Frage an Klaus-Peter Willsch bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

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Klaus-Peter Willsch
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Frage von Emanuel D. •

Frage an Klaus-Peter Willsch von Emanuel D. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Guten Tag Herr Willsch,

Sie sind seit 2009 Vorsitzender der fraktionsübergreifenden Parlamentsgruppe Luft- und Raumfahrt.
Im Dezember letzten Jahres wurde bekannt, dass die Ariane 6 anstelle der von Deutschland favorisierten Ariane 5 ME entwickelt und gebaut werden soll.
Die Ariane 6 basiert im gegensatz zur Ariane 5 ME auf Technologien, die eher in Frankreich stark vorhanden sind, während die Ariane 5 ME ausgeglichene know how anforderungen gehabt hätte. Dies ist der französischen Regierung sicherlich willkommen.

Deutschland ist der größte Beitragszahler der ESA.
Die deutsche Beteiligung an den Kosten der ESA steht bei 24.6%, damit noch vor dem 22,2% der Franzosen an erster stelle.

Ein Joint Venture von Airbus und Safran, die Airbus Safran Launchers mit 8000 Beschäftigten, soll das neue Projekt führen, hiervon sollen 7000 aus Frankreich sein, und nur 1000 aus Deutschland, Deutschland soll nur 22% der Rakete liefern, Frankreich aber ganze 50%.

Die Diskrepanz zwischen dem deutschen Anteil an der ESA, und der Zuweisung von Entwicklung, Produktion, Arbeitsplätzen und somit know how, ist überaus groß.

Wie möchten sie dieses Problem beheben, wie kann die deutsche Kompetenz im Bereich feststoffbooster gestärkert werden.
Wie kann verhindert werden, dass die deutsche Raumfahrt marginalisiert wird.
Was sind die Forderungen der Parliamentariergruppe zum Schutz vor französischer Industriepolitik.

Gerade angesichts der Fragen nuklearer Proliferation, der Fähigkeit solche intern bewerten zu können, und in internationalen Gremien mitdiskutieren zu können ist ein solides deutsches know how sicherlich wichtig.

Auch in Betracht auf die militärische Entwicklung wie dem "Conventional Prompt Global Strike" Programm unseres Bündnispartners USA, ist eine eigene technologiefähigkeit sicher anzuraten.

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Sehr geehrter Herr Dürr,

haben Sie recht herzlichen Dank für Ihre Mail und die darin aufgeworfenen Fragen. Erlauben Sie mir einleitend, die von Ihnen zitierten Fakten um einige Informationen zu ergänzen.

Hinsichtlich der gesamten ESA Projekt-Finanzierung zählt Deutschland sicherlich zu den bedeutendsten Beitragszahlern. Das trifft mit Blick auf das von Ihnen angesprochene AR6-Programm nur zum Teil zu. Hier finanziert Frankreich einen Anteil von 50%, während sich Deutschland mit 22% beteiligt. Dieser Wert ist dabei nicht aus der Luft gegriffen, sondern orientiert sich an den technischen Inhalten, die deutsche Unternehmen zum Programm beitragen können.

Dabei werden im Wesentlichen die Fähigkeiten eingesetzt, die bereits bei der AR5 bzw. AR5 ME Entwicklung benötigt wurden. Wir können daher mit gutem Grund von einer Kontinuität in der industriellen Wertschöpfung sprechen. Die zuerst von ESA und CNES (der französischen Raumfahrt-Agentur) favorisierte AR-6 Version mit reinem Feststoffantrieb für die erste Stufe wurde von Deutschland und der europäischen Trägerindustrie abgelehnt.

Mit der neuen AR-6 Lösung mit Flüssigkeitsantrieb auch in der ersten Stufe konnte den Herausforderungen des globalen Wettbewerbs deutlich besser entsprochen werden.

Von den oben genannten nationalen Beitragszahlungen geht zudem nur ein Teil an die deutschen Unternehmensanteile (hier AIRBUS) des neuen deutsch-franz. Unternehmens von Airbus und Safran. Weitere große Teile des nationalen Projektvolumens gehen an andere deutsche Unternehmen, u.a. an die Firma OHB (ca. die Hälfte des dt. Beitrages). OHB wird zudem eine zweite Produktionslinie für die Zusatzfeststoffbooster (2 oder 4, je nach Version der AR-6) in Augsburg errichten.

Vor diesem Hintergrund glaube ich, dass die Bundesregierung und auch das Parlament die deutschen Interessen auf der ESA-Ministertagung gut vertreten hat. Die nationalen institutionellen und industriellen Interessen konnten effizient berücksichtigen werden, Arbeitsplätze und Auslastung in Deutschland sind gesichert und daher wurde der französischen Industriepolitik keineswegs zu viel Raum eingeräumt.

Mit freundlichen Grüßen

Klaus-Peter Willsch MdB

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