Frage an Karin Kortmann bezüglich Finanzen

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Karin Kortmann
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Frage von Andreas A. •

Frage an Karin Kortmann von Andreas A. bezüglich Finanzen

Sehr geehrte Frau Kortmann,

ich wollte meiner Altersvorsorge den Baustein "Riesterrente" hinzufügen, da dies von vielen Seiten oft empfohlen wurde und noch wird (Politik, Banken, ...). Nachdem ich jetzt ein Angebot einer Versicherung vorliegen habe, bin ich davon überzeugt, dass das System so nicht funktionieren kann. Zwar bekomme ich im Laufe der Ansparphase ca. 5300Euro vom Staat. Dem stehen jedoch Kosten von ca. 6500Euro gegenüber, welche die Versicherung bei mir geltend macht. Das bedeutet, ich zahle drauf, anstatt gefördert zu werden.

Jetzt zu meiner Frage:
Macht es da für den Staat nicht mehr Sinn, den gesamten Verwaltungsaufwand und die Fördersummen einzusparen, indem man auf die Riesterrente verzichtet? Letztendlich wird die Förderung vollständig an den Versicherer überwiesen, anstatt der Altersvorsorge der Bevölkerung zu dienen. Oder es wird zumindest so modifiziert, dass das System seinem ursprünglichen Ziel dient.

Genau genommen ist dies weniger eine Frage als eine Bitte an Sie, dieses Thema möglichst objektiv und "mit spitzem Bleistift" anzugehen, nachzurechnen und mit Ihren Kolleginnen und Kollegen zu diskutieren.

Falls Sie Einzelheiten zu meinem Fall benötigen, um mein Problem konkret nachvollziehen zu können, lasse ich Ihnen diese gerne separat zukommen.

Ich danke Ihnen für Ihr Interesse und verbleibe

Mit freundlichen Grüßen,
Andreas Arnolds

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Sehr geehrter Herr Arnolds,

ich bedanke mich für Ihre Anfrage vom 9. Dezember. Ihre Anfrage bezieht sich auf die Kosten, die Finanzanbieter im Zusammenhang mit den Produkten der Riester-Rente verrechnen. Da die unterschiedlichen Kosten der Finanzprodukte nicht in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der staatlichen Förderung stehen, möchte ich gerne vorab auf diese Kosten auch unabhängig von der staatlichen Förderung eingehen. Grundsätzlich, und dies gilt im Übrigen nicht nur für Finanzprodukte, lohnt sich ein Produktvergleich, da wir auch bei Finanzprodukten gute, weniger gute und schlechte Angebote haben. Es gibt bei den Finanzprodukten sehr unterschiedliche Vorgehensweise, über die die Anbieter ihre Kosten weitergeben. Betrachten wir die vier Produkte, die auch für eine Riester-Förderung in Frage kommen, so kann man das sehr schön verdeutlichen.

Erstens die Versicherungslösung: Hier bezahlen Sie, wenn der Vertrag über einen Makler oder Vermittler erfolgt ist, die dadurch auftretende Provision mit der ihr Versicherungsvertrag belastet wird. Darüber hinaus zahlen Sie je nach Angebot unterschiedlich hohe jährliche Verwaltungskosten. Den Kundinnen und Kunden wird dies meist erst klar, wenn sie – aus welchen Gründen auch immer – einen solchen Vertrag nach wenigen Jahren kündigen. Dann erhalten sie häufig überhaupt keine Rückerstattung, weil mit den eingezahlten Beträgen nur die Verwaltungskosten finanziert werden. Die positive Botschaft auf die Rentabilität bezogen liegt bei den Versicherungsprodukten darin, dass sie bisher bei langfristiger Anlage deutlich höhere Verzinsungen erzielt haben als dies bei normalen Sparanlagen der Fall war.

Kommen wir nun zum zweiten Produkt, dem Rentenvertrag als Bankprodukt: Auch dieses gibt es mit der Riester-Förderung. Hier zahlen Sie im Regelfall keine Abschlussgebühren, haben aber durch zumindest in der Vergangenheit geringere Zinsen die Kosten über diesen Aspekt getragen.

Die dritte Möglichkeit, ist der Investment-Vertrag, auch diesen gibt es mit der Riester-Förderung. Hier bezahlen sie einen Aufgabeaufschlag für den Kauf der Investmentpapiere. Dieser liegt häufig zwischen 4 und 5 % und sie haben darüber hinaus noch je nach Anbieter 1-2 % jährliche Verwaltungs- und Depotkosten. Je nach Entwicklung der börsennotierten Papiere, ergeben sich hier allerdings Renditen, die auf lange Zeit bezogen, bisher zumindest die Produkte Versicherung, Bank und Sparanlage geschlagen haben. Ob dies auch in Zukunft so sein wird, kann natürlich niemand mit Sicherheit voraussagen.

Viertes Produkt ist der Bausparvertrag. Auch der wird neuerdings Riester-gefördert. Hier zahlen Sie in der Regel 1 % Abschlussgebühr und wenn überhaupt, dann nur minimale sonstige Verwaltungskosten. Wie sich jedoch die Rentabilität bei diesem Produkt einstellen wird liegt vor allem daran, wie das Verhältnis von niederer Verzinsung der Sparphase und der dauerhaft festgesetzten Zinssetzung für das Darlehen zu bewerten ist. All diese unterschiedlichen Verrechnungen von Kosten ist eines gemein: Sie können vom Kunden nur schwer bewertet werden.

Nun zu den geförderten Produkten der Altersvorsorge. Hier hat der Gesetzgeber einige Besonderheiten festgelegt.
Erstens, eine wesentlich höhere Transparenz, gerade im Hinblick auf die ihm zu verrechnenden Kosten. Jeder Anbieter ist verpflichtet, dem Kunden gegenüber nicht nur die Struktur der Kosten, sondern neuerdings bei Provisionszahlen, auch die in Euro ausgewiesene Höhe der Provisionszahlungen offen zu legen. Gerade durch die Offenlegung dieser Kosten sind einige Kundinnen und Kunden über die erhöhte Kostenbelastung verärgert. Dies hat aber nichts mit der staatlichen Förderung zu tun. Diese Transparenz, die Kostenstrukturen erstmals offen legt, liegt vielmehr im Interesse des Kunden.
Zweitens: Bei Einführung der Riester-Rente haben wir die Anbieter gesetzlich verpflichtet, die Abschlusskosten auf 10 Jahre zu verteilen. Für die Kundinnen und Kunden hat das den großen Vorteil, dass der größte Teil der Einzahlungen von Anfang an von Zinserträgen profitiert. Insbesondere in der Versicherungswirtschaft war es bis zu diesem Zeitpunkt üblich, bei Kapitallebensversicherungen und vergleichbaren Produkten das Konto des Kunden sofort mit allen Kosten zu belasten (man nannte dies Zillmerung). Diese aus meiner Sicht wichtige Entscheidung für den Kunden hat allerdings lange Zeit dazu geführt, dass die Riester-Verträge von den Anbietern nicht vertrieben wurden. Im Jahr 2005 haben wir dann eine generelle Umwandlung vollzogen und gesetzlich vorgeschrieben, dass die Kostenverteilung auf mindestens 5 Jahre vorzunehmen ist. Dies ist immer noch ein erheblicher Vorteil gegenüber dem früheren Zustand und der häufig bei anderen Produkten vorgenommen Praxis der Zillmerung.
Drittens: Über die geförderten Produkte der Riester-Rente erfolgt eine transparente und vergleichende Darstellung, die es in diesem Ausmaße für kein anderes Versicherungsprodukt gibt.
Zusammenfassend: Die Kostenstruktur von Versicherungsprodukten, Bankprodukten Investmentprodukten und Bausparprodukten hat nichts mit der staatlichen Förderung zu tun. Verbunden mit der staatlichen Förderung wurden die Anbieter allerdings zu einer Transparenz und zu einer Verteilung der Kosten verpflichtet, die sehr im Interesse der Bürgerinnen und Bürger sind. Ich kann nur jedem der ein Produkt der Altersvorsorge erwirbt raten, diesen Vorteil auch zu nutzen und sich kundig zu machen. So führt die Stiftung Finanztest als unabhängiger Finanzberater fast in jedem Heft vergleichende Untersuchungen der Riester-Produkte auf. Neben der generellen Aussage, dass es aus Ihrer Sicht keine sicherere und rentablere Form des Altersvorsorgesparens gibt, wird allerdings bei den Vergleichen auch deutlich, dass die Qualität der Produkte sehr unterschiedlich ist. Hier allerdings ist auch der Kunde gefordert, sich dann seinerseits zu informieren.

Mit freundlichen Grüßen
Karin Kortmann