Frage an Jürgen Herrmann bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

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Jürgen Herrmann
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Frage von Othmar B. •

Frage an Jürgen Herrmann von Othmar B. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Herrmann!

Bezug: FAZ 31.1.2008 Ist Ihnen bekannt, dass der afghanische Senat das Todesurteil gegen den Journalisten Perwisch Kambachsch begruesst, weil dieser aus dem Internet Berichte zu Frauenrechten ausgedruckt und an Studenten verteilt hat. Ist dies die Art von Demokratie,fuer die deutsche Steuergelder und Soldaten in Afghanisten eingesetzt werden? Ist Ihnen bekannt, dass aus religioesen Gruenden in einem islamischen Staat eine Demokratie nach unserem Verstaendnis keine Chance hat? Was machen wir in Afghanistan?
MfG! BARTSCH

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Bartsch,

natürlich ist ein solches Urteil klar abzulehnen und selbstverständlich würde ich mir auch eine weitergehende Demokratisierung Afghanistans wünschen.
Aber genau daran arbeiten wir ja gemeinsam mit den vielen anderen Staaten, die sich dort engagieren. Ich denke, dass dieses Beispiel für sich allein betrachtet auch nicht der wirklichen Situation vor Ort gerecht wird. Vieles ist bisher erreicht worden: Bis Ende letzten Jahres wurden ca. 3500 neue Schulen gebaut, 30.000 Lehrer fortgebildet und die Schülerzahl hat sich mehr als verfünffacht auf ca. 6,5 Millionen, davon etwa ein Drittel Mädchen. (Die zu der Zeit der Taliban übrigens überhaupt nicht zur Schule gehen durften.) In meinen Augen sind diese Investitionen in die Bildung der kommenden Generation der Schlüssel zum Erfolg in Afghanistan. Um es deutlich zu sagen: Ein Land voller Analphabeten ist viel leichter zu verführen, als Menschen, die sich ihre Informationen auf vielerlei Wege beschaffen können. Menschen, die Berufe gelernt oder studiert haben, sind viel unabhängiger, als jene, die aufgrund mangelnder Perspektive vom Mohnanbau und Drogenschmuggel leben müssen. Die notwendige Sicherheit und Ordnung zur Entwicklung einer solchen Infrastruktur im Lande schaffen dabei auch deutsche Soldaten, zumindest bis Afghanistan dieses mit eigenen Sicherheitskräften zu erfüllen vermag. Dabei leistet die Bundeswehr eine großartige Arbeit unter hohem persönlichem Risiko für den einzelnen Soldaten. Natürlich aber kann ein Land, welches in vielen Regionen noch weitgehend unterentwickelt ist, nicht von heute auf morgen westlichen Standards genügen, dabei spielt natürlich auch die von Ihnen angesprochene Religion eine große Rolle. Das können wir meiner Meinung nach auch nicht erwarten. Wir können aber die Entwicklung begleiten und helfen, dass sich dieses Land bald selbst helfen kann und nicht wieder zur Schulbank von Terroristen wird. Deshalb leisten wir Deutsche dort vielfältige Arbeit, die übrigens nicht auf die Bundeswehr zu reduzieren ist.

Mit freundlichen Grüßen
Jürgen Herrmann, MdB