Frage an Martina Bunge bezüglich Gesundheit

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Martina Bunge
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Frage von Peter M. •

Frage an Martina Bunge von Peter M. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Dr. Bunge,

bei uns in Deutschland sind nur wenige bereit Organe zu spenden. Ausserdem sind auch viele Kliniken gar nicht darauf eingerichtet. Wie lässt sich dieser Zustand verbessern. Wie lässt sich die Bereitschaf zur Organspende erhöhen?
Wäre die Widerspruchslösung, wie sie in Österreich mit Erfolg praktiziert wird eine praktikable Lösung um wartenden Menschen zu helfen?

Vielen Dank und schöne Grüße
Peter Maier

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DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Maier,

vielen Dank für Ihre Frage.

Das Thema Organspende liegt mir schon seit langer Zeit am Herzen. 12 000 Menschen warten auf ein lebensrettendes Organ. Vielen kann nicht geholfen werden, weil zu wenig Organe gespendet werden. Hier besteht dringender Handlungsbedarf.

Es gibt meines Erachtens zwei Hauptanknüpfungspunkte um die Menge der Organtransplantationen zu erhöhen.

Zum einen sind Strukturen im Gesundheitssystem notwendig, damit die Bereitschaft zu Organspenden auch tatsächlich umgesetzt wird und es tatsächlich zu Organtransplantationen kommt. Die Krankenhäuser müssen darauf eingerichtet sein. Die Vernetzung muss optimal sein, damit Spenderorgane zeitnah zu den Organempfängern gelangen. Zahlen zeigen, dass einige Krankenhäuser gar keine Organspenden melden, andere haben häufige Spenden. Die Ärzte in Krankenhäusern sind oft überlastet, nicht überall sind ausreichend qualifizierte Transplantationsbeauftragte vorhanden, der Kostendruck in den Kliniken ist hoch. Die Strukturen in den Krankenhäusern tragen also nicht unerheblich zu den fehlenden Organtransplantationen bei. Nur so ist zu erklären, dass immer mehr Menschen einen Organspendeausweis ausgefüllt haben und dennoch die Transplantationen im letzten Jahr zurückgingen. Eine wichtige Ursache dafür ist, dass viele Bundesländer noch keine Transplantationsausführungsgesetze erlassen haben.

Zum anderen brauchen wir zur Erhöhung der Organtransplantationen mehr Menschen, die bereit sind ihre Organe zu spenden und dies auch mit einem Organspendeausweis deutlich machen. Tatsächlich sind 67 % der Bürgerinnen und Bürger bereit ihre Organe zu spenden. Aber nur 17% haben einen Organspendeausweis. Wie kommt es zu dieser Differenz und was sind geeignete Maßnahmen um diesen Unterschied zu verringern? Im Mai diesen Jahres hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung eine Umfrage zur Organspende veröffentlicht. In dieser Umfrage wurden diejenigen, die keinen Ausweis haben, nach ihren Gründen befragt. Zunächst müssen wir uns klar machen, dass ca. ein Drittel der Bürgerinnen und Bürger ohne Spendenausweis ihre Organe nicht spenden wollen. 55% derjenigen ohne Spendenausweis haben Angst vor Missbrauch durch Organhandel, und mehr als ein Drittel hat Angst, dass nicht mehr alles medizinisch Notwendige für sie getan wird, wenn sie Organspender sind. Auch nicht zu vergessen ist das Drittel, das meint, dass sie zu krank oder zu alt seien um zu spenden. 55% der Befragten gaben an, dass sie sich jetzt noch nicht entscheiden wollen.

Eine Widerspruchslösung befürworte ich, allerdings hat diese in der Politik keine Mehrheit. Dahinter steht für mich auch die Frage, ob ein gesellschaftlicher Konsens gegenwärtig in der Bundesrepublik herstellbar wäre. Das A und O für die Bereitschaft zur Organspende ist, dass die Bürgerinnen und Bürger Vertrauen in das Gesundheitssystem haben. Dazu muss es vor allem solidarisch sein. Dem stehen die vielen Kommerzialisierungstendenzen in den letzten Jahren im Wege. Immer mehr Leistungskürzungen, Diskussionen um Rationierung und Budgetierungen führen zum Vertrauensverlust. Der Mensch muss endlich in den Mittelpunkt der Gesundheitspolitik stehen.

Ich hoffe, ich habe damit Ihre Frage ausreichend beantwortet.

Mit freundlichen Grüßen

Martina Bunge