Frage an Martin Schwab bezüglich Soziale Sicherung

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Frage von Marion H. •

Frage an Martin Schwab von Marion H. bezüglich Soziale Sicherung

Sehr geehrter Herr Dr. Martin Schwab,

das Wohnen in Berlin sollte für alle bezahlbar bleiben.

Die Auszugswellen aus verschiedenen verteuert gewordenen Stadtbezirken in andere werden durch Neueinzüge nicht mehr kompensiert. Die Mieten steigen ins Unermessliche. Kleine günstige Single-Wohnungen sind zur Zeit in Berlin Mangelware. Das soziale Gefüge in den Bezirken kommt ins Wanken und klafft immer mehr auseinander. Der geliebte Kiez, der ja durch die Bewohner geprägt wird, verändert sich.

Sind Sie auch der Meinung und wie werden sich dafür einsetzen?

M. Herrmann

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Antwort von
dieBasis

Sehr geehrte Frau Herrmann,

Die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum wird DAS beherrschende Thema der Politik der nächsten Jahre sein. Ich bin mit Ihnen der Meinung, daß wir das soziale Gefüge in den einzelnen Kiezen stabilisieren müssen. Auf keinen Fall dürfen wirtschaftlich Schwächere aus den attraktiven Innenbezirken verdrängt werden. Würde dies nämlich geschehen, so würden sich Ghettos bilden. Die räumliche Trennung der "Bevölkerungsschichten" würde den zusammenhalt in der Gesellschaft weiter unterminieren. Was dabei herauskommt, sehen wir derzeit in England: Wer einmal den Stempel der Perspektivlosigkeit trägt, wird vor Gewalt nicht zurückschrecken.

Ich bin im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit an einem Forschungsprojekt beteiligt, in dessen Rahmen nach Wegen gesucht wird, mit vertretbarem Aufwand solchen bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und zu erhalten, ohne die Interessen der Eigentümer der Wohnungen zu vernachlässigen. Letztere sind nämlich, sofern sie in öffentlich geförderten Wohnraum, investiert haben, durch die fehlerhafte Entscheidung des Berliner Senats, aus der Anschlußförderung auszusteigen, in erhebliche finanzielle Bedrängnis geraten, weil sie seinerzeit im Vertrauen auf die öffentliche Förderung Darlehen aufgenommen haben und nunmehr mit der Schwierigkeit kämpfen, die Tilgungs- und Zinslast über die Mieten zu refinanzieren. Ich hoffe, anhand der Ergebnisse des Forschungsprojekts aussagekräftige Impulse für die politische Umsetzung geben zu können. Ich bitte wegen der Komplexität des Themas um Verständnis, wenn ich nicht sofort eine Patentlösung anbieten kann. Ziel muß es jedenfalls sein, die soziale Durchlässigkeit eines jeden Wohnviertels zu erhalten.

Mit freundlichen Grüßen

Martin Schwab