Frage an Karl Pfaff von Eike H. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrter Herr Pfaff,
ein liberaler, demokratischer Grundsatz anderer europäischer Staaten ist: Kinder nicht zu beschämen.
In Rheinland Pfalz beschämte man im letzen Jahr 10500 Schulkinder durch Sitzenbleiben (Kosten 30Mil.€).
In dem etwas bevölkerungsreicheren Finnland, das die oben erwähnte liberale Maxime vertritt bleiben in gleicher Zeit nur 50 Kinder sitzen. Die 30Mil.€ scheint man dort in die Frühförderung zu stecken; denn man/frau hat dort keine Sonderschulen mehr und 70% eines Jahrganges gehen auf die Hochschulen.
Wollen Sie und Ihre FDP nun auch noch die Eltern beschämen in dem sie ihnen das Recht nehmen, über die weiterführende Schulart ihrer Kinder zu entscheiden?
Was würden die FDP-Größen Hamm-Brücher und Darendorf zu dieser unliberalen Idee sagen?
Mit liberalem Gruß Dr.Eike Heinicke, BündnisGrüner
Sehr geehrter Herr Dr. Heinicke,
ich empfinde es als beschämend, mich als langjährigen Pädagogen so
populistsch mit Ihrer Frage zu konfrontieren.
Ich gehe davon aus, dass Sie aus der Literatur wissen, wie vielfältig der
Begriff des Beschämens hinsichtlich des persönlichen Betroffenseins
empfunden werden kann. Mobbing ist eng damit verbunden und findet im Übrigen
auch in den skandinavischen Ländern gehäuft statt!! Wohin solche
Entwicklungen führen zeigen die zahlreichen Gewaltpräventionsprogramme.
Die FDP möchte möchte mit ihrem Standpunkt erfolgreiche schulische Arbeit
für SchülerInnen und Lehrer nach dem Leitsatz: "Fördern und Fordern" weiter
harmonisieren, sodass oben angesprochene Misserfolgserlebnisse bei
geringerer Frustrationstoleranz vermieden werden.
Das rheinland-pflzische Schulsystem ist sehr durchlässig und gibt den Eltern
einen weiten Rahmen der Entscheidungsmöglichkeiten.
Aufgrund der qualifizierten Sicht der Grundschule und der zahlreichen
Empfehlungskonferenzen in der Orientierungsstufe sollte die Schullaufbahn
abgesichert sein. Eindeutige Empfehlungen werden jedoch in einem Teil der
Fälle nicht befolgt. Dies beschämt Lehrer gleichermaßen.
Die über 10500 SchülerInnen, die Sie ansprechen, wären vielleicht wesentlich
weniger, wenn die Ratschläge der Lehrerkonferenzen befolgt werden wären.
Sie gestatten mir eine analoge Betrachtung mit Ihrem sehr geschätzten
Berufsstand, mit dem ich Lehrer gerne vergleiche.
Jeder verantwortungsvolle Arzt behandelt seine Patienten, indem er eine
eingehende Anamnese macht. Diese fällt doch sehr verschieden aus. Der
Behandlungsansatz wird somit auch in unterschiedlichen Bereichen beim
Allgemein- und Facharzt fortgesetzt. Dies führt im Allgemeinen zu
effizienten positiven Entwicklungen.
Ich plädiere dafür, dass den Eltern das Recht auf die Bildungswege ihrer
Kinder nach wie vor uneingeschränkt offen steht, die Bildungseinrichtungen
ihrerseits aber Möglichkeiten haben müssen, den intellektuellen Neigungen
der Kinder eher Rechnung zu tragen.
Im Sinne des liberalen Grundgedankens
Karl Pfaff, FDP
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Karl Pfaff