Frage an Martina Bunge von Martin E. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Dr. Bunge,
mich würde interessieren, weshalb es bei der Organspende in Deutschland noch immer die Zustimmungsregelung gibt und nicht die Widerspruchslösung.
Weshalb wurde das nicht längst geändert und wer hat ein Interesse daran, dass alles so bleibt wie es ist ?
Liebe Grüße,
Martin Eggers
Sehr geehrter Herr Eggers,
mit Blick auf das Spenderaufkommen gibt es kein einfaches Ursache-Wirkungs-Verhältnis. Es sind daher stets sowohl die rechtlichen und institutionellen Rahmenbedingungen als auch die unterstützenden Maßnahmen in den Krankenhäusern in den Blick zu nehmen. Notwendig ist beispielsweise ein funktionierendes Management von Krankenhäusern und Transplantationszentren wie in Mecklenburg-Vorpommern.
Vor 10 Jahren kam nach langen Diskussionen die Zustimmungsregelung zustande, nur dafür gab es eine Mehrheit im Parlament. Wenn allerdings die in der Bundesrepublik existierende Regelung die große Diskrepanz zwischen Bedarf und Spendenbereitschaft nicht ausgleichen kann, ist es meiner Meinung nach legitim, die gesellschaftliche Diskussion neu zu entfachen. Denn eine Organspende kann Leben retten und Leiden vermindern.
Ich werde mich vehement für eine Widerspruchsregelung einsetzen, die meines Erachtens auch die Beschäftigung jeder/jedes Einzelnen mit der Problematik fördert und es Aufklärung leichter macht als heute.
Einer solchen Entscheidung sollte jedoch eine neue, ernsthafte Diskussion vorausgehen, in der die Chancen für Leben durch Organspende auf der einen Seite und das Recht eines jeden, selbst über seinen Körper zu Lebzeiten und nach dem Tode zu bestimmen, auf der anderen Seite, zu berücksichtigen sind.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Martina Bunge