Frage an Jochen Hanisch bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

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Jochen Hanisch
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Frage von Achim J. •

Frage an Jochen Hanisch von Achim J. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Hanisch:

1) In der Grundschule meines Heimatviertels, St. Georg, sind mehr als die Haelfte der Schueler des Deutschen gar nicht oder nur unzureichend maechtig. Wie stellen Sie sich vor, die extreme Benachteiligung deutscher Kinder in diesem Stadtviertel gegenueber Schuelern in Grundschulen mit mehrheitlich deutscher Muttersprache, etwa in Blankenese, zu kompensieren? Sind Sie/die AFT bereit, Eltern zu erlauben, ihre Kinder in eine oeffentliche Grundschule zu schicken, die ausserhalb ihres Bezirks liegt?

2) Koennen Sie sich vorstellen, Einwanderung ausschliesslich auf solche Personen zu beschraenken, die auf Grund ihres hohen Bildungsgrades und auf dem Arbeitsmarkt gesuchter Faehigkeiten keine Probleme bei der Integration haben werden?

3) Deutsche Kinder in Schulen mit ueberwiegend islamisch gepraegten Schuelern werden von letzteren oft beleidigt ("deutsche Schlampe", "Schweinefleisch-Fresser") und sogar koerperlich attackiert. Es ist mein Eindruck, dass Schulen dagegen genauso unzureichend einschreiten, wie gegen die Beleidigung von Mitschuelern mit alternativer sexueller Orientierung. Haben Sie ein Konzept, wie Schulen und deren Lehrer dafuer verantwortlich gemacht werden koennen, gegen diese Art von Traumatisierung endlich wirksam einzuschreiten?

4) Muslimische Maedchen werden oft von ihren Eltern vom gemeinsamen Schwimmen mit maennlichen Schuelern in illegaler Weise ferngehalten. Was gedenken Sie dagegen zu unternehmen?

5) Polizeiberichte schweigen sich ueber die Staatsangehoerigkeit/ethnische Zugehoerigkeit von mutmasslichen Straftaetern aus. Treten Sie/die AFT fuer das Recht der Oeffentlichkeit ein, diese Informationen zu erfahren und sind Sie fuer die kompromisslose Abschiebung strafmuendiger Auslaender, welche vor Gericht einer strafbaren Handlung ueberfuehrt wurden?

Ehrlichkeit was Sie/die AFD wirklich zu tun gedenken ist mir lieber, als der Versuch, Zustimmung vorzutaeuschen.

Hochachtungsvoll, Achim Jung

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DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Jung,
ich habe den Eindruck, dass Sie mich einer anderen Parteigruppierung zuordnen, nämlich dem AfD, tatsächlich bin ich Kandidat der Links-Partei. Dessen ungeachtet möchte ich auf Ihr Fragen eingehen.

Frage 1) In der Grundschule meines Heimatviertels, St. Georg, sind mehr als die Haelfte der Schueler des Deutschen gar nicht oder nur unzureichend maechtig. Wie stellen Sie sich vor, die extreme Benachteiligung deutscher Kinder in diesem Stadtviertel gegenueber Schuelern in Grundschulen mit mehrheitlich deutscher Muttersprache, etwa in Blankenese, zu kompensieren? Sind Sie/die AFT bereit, Eltern zu erlauben, ihre Kinder in eine oeffentliche Grundschule zu schicken, die ausserhalb ihres Bezirks liegt?

Antwort: Das Problem liegt wie so oft bei der unzureichenden vorschulischen und schulischen Bildung. Die Personalausstattung ist zu niedrig, die Sprachschulung, das betrifft übrigens auch Kinder und Jugendliche aus "deutschen" Familien, ist oft unzureichend. Der Erwerb von Lese- und Schreibkompetenz für Kinder und Jugendliche wird durch das oft negative Vorbild von Eltern (Fernsehen statt vor-lesen) oder Gleichaltrigen (Mobiltelefon, Facebook) behindert. Dem ließe sich nur gegensteuern durch konsequente Sprachförderung. Der Kreis schließt sich: Dafür brauchen wir ausreichend qualifiziertes und ordentlich bezahltes Personal.

2) Koennen Sie sich vorstellen, Einwanderung ausschliesslich auf solche Personen zu beschraenken, die auf Grund ihres hohen Bildungsgrades und auf dem Arbeitsmarkt gesuchter Faehigkeiten keine Probleme bei der Integration haben werden?

Antwort: Ihrer Frage liegt bereits ein grundlegendes Missverständnis zugrunde. Wenn Menschen aus anderen Ländern zu uns kommen, dann sind dies in der Regel bereits die qualifiziertesten ihrer Heimat. Erst durch die Beschränkungen, die sie hier aufgrund ihrer Herkunft erfahren, wird die Situation schwierig: Fehlende Arbeitsgenehmigungen, Einkommen am Existenzminimum usw. fördern die Konzentration dieser Menschen in Stadtteilen, in denen ein Überleben möglich ist. Umgekehrt wird also ein Schuh daraus. Wenn wir diese Menschen gut aufnehmen, sie als kulturelle Bereicherung empfinden und sie schnell in das Arbeitsleben aufnehmen, gibt es deutlich weniger "Integrationsprobleme". Nur hoch-qualifizierte Menschen hier aufzunehmen, wie es im Moment auch durch die Bundesregierung angestrebt wird, verschärft nur die Problemlage: Indem "wir" Ausbildungskosten einsparen, haben die ärmeren Herkunftsländer wachsende wirtschaftliche Probleme, die dann in den Kreislauf der Auswanderung von dort zu uns führen. Abgesehen davon gibt es Menschen- und Grundrechte, die gelten ausnahmslos für alle.

3) Deutsche Kinder in Schulen mit ueberwiegend islamisch gepraegten Schuelern werden von letzteren oft beleidigt ("deutsche Schlampe", "Schweinefleisch-Fresser") und sogar koerperlich attackiert. Es ist mein Eindruck, dass Schulen dagegen genauso unzureichend einschreiten, wie gegen die Beleidigung von Mitschuelern mit alternativer sexueller Orientierung. Haben Sie ein Konzept, wie Schulen und deren Lehrer dafuer verantwortlich gemacht werden koennen, gegen diese Art von Traumatisierung endlich wirksam einzuschreiten?

Antwort: Siehe meine Antwort unter 1. Die Vermittlung von Werten und Normen, von Toleranz und Anerkennung ist und bleibt die Aufgabe von "Erziehung". Die von Ihnen beschriebenen Phänomene beruhen in der Regel auf Unterprivilegierung und großen Kenntnis- und Bildungslücken. Dies gilt im Übrigen auch umgekehrt: Korrekterweise müssten Sie auch die Diskriminierung nichtdeutscher Jugendlicher durch deutsche Jugendliche zitieren. Wie damit umgegangen werden müsste, habe ich skizziert.

4) Muslimische Maedchen werden oft von ihren Eltern vom gemeinsamen Schwimmen mit maennlichen Schuelern in illegaler Weise ferngehalten. Was gedenken Sie dagegen zu unternehmen?

Antwort: siehe Antworten auf Frage 1 und 3. Eine generelle Lösung gibt es vorerst nicht - da muss jeder Einzelfall betrachtet und nach Lösungen gesucht werden.

5) Polizeiberichte schweigen sich ueber die Staatsangehoerigkeit/ethnische Zugehoerigkeit von mutmasslichen Straftaetern aus. Treten Sie/die AFT fuer das Recht der Oeffentlichkeit ein, diese Informationen zu erfahren und sind Sie fuer die kompromisslose Abschiebung strafmuendiger Auslaender, welche vor Gericht einer strafbaren Handlung ueberfuehrt wurden?

Antwort: Mit Ihrer Frage unterstellen Sie einen Zusammenhang zwischen Herkunft und Kriminalität. Einen solchen Zusammenhang sehe ich nicht. Zudem gelten die Grundrechte für alle, ungeachtet ihrer Herkunft usw.

Mit freundlicher Empfehlung
Jochen Hanisch