Wie stellen Sie sich das zukünftige Wirtschaftssystem vor auf unserem Planeten mit begrenzten Ressourcen?

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Katharina Beck
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Felicitas G. •

Wie stellen Sie sich das zukünftige Wirtschaftssystem vor auf unserem Planeten mit begrenzten Ressourcen?

Sehr geehrte Frau Beck,
wir leben auf einem Raumschiff mit endlichen Ressourcen. Gleichzeitig halten wir es für eine gute Idee ein Wirtschaftssystem zu haben was auf ständigem Wachstum angewiesen ist. Wie lösen Sie diesen Widerspruch?

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Liebe Frau G.

das ist quasi die Frage nach dem Stein der Weisen: also sie ist extrem wichtig und fragt nach einem systemischen Paradigmenwechsel - vielen Dank, dass Sie sie stellen. Sie haben Recht mit ihrer Analyse: unser heutiges Wirtschaftswachstum geht einher mit hohem Ressourcenverbrauch und wir nutzen schon heute zu viele Ressourcen als wieder nachwachsen. Daher müssten wir in Zukunft eine regenerative Ökonomie haben.

Dahin zu kommen, also freiheitlich und gut miteinander zu leben und gleichzeitig die planetaren Grenzen zu respektieren - das ist das Ziel. Die Mittel zur Zielerreichung müssen sich ändern. Es kann nicht das Wachstum allein sein, so wie es heute als meist primärer Maßstab von Fortschritt dient. Wir müssen den Erfolg unserer Gesellschaften in Zukunft anders definieren, messen und dann auch von der Politik aus die richrigen Rahmenbedingungen setzen, das heißt: nicht nur wirtschaftlich, sondern auch ökologisch und sozial. Diese Forderung ist auch essenzielles Projekt in unserem grünen Wahlprogramm.

Wir haben Ihre Frage mit unserem Konzept "Neuer Wohlstandskonsens - Für ein zulunftsfähiges Wirtschafts- und FInanzsystem" zu beantworten versucht - im Dialog mit 50 führenden Köpfen dieses Landes, wie z.B. Maja Göpel oder Thomas Fricke. Den Neuen Wohlstandskosens können Sie hier abrufen https://gruene-bag-wifi.de/wp-content/uploads/2019/08/Neuer-Wohlstandskonsens.pdf

Insgesamt gibt es im Moment eine neue Richtung auch in der Wissenschaft, die sich "post-growth" nennt und die ich sehr befürworte (eine Weiterentwicklung der verharkten Debatte zwischen "green growth" und "de-growth"). Dazu habe ich kürzlich mit Ökonom*innen wie Michael Jacobs beim "Forum New Economy" und "The New Institute" diskutiert. Das können Sie nachlesen unter https://newforum.org/new-paradigm/from-growth-to-degrowth-in-search-of-a-new-development-paradigm/, wo auch die Veranstaltung zum Nachschauen als Video hochgeladen ist.

Ich freue mich wirklich sehr über Ihr Interesse an diesem Thema, das mich seit Jahren bewegt und wo ich den Eindruck habe, dass wir mittlerweile auf einen guten Lösungsweg kommen könnten. Es herrscht leider bei anderen Parteien nach wie vor ein anderes Paradigma - aber ich werde mich im Bundestag über eine Weiterentwicklung der Bewertung des Themas Wachstum aktiv hinarbeiten.

Herzliche Grüße

Katharina Beck

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