Frage an Martina Gregersen bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

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Martina Gregersen
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Marie E. •

Frage an Martina Gregersen von Marie E. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Gregersen,

ich verfolge seit einiger Zeit die Diskussion um das Feierabend-Parlament in den Medien. Hamburg ist das einzige Bundesland mit einem solchen Parlament.
Sind sie dafür oder dagegen?
Nennen Sie bitte Gründe!

Vielen Dank und mit freundlichen Grüßen,
Marie Erdmann

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Liebe Frau Erdmann!

Ehrlicherweise habe ich darüber noch nicht so ganz zu Ende gedacht. Aber wir haben in Hamburg nicht das einzige Feierabendparlament. Es gibt da noch die Bremische Bürgerschaft, die auch ein Halbtagsparlament ist. Nur zum Unterschied zu Hamburg beginnen dort die Sitzungen schon mittags und nicht wie bei uns am Nachmittag und die Bezahlung liegt etwas höher.

Ich denke, ein Feierabendparlament hat sowohl Vorteile als auch Nachteile. Sicher ist: Politik verbraucht enorm viel Zeit, wenn man sie ernsthaft betreiben will. Dabei muss man sogar aufpassen, dass man nicht rund um die Uhr politisch arbeitet oder unterwegs ist.

Ich habe als sozialpolitische Sprecherin meiner Fraktion vor einem Jahr angefangen, die Einrichtungen, Selbsthilfegruppen und Werkstätten in meinem Themenbereich (Obdachlose, Menschen mit Behinderung, Blinde, Gehörlose, Alte, Pflegebedürftige, Sozialschwache) zu besuchen - es sind hunderte und ich weiß nicht wann ich da je mit durch bin. So etwas kostet viel Zeit.

Wichtig ist mir vor allem, nicht nur über Menschen zu reden, sondern mit Ihnen. Um entscheiden zu können oder initiativ zu werden, möchte ich die Lage der Menschen, für die ich verantwortlich bin oder die in diesem Bereich arbeiten erst einmal erfahren. Hierzu zählt natürlich auch das Lesen etlicher Fachliteratur. So etwas schafft man wohl kaum noch nebenberuflich.

Hinzu kommen dann noch Vorbereitungen für Sitzungen, Recherche, das Schreiben von Anfragen und Anträgen, Bürgergespräche- und Beratungen, Besuche von Initiativen, Workshops und Arbeitsgruppen.

Wenn ich als Bürgerin dieser Stadt ein Anliegen oder Problem hätte, dann sollte der von mir gewählte Abgeordnete auch Zeit für mein Anliegen haben. Wer solch einen Anspruch hat, muss wohl eher für ein Vollzeitparlament stimmen. Ich betreibe diese Aufgabe seit ich im März letzten Jahres gewählt wurde auf jeden Fall in mehr als Vollzeit und habe manchmal das Gefühl, dass selbst diese Zeit nicht immer ausreichend ist.

Während ich dieses so tippe, denke ich, dass ich gar keine Vorteile mehr zum Abwägen suchen möchte und mich entschieden habe.

Lieben Gruß
Ihre Martina Gregersen