Frage an Josef Göppel bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

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Josef Göppel
CSU
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Frage von Carl-Alexander M. •

Frage an Josef Göppel von Carl-Alexander M. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Sehr geehrter Herr Göppel,

in Triesdorf soll auf 2 Hektar Fläche e. Energiekomplex bestehend aus einer Biogasanlage u. e. Hackschnitzelkraftwerk entstehen. Nach Aussagen des Herrn Sedlmeier, die treibenende Kraft in dieser Sache bei den Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf, ist eine Biogasanlage f. Forschungszwecke als Referenzanlage unbedingt notwendig. Dabei soll diese Anlage nicht von e. Triesdorfer Schule betrieben werden, sondern von e. der Öffentlichkeit bislang unbekannten Investor, wobei ich vermute, dass die potenzielle Investor schon Kontakte nach Triesdorf geschlossen hat. Nach Aussagen von anderen Fachleuten in dieser Sache, ist für den Betrieb der Anbau von 200 Hektar Mais als Biomasse erforderlich. Dazu habe ich folgende Fragen:

1. Finden Sie es umweltfreundlich, 200 Hektar Mais steuerbegünstigt anzubauen u. dann in e. Biogasanlage wiederum hoch subventioniert zu verheizen?
2. Nach Aussagen des Brauerbundes konkurriert der Anbau von Mais mit dem Anbau v. Sommergerste (Braugerste), so dass der Bierpreis steigt. Finden Sie in Ordnung, dass zu Gunsten der subventionierten Biomasseproduktion sich die Erzeugung von Lebensmitteln verteuert?
3. In Schwäbisch Hall wurde nun ein Biomassekraftwerk in Betrieb genommen, das mit Palmöl befeuert wird. Auch diese Art von Stromerzeugung wird staatlich hoch subventioniert. Billigend in Kauf genommen wird dabei die Abholzung des Regenwaldes, um dann auf den freien Flächen Palmöl zu produzieren. Finden Sie es umweltfreundlich, Regenwälder abzuholzen, Palmöl zu produzieren, auf dem Seeweg um die halbe Erde zu transportiern u. Palmöl zu verheizen, u. diese Art von Energiegewinnung auch noch staatlich hoch subventionieren?
4. Immer wieder macht die CSU Front gegen Windkraftanlagen, weil diese zu "landschaftsschädlich" seien. Finden Sie die offensichtlich von Ihren unterstützte Biogasanlage in Triesdorf weniger landschaftsschädlich als eine Windkraftanlage? In finde diese Biogasanlage skandalös.

MfG, cam

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Antwort von
CSU

Sehr geehrter Herr Mavridis,

die Berichte des Weltklimarats haben eindrücklich belegt, dass der Klimawandel bereits Realität ist. In meiner Heimatregion Westmittelfranken hat der Borkenkäfer in von jahrelanger Trockenheit vorgeschädigten Wäldern enorme Schäden verursacht. Das deutsche Institut für Wirtschaftsforschung hat berechnet, dass die Folgekosten des Klimawandels in Deutschland schon in wenigen Jahren auf bis zu 100 Milliarden Euro im Jahr steigen könnten. Das sind rund 1250 Euro für jeden Bürger.

Biogasanlagen stoßen nur das Kohlendioxid aus, das die eingesetzten Pflanzen während ihres Wachstums aufgenommen haben. Durch die Zumischung von Gülle werden hoch klimawirksame Methanemissionen vermieden. Und schließlich ersetzt die Abwärme Öl- und Gasheizungen in benachbarten Gebäuden. Biogasanlagen sind damit ein echter Beitrag zum Klimaschutz.

Biogasanlagen laufen fast das ganze Jahr rund um die Uhr und liefern zuverlässig Strom. Sie können deshalb problemlos den Grundlaststrom aus Kohlekraftwerken ersetzen. Im Landkreis Ansbach stammt bereits mehr als ein Drittel des Stroms aus Biogasanlagen!

Die Fachhochschule und die landwirtschaftlichen Lehranstalten in Triesdorf sind ein renommiertes Kompetenzzentrum für Biogasanlagen. Die Forschung in der geplanten Referenzanlage dient gerade dazu, die Verstromung von Biomasse noch effizienter und naturverträglicher zu machen.

Zu Frage 1: Im Jahr 2007 errichtete Biogasanlagen erhalten für jede ins öffentliche Netz eingespeiste Kilowattstunde Strom zwischen 8,03 und 10,99 ct. Für den Einsatz nachwachsender Rohstoffe wird zusätzlich ein Bonus von 6 ct/kWh und für die Nutzung der Abwärme von 2ct/kWh gezahlt. Maximal Dies sind zusammen maximal 18,99 ct/kWh. Dies entspricht dem durchschnittlichen Haushaltsstrompreis.

Es ist richtig, dass erneuerbare Energien noch über den
Stromerzeugungskosten eines Braunkohlekraftwerks liegen. Vergleicht man regenerativen Strom mit Kohlestrom, kosten die umweltfreundlichen Energien einen typischen Haushalt in Deutschland 22 Euro zusätzlich im Jahr. Die Umweltkosten des Braunkohlestroms sind aber in dieser Rechnung nicht berücksichtigt. Aus volkswirtschaftlicher Sicht sind nicht die erneuerbaren Energien subventioniert, sondern die Verstromung fossiler Energieträger.

Zu Frage 2: Landwirte haben als Energiewirte ein zweites Standbein gefunden. Ich freue mich, wenn ich in Gesprächen mit Landwirten höre, dass ihre Kinder den elterlichen Hof plötzlich wieder als Zukunftschance wahrnehmen. Auch die arbeitsintensive Erzeugung von Lebensmitteln wird wieder angemessen entlohnt. Ich stimme Ihnen aber zu, dass kein übermäßiger Wettbewerb zwischen der energetischen Nutzung von Biomasse und der Produktion von Nahrungsmitteln entstehen darf. Ich setze mich deshalb dafür ein, dass die EU die Reaktivierung von Stillegungsflächen zulässt.

Zu Frage 3: Ich lehne die Nutzung von Palmöl, für dessen Anbau Regenwald gerodet wurde, klar ab. Das Bundeslandwirtschaftsministerium arbeitet an einer Lösung, wie durch strenge Umwelt- und Sozialkriterien der Import von Palmöl beschränkt werden kann. Dieses Zertifizierungssystem wird in den kommenden Monaten vorgestellt.

Zu Frage 4: Mais liefert einen hohen Energieertrag und ist deshalb für die meisten Biogasanlagen ein wichtiger Eingangsstoff. Gerade in Triesdorf wird jedoch die Verstromung von alternativen Pflanzen, wie Amaranth erprobt.

Ich setze mich bei der für dieses Jahr geplanten Überarbeitung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes für einen Kulturlandschaftsfaktor ein, durch den die landeskulturell erwünschte Nutzung von Biomasse mit geringerem Energiegehalt, wie z.B. Mahdgut stärker gefördert wird. Außerdem soll der Bonus für nachwachsende Rohstoffe an die Einhaltung einer bestimmten Fruchtfolge gebunden werden.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Josef Göppel