Sehr geehrter Herr Callet,

die deutsch-französische Freundschaft hat in den letzten Jahrzehnten so manches überlebt, sie wird auch eine Kanzlerschaft von Angela Merkel überstehen. Klar aber ist, dass eine deutsch-französische Achse unter einer möglichen Kanzlerin Angela Merkel und einem möglichen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy eine andere Politik machen wird als die, die Dominique de Villepin und Joschka Fischer gemeinsam im UN-Sicherheitsrat während der Irakkrise verfolgt haben. Eine Politik, die die europäischen Traditionen von Multilateralismus und Einhaltung des Völkerrechts verficht und sich gegen falsche Kriege stellt. In seiner berühmten Humboldt-Rede über die Finalität Europas vom Mai 2000 stellte Joschka Fischer seine damaligen Überlegungen zu Europa vor. Er endete diese Überlegungen mit einem starken Appell an die deutsch-französische Freundschaft: "Eines jedenfalls ist dabei sicher: ohne engste deutsch-französische Zusammenarbeit wird auch künftig kein europäisches Projekt gelingen." Ob Frau Merkel die deutsch-französische Freundschaft für ebenso wichtig hält wie Joschka Fischer, kann ich leider nicht beantworten.

Mit herzlichen Grüßen

Michael Knoll
Wiss. Mitarbeiter