Wie wollen Sie dafür sorgen, dass in Zukunft das Auto wieder ein leistungsfähiges Verkehrsmittel wird, mit dem man schnell (z.B. kein Stau) an sein Ziel kommen kann?

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Karl Bär
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Frage von Christian M. •

Wie wollen Sie dafür sorgen, dass in Zukunft das Auto wieder ein leistungsfähiges Verkehrsmittel wird, mit dem man schnell (z.B. kein Stau) an sein Ziel kommen kann?

Sehr geehrter Herr Bär,

das Bedürfnis nach individueller Mobilität steigt ja seit Jahren, wie man gut an der Zulassungsstatistik des KBA sehen kann - alleine letztes Jahr hat sich der Bestand(!) um 1,1 Mio Automobile erhöht (https://www.kba.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/Fahrzeugbestand/pm08_fz_bestand_pm_komplett.html?nn=646300).
Und mit der Einführung von Elektromobilität und dem autonomen Fahren verliert das Automobil seine letzten Nachteile (Emissionen und Teilhabe von Leuten ohne Führerschein).

Wie wollen Sie dafür sorgen, dass in Zukunft das Auto wieder ein leistungsfähiges Verkehrsmittel wird, mit dem man schnell (kein Stau, keine unnötigen Geschwindigkeitsbegrenzungen) an sein Ziel kommen kann?
Wie kann gleichzeitig ein Angebot an die Fahrradfahrer gestaltet werden, so dass sich beide Verkehrsmittel nicht mehr gegenseitig behindern?

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Sehr geehrter Herr M.,

vielen Dank für Ihre Frage.

Die Entwicklung, die sie beschreiben, ist politisch gemacht. Das Auto wird als Verkehrsmittel von der Bundesregierung und auch der Politik auf Landes- und regionaler Ebene massiv gefördert. Die Bevorzugung der Flüssigkeit des Autoverkehrs in der Straßenverkehrsordnung, die steuerliche Förderung von Dienstwägen, viele Milliarden jährlich für den Straßenbau, Kaufanreize für neue Autos als Konjunkturprogramme und die Platzverteilung im öffentlichen Raum sind nur ein paar Beispiele. Auch deshalb steigt die Zahl der Autos.

Das Elektroauto löst viele Probleme nicht. Ja, es vermindert Lärm, stößt keine Abgase aus und Strom lässt sich gut erneuerbar produzieren. Aber auch Elektroautos brauchen Platz, verursachen Staus und bauen Unfälle. Zudem braucht die Herstellung der Batterien kritische Ressourcen. Es ist nicht sinnvoll, die Zahl der Autos und der mit dem Auto zurückgelegten Wege weiter auf hohem Niveau zu halten. Ich möchte, dass beides sinkt.

Dazu muss die Politik als erstes bessere Möglichkeiten schaffen, ohne Auto mobil zu sein. Wir müssen den ÖPNV ausbauen, ins Schienennetz investieren, Fahrradwege und -abstellanlagen bauen und den Umstieg zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln (inklusive des Autos) intelligenter machen. Gleichzeitig müssen wir die Straßenfläche zugunsten von Fußgänger*innen und dem Fahrrad neu verteilen und das Autofahren durch weniger und teurere Parkplätze, durch Durchfahrtsbeschränkungen und Geschwindigkeitsbegrenzungen weniger attraktiv und weniger gefährlich machen.

Das Auto wird trotzdem im ländlichen Raum auch in vielen Jahren noch eine Rolle spielen. Es gibt auch Bevölkerungsgruppen, die für ihre Mobilität nicht so einfach auf Fahrräder oder den ÖPNV zurückgreifen können, z.B. bei bestimmten Krankheiten. Gerade deshalb ist auch die Antriebswende hin zu Elektroautos wichtig. Aber wir sollten uns konkret das Ziel setzen, dass z.B. hier in Holzkirchen die Leute, die aus der direkten Umgebung zum Bahnhof fahren, dort parken und mit dem Zug weiterfahren, eine sinnvolle Alternative haben. Auch hier im nördlichen Landkreis Miesbach, im Übergangsraum zwischen städtisch und ländlich, brauchen viele Familien mehrere Autos. Wir sollten uns das Ziel setzen, dass das weniger werden und eine Familie mit einem Auto auskommt.

Sie haben vielleicht schon gemerkt, dass ich Ihr Ziel, das Auto zu einem leistungsstarken Verkehrsmittel zu machen, nicht teile. Ich könnte es mir nun leicht machen und sagen, dass das Ziel nebenbei ja sogar erreicht wird: Wenn es weniger Autos gibt und weniger damit gefahren wird, ist es für den Rest effizienter, Auto zu fahren. Aber das wäre zu kurz gedacht: Damit das klappt und damit der öffentliche Raum für Menschen attraktiver wird, werden wir an vielen Stellen das Autofahren absichtlich weniger angenehm und schnell machen müssen. Ich finde z.B. für Holzkirchen das Fernziel des externen Verkehrsspezialisten Dr. Kaulen, das Durchfahren zwischen verschiedenen Teilen des Hauptorts mit Autos zu verhindern, sehr gut.

Wir haben dadurch insgesamt viel zu gewinnen:
- sparsamer Umgang mit Ressourcen
- bessere Mobilität für Menschen, die nicht Auto fahren können oder sich das nicht leisten können
- weniger Lärm und Abgase
- mehr Platz und Sicherheit für Menschen auf den Straßen

Schöne Grüße,
Karl Bär

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