Frage an Magnus Buhlert von Carsten H. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Dr. Buhlert,
Das Land Bremen ist eines der wenigen, wenn nicht sogar das einzige Bundesland, welches Lehrmeister an Berufsschulen beschäftigt. Die Lehrmeister/innen entsprechen der/dem „Lehrerin/Lehrer für Fachpraxis“ anderer Bundesländer.
Aus Kostengründen wurde in den siebziger Jahren offenbar an dem Status des Lehrmeisters festgehalten, wenngleich die Tätigkeit der eines Lehrers für Angewandte Fachkunde entspricht (vgl.Senatsvorlage 1135, 9. Wahlperiode 27.8.79 und Drucksache 9/825 vom 12.07.78).
Ebenfalls stellte das Bundesarbeitsgericht in einem Grundsatzurteil am 21.03.84 fest (4 AZR 42/82 - 2 Sa 51/81 Bremen), dass ein Lehrmeister als „[...] Lehrer anzusehen ist“.
Leider dürfen Lehrmeister/innen auf Grund ihres (nur in Bremen) eingeschränkten Status keine Theoriefächer unterrichten (sie könnten sonst auf bessere Vergütung klagen). Vor dem Hintergrund, dass Bremen schon heute „Bildungsjuwelen“, wie die Produktionsschule an der Reiherstraße besitzt und mittelfristig mit einer europäisch angeglichenen Berufsausbildung gerechnet werden kann (zunehmende Berufsausbildung in schulischer Form), ist diese Form der Trennung sehr hinderlich. Stichworte sind schon jetzt Lernfeldunterricht und übergreifende Projekte (enge Verzahnung Theorie u. Praxis), Berufsbildung für Jugendliche mit Migrationshintergrund ...
Gerade Lehrkräfte, die aus Handwerk und Indusrie kommen, dort verantwortungsvolle Tätigkeiten ausgeführt haben, sind besonders geeignet junge Menschen zu motivieren und bedarfsgerecht auf ihr späteres Leben und die Berufswelt vorzubereiten.
Möchten Sie als (zukünftiges) Mitglied der Bremer Bürgerschaft die Qualität des Berufsschulunterrichts verbessern und könnten Sie sich eine notwendige Erweiterung der Unterrichtsbefugnis der Lehrkräfte für Fachpraxis vorstellen ?
Für Ihre Antwort (ggf. an anderer Stelle) möchte ich mich auch im Namen vieler Eltern berufsschulpflichtiger Jugendlicher bedanken.
Mit freundlichen Grüßen
Carsten Helberg
Sehr geehrter Herr Helberg!
Danke für Ihre Frage. Sie gibt mir Gelegenheit etwas zum Thema Bildung zu sagen. Unsere Vorstellungen zur Bildungspolitik finden Sie im FDP-Programm, das wir in einer Programmkommission unter meiner Leitung erarbeitet haben und das einstimmig vom Landesparteitag beschlossen wurde. Lesen können Sie dies unter www.fdp-bremen.de. An manchen Tagen äußere ich mich zur Bildungspolitik auch auf meiner Homepage: www.magnus-buhlert.de. Berufsschulen und Ausbildungsbetriebe leiden unter der mangelnden Ausbildungsreife der Auszubildenden. Angesichts dieser Tatsache, können wir uns Unterrichtsausfall in der Berufsschule nicht leisten. Denn was Unternehmen leisten können, hängt von der Qualität - sprich dem Wissen und Können - ihrer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ab.Die Lehrer und Lehrerinnen in Bremen gehen zum überwiegenden Teil in den nächsten Jahren in Pension. Sie haben ein hohes Alter. Ich denke, wir werden gar nicht genug qualifizierten Nachwuchs finden können, um die Lücken zu schließen. Quereinsteiger sind deshalb unerlässlich, um ausreichend Unterrichtspersonal zu bekommen. Entsprechend werden wir auf qualifizierte Lehrmeister und Lehrmeisterinnen gar nicht verzichten können. Auch werden sie bei entsprechender Qualifikation und erforderlichenfalls Zusatzqualifikation auch angesichts der fehlenden Lehrkräfte mehr und mehr Aufgaben übernehmen können und müssen.Außerdem halte ich es für wichtig, dass Menschen, die Erfahrungen in Betrieben sammeln konnten, ihr Wissen an Berufsschüler und -schülerinnen in den Berufsschulen weitergeben. Haben Sie Nachfragen, dann sprechen Sie mich gerne an.
Mit besten Grüßen
Dr. Magnus Buhlert