Anlässlich des Schöpfungsfestes in Kolrep am 8. Sep möchten wir den Kandidaten zur Landtagswahl (Wk1+2) drei Fragen stellen, deren Antworten wir am 8. Sep beim Fest bekannt machen wollen:

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Katrin Lange
SPD
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Frage von Georg W. •

Anlässlich des Schöpfungsfestes in Kolrep am 8. Sep möchten wir den Kandidaten zur Landtagswahl (Wk1+2) drei Fragen stellen, deren Antworten wir am 8. Sep beim Fest bekannt machen wollen:

(1) Welche Erwartungen haben Sie an die Leitungen und Mitglieder der Ev. Kirchengemeinden in Ihrem Wahlkreis, um in der kommenden Legislaturperiode die Umsetzung der Klimaschutz- und Energiewendemaßnahmen aus Ihrem Wahlprogramm schneller zu realisieren?

(2) Wie können die Kirchengemeinden als gesellschaftliche Kraft mit einem klaren Wertekanon zur nachhaltigen Entwicklung in Ihrem Wahlkreis beitragen?

(3) Nennen Sie bitte konkrete Klima- und Umwelt-Projekte, die Sie persönlich in der kommenden Legislaturperiode in ihrem Wahlkreis umsetzen werden.

Antworten bitte an gewalo@yahoo.de für den Kirchenkreis Prignitz

https://landing.churchdesk.com/e/29126518/sprengel-gd-und-schopfungsfest-mit-begrussung-von-pfn-lutkepohl

https://adresswerk.ekbo.de/themen/detail/nachricht/klimatour-mit-bischof-christian-staeblein-und-proepstin-christina-maria-bammel.html

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Antwort von
SPD

Ich richte ausdrücklich keine „Erwartungen“ an die Kirchenleitungen und Mitglieder der Kirche, denn die Zeiten als von Staat und Politik „Erwartungen“ und Richtlinien an die Kirche gerichtet wurden, sind hier bei uns – Gott sei Dank! 😊- seit der friedlichen Revolution von 1989 vorbei. 

Es ist, wie zu Luthers Zeiten, Aufgabe der Kirche selbst, sich selbstbewusst, stark im Glauben und mit vernehmbarer Stimme in den Lauf der Welt einzumischen – und dazu bedarf es keiner Ermunterung durch Staat oder Parteien. Im Gegenteil: Die Kirche sollte ihre Autonomie immer selbstbewusst verteidigen. 

Es ist daher meines Erachtens auch nicht die Aufgabe der Kirche selbst, Teile „meines Wahlprogramms“ (also der SPD Brandenburg) schneller zu realisieren – aber wenn sich ihre Mitglieder als engagierte Staatsbürger daran beteiligen möchten, dann sind sie immer herzlich willkommen. 

Die Kirche als Institution sollte sich grundsätzlich nie mit den Anliegen einer bestimmten Partei gemein machen (auch nicht meiner Partei) – dessen ungeachtet finde ich ein gutes Verhältnis zwischen Partei (-en) und Kirche gerade hier bei uns im stark „entkirchlichten“ Osten besonders wünschenswert. Das war übrigens bei der SPD Brandenburg nie anders, die starke Wurzeln in der evangelischen Kirche hat. Ich will es einmal so sagen: Ohne die Kirche würde uns im Osten etwas fehlen, auch wenn manche das noch nicht wissen.

Die zweite Frage halte ich damit für weitgehend beantwortet. Es ist Aufgabe der Kirchengemeinden selbst, diese Frage in der Sache zu beantworten. Die Kirchen haben durchaus vielfältige Handlungsmöglichkeiten, dass geht von der energetischen Sanierung ihrer eigenen Liegenschaften bis zur Organisation des notwendigen Dialogs über Fragen der nachhaltigen Entwicklung. 

Allerdings sollte sich die Kirche dabei darüber im Klaren sein, dass ein „klarer Wertekanon“ das eine, die Umsetzung praktischer Maßnahmen im demokratischen Verfahren das andere ist. Es gibt oft mehr als nur eine gute oder brauchbare Lösung; und es ist mir ein besonderes Anliegen, dass die Bürger dabei auch wirklich mitgenommen und nicht überfahren oder vor vollendete Tatsachen gestellt werden. (Ich sehe da durchaus erhebliche Defizite in der bisherigen Energiewende- und Klimapolitik. Das ist aber nicht die Schuld der Kirche, sondern der Politik selbst.)

Und zur dritten Frage möchte ich sagen, dass ich die Prignitz beim Thema Klima und Umwelt insgesamt ziemlich gut aufgestellt sehe (was sie zunehmend attraktiver macht für gestresste Großstädter). Das hat mit dem ländlichen Charakter unserer Region zu tun, in der vergleichsweise wenig zersiedelt oder versiegelt ist, und die dünn besiedelt ist. Bei der Umsetzung der Energiewende liegt die Prignitz insbesondere durch Sonne und Wind sehr weit vorn. Es ist hier eher umgekehrt so, dass die Akzeptanz dafür nicht verloren gehen darf. 

Angesichts der Vielzahl von vorhandenen Windkraftanlagen in der Prignitz lehne ich einen weiteren Zubau ab, es sei denn, die Bürger der Gemeinde sprechen sich dafür aus. Das gilt vor allem für die Errichtung von Windrädern in Waldgebieten, ich teile dort weitgehend die Auffassung der „Interessengemeinschaft Hohe Heide“. Wer Wald zerstört, um dort Windräder zu bauen, der ist für mich kein Freund von Umwelt und Natur und auch kein Freund einer nachhaltigen Entwicklung. 

Es wird bei uns in den kommenden Jahren darum gehen, den ÖPNV und SPNV zu sichern und auszubauen.  Mir liegen hier vor allem die RB 73/74 und die Verbindungen nach Berlin und Mecklenburg-Vorpommern bis zur Ostseeküste am Herzen. In der Bahnverbindung in Richtung Ostsee liegen große Chancen. Mir ist dieser Ausbau unserer umweltfreundlichen Verkehre übrigens auch wichtiger als ein billiges Deutschlandticket, denn hier im ländlichen Raum nützen uns günstige Fahrpreise nichts, wenn kein Zug fährt. Hier ist die Lage insofern ganz anders als etwa in Berlin. 

Im Gewerbepark Prignitz-Falkenhagen bietet sich aktuell die Möglichkeit, eine neue Wasserstoffanlage zu errichten. Dort soll die Produktion von grünem Wasserstoff einen größeren Maßstab erreichen. Das macht aus umwelt- und wirtschaftspolitischen Gründen Sinn und sowas können wir in der Prignitz meines Erachtens gut brauchen. Die Inbetriebnahme ist für 2027 vorgesehen. Das Vorhaben wäre eines der ersten in Brandenburg. 

Allgemein sollte man alles tun, geduldig und Schritt für Schritt, um unsere natürlichen Lebensgrundlagen – man kann auch sagen: „die Schöpfung“ – bestmöglich zu schützen oder wiederherzustellen. Und was das letztere angeht, ist nach dem Ende der DDR auch immens viel geleistet worden, nicht nur in den Braunkohle- und Chemieregionen Ostdeutschlands. Damit hätte man schon viel zu tun. 

Man sollte sich andererseits aber auch nicht überheben: Die Welt wird nicht allein von der Prignitz aus bewahrt werden. Aber wenn jeder an seinem Ort, an den er gestellt ist, seinen Beitrag leistet, hier und anderswo, dann sollte es gemeinsam gelingen. Das ist jedenfalls meine Meinung. 

 

 

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