gaskraftwerke zur Energieversorgung erzeugen!Gibt Ihnen das als Verfechter der zukünftig geforderten reinen Öko-Energieversorgung Deutschlands nicht ernsthaft zu denken?Die jederzeit zu sichernde Energieversorgung für unser Land steht doch jetzt bereits auf wackeligen Beinen!Ich habe deshalb kein Vertrauen in die von Ihnen gewollte Energiewende!
Mit freundlichem Gruß

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Es ist keineswegs so, dass Strom in Deutschland durch den Atomausstieg knapp wäre. Im Gegenteil! Deutschland ist trotz Atomausstieg - der Kohleausstieg hat noch gar nicht begonnen - ein bedeutendes Stromexportland. Es gibt ein europaweites grenzüberschreitendes Stromhandels- und Stromverteilsystem. Gerade wird eine Leitung aus Norwegen nach Kontinentaleuropa verlegt, womit Strom aus norwegischer Wasserkraft zukünftig auch in Deutschland zur Verfügung steht. Eine absolute nationale Autarkie in der Energiewirtschaft hat es in den letzten Jahrzenten nie gegeben und es ist auch nicht sinnvoll, so etwas für die Zukunft anzustreben. Insofern ist es auch kein Problem, wenn Strom stundenweise oder sehr selten tageweise importiert werden muss. An den weit überwiegenden Tagen des Jahres exportiert Deutschland Strom in großen Mengen. Niemand plant, über Nacht aus der Kohle auszusteigen. Das wird schrittweise passieren, wie bei der Atomkraft auch. Kohle wird zunächst zu einem großen Teil durch Gaskraftwerke ersetzt. Eine ganze Reihe hochmoderner Gaskraftwerke, deutlich klimafreundlicher als Kohlekraftwerke, sind zurzeit eingemottet oder sind nie in Betrieb gegangen, da der regulatorische Rahmen bisher die Gaskraft wirtschaftlich gegenüber Kohlekraft benachteiligt.
Wir werden wahrscheinlich erst in 10 bis 15 Jahren bei einem Energiesystem mit 100 Prozent Erneuerbaren Energien sein. Das ist z.B. der gemeinsame Plan von Hamburg und Schleswig-Holstein in unserem Projekt Norddeutsche Energiewende 4.0 (NEW 4.0) Die mit vielen Partnern aus Wirtschaft und Forschung dafür in diesem Projekt erprobten Technologien für Energiespeicherung und Laststeuerung werden bis dahin alltagstauglich zur Verfügung stehen.