Frage an Karl Diller bezüglich Gesundheit

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Karl Diller
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Frage von Isabell T. •

Frage an Karl Diller von Isabell T. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Diller,

seit 4 Jahren wohnen wir in der Nähe von Trier und leiden zunehmend unter dem Fluglärm, der hauptsächlich durch die US Airforce Spangdahlem verursacht wird. Fast täglich brausen stundenlang Kampfjets über unser Dorf. Kein Ausschlafen möglich, kein wohlverdienter Mittagsschlaf, kein Genießen des Lebens im Freien... und das für Tausende von Menschen!
Muss das wirklich sein? Lärm macht krank! Ist die Gesundheit unserer Bürger nichts wert? Was gedenken Sie dagegen zu tun, da es Ihre Aufgabe ist, die Interessen der Bürger zu vertreten? Bitte informieren Sie mich nicht darüber, dass in den letzten Jahren vieles getan worden ist, um eine Verbesserung herbeizuführen. Das reicht nicht! Der Zustand ist jetzt unerträglich! Und das sehen viele so!

Mit freundlichen Grüßen

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Thomas,

vielen Dank für Ihre Anfrage über abgeordnetenwatch.de.

Fluglärm beschäftigt mich seit meiner Kindheit, da ich in Kaiserslautern geboren und aufgewachsen bin, mein Elternhaus in der Innenstadt liegt und damit mitten in der Einflugschneise zu der größten US-Air Base in Europa, Ramstein. Die Belästigung war nicht nur nervtötend (Reflexion des Schalls in den Straßen, äußerst geringe Flughöhe), von der Einflugschneise gingen auch Gefahren für Leib und Leben aus. So stürzte in meiner Jugend ein US-Düsenjäger mitten in der Innenstadt auf ein von den französischen Streitkräften genutztes Gebäude - auf der anderen Straßenseite steht ein Mädchengymnasium, das um diese Uhrzeit - wenn ich mich richtig erinnere - vollen Schulbetrieb hatte.

Seitdem ich mich in der SPD politisch engagiere - also seit 1968 - habe ich auf allen mir möglichen politischen Wegen versucht, gegen meines Erachtens nach unnötigen Fluglärm vorzugehen. Zu Zeiten des Kalten Krieges konnte eine Verminderung nur durch Verlagerung erreicht werden (Die Bundeswehr übte Tiefflug in Kanada, die engen Flugzonen über der Bundesrepublik wurden modifiziert, die Tiefflugmöglichkeiten eingeschränkt).

Nach dem Ende des Kalten Krieges war eine drastische Reduzierung des militärisch bedingten Fluglärms möglich, weil z.B. die US Air Force allein in Rheinland-Pfalz ihre Flugplätze in Zweibrücken, Sembach, Hahn, Bitburg schloss und die Bundeswehr den Flugplatz Pferdsfeld. Dadurch sank auch die Zahl der vorgehaltenen Maschinen, der übenden Piloten und damit das Ausmaß des Fluglärms drastisch.

In den letzten Jahren konzentrierten sich die Beschwerden der Bürgerinnen und Bürger in meinem Wahlkreis Trier und im Betreuungsbereich auf die Gemeinden rund um die Air Base Spangdahlem, weshalb ich ab 2006 in regelmäßigen Kontakten mit den häufig wechselnden Kommandeuren stehe, um sie zur Minderung des Fluglärms zu bewegen. Die Klagen aus den Randgemeinden betrafen im wesentlichen nächtlichen Lärm von Triebwerksüberprüfungen im Freien auf dem Flugplatzgelände. Hier wurde Abhilfe geschaffen durch die Nutzung von Sheltern und eines total lärmgedämmten Prüfstandes. Durch den Irakkrieg und in der Zeit danach gab es vermehrt den Zwang für die Kommandeure, die in Spangdahlem stationierten Piloten häufiger trainieren zu lassen. Meiner Empfehlung an die Kommandeure, solche verdichteten Übungszeiten vorab in der Presse bekannt zu geben, kommen sie inzwischen nach. Der Effekt ist positiv, weil die Bevölkerung sich darauf einstellen kann, an welchen Tagen und zu welchen Uhrzeiten mit verstärkten Flugbewegungen zu rechnen ist und damit weiß, wann die Übungen zu Ende gehen und der normale Betrieb wieder einsetzt.

Ich persönlich arbeite von montags bis freitags in Berlin, kann mir also nur an Wochenenden bzw. während eines zu Hause verbrachten Urlaubs einen Eindruck verschaffen. Mein Eindruck aus meinem dreiwöchigen Urlaub im letzten August ist: Es gibt hin und wieder noch Fluglärm, der mir aber deshalb auffiel, weil seine Intensität mit der von früher überhaupt nicht vergleichbar war. An meinem Wohnort Hermeskeil hat also der militärisch bedingte Fluglärm stark abgenommen, der von zivilen Flugzeugen ausgehende Fluglärm nimmt aber zu (startende Maschinen vom Flughafen Hahn) - so wie im Raum Trier vermehrt der Fluglärm der in Luxemburg landenden Maschinen registriert wird.

Ich habe Ihre Mail deshalb zum Anlass genommen, Bekannte von mir im Ruwertal anzurufen und nach deren Eindruck zum Thema Fluglärm zu fragen. Deren Antworten: In den letzten Wochen und Monaten kein Problem, ärgerlich war es im Sommer.

Ich schließe daraus, dass die subjektive Lärmempfindung bei den Alteingesessenen eine völlig andere ist als die Ihrige, die Sie - wie Sie selbst schreiben - erst seit vier Jahren in Waldrach wohnen.

Ein weitergehende Reduzierung des militärisch bedingten Fluglärms wäre nur zu erreichen, wenn die europäische und weltweite Sicherheitslage weitergehende Abrüstungsschritte zuließe. Danach sieht es leider derzeit nicht aus.

Mit freundlichen Grüßen

Karl Diller, MdB