Frage an Matthias Zimmer bezüglich Arbeit und Beschäftigung

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Matthias Zimmer
CDU
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Frage von Walter T. •

Frage an Matthias Zimmer von Walter T. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrter Herr Dr. Zimmer,

wie stehen sie zu dem Umstand, daß die niedrigst entlohnten Tätigkeiten, vorwiegend ungelernte Helferstellen, fast ausschließlich nur noch von Zeitarbeitsfirmen angeboten werden?
(Quelle: Arbeitsamt)

Ich selber bin ein paarmal in der Lage gewesen, Abrechnungen einzusehen, aus denen hervorging, daß z.T. das doppelte an Lohn vom Unternehmer an die Zeitarbeitsfirma, wie von letztem an den Arbeitnehmer gezahlt wurde.

Derart hoch sind keine Verwaltungskosten.

Halten sie die Tatsache, daß diejenigen, die am wenigsten verdienen, am meisten über nicht-staatliche Dritte von ihrem Lohn abgezogen bekommen für falsch?

Der Sinn von flexibler Auslastung zu Spitzenzeiten bei Unternehmen leuchtet mir durchaus ein, mir geht es aber um die ungeregelte Entwicklung am anderen Ende jener, wie gesagt, sinnvollen Möglichkeit für Unernehmen zu writschaften.

Genauso gut ist es für eine Firma sich den Arbeitnehmer genauer anzusehen, obwohl ich denke, daß dafür die normale Probezeit ausreichend wäre.

Ich, für meinen Teil, sehe nicht wo, in dem von mir angesprochenen Bereich, durch eine Zeitarbeitsfirma Arbeitsplätze geschaffen werden. Der Bedarf ist so oder so da, die dafür angebotene Entlohnung ist diesselbe, sie ist nur, nach meinem Empfinden kraß unverhältnismäßig verteilt, dadurch das es die Zwischenstufe Zeitarbeitsfirma gibt, welche viel abschöpft.

Wie sehen Sie die Sache?

Mfg

Walter Trebur

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CDU

Sehr geehrter Herr Trebur,

das Instrument der Zeitarbeit sollte den Unternehmen - wie Sie es richtig schreiben - Möglichkeiten zur flexiblen personellen Ausgestaltung ihrer Produktionsspitzen geben. Die Erfahrungen, die ich als Frankfurter CDU-Bundestagsabgeordneter und Vorsitzender der CDA-Frankfurt in Gesprächen mit Betriebsräten und Mitarbeitern in Unternehmen sammeln konnte, bestätigen, dass Abweichungen von der Entlohnung zur Stammbelegschaft in der Praxis nicht unbedingt die Ausnahme darstellen.

Dass Betriebe und Unternehmen das Instrument der Zeitarbeit benötigen, um im globalen Wettbewerb flexibel zu sein, befürworte ich. Allerdings darf diese Flexibilität nicht darin enden, dass Zeitarbeit missbraucht wird, um dauerhaft Tarifverträge zu unterlaufen. Dies bringt nicht nur Beschäftigte um ihren hart erarbeiteten Lohn, sondern verzerrt auch den Wettbewerb zwischen den Firmen. Schließlich dürfen die Unternehmen nicht bestraft werden, die ihren Mitarbeitern einen angemessenen Lohn zahlen.

Meine christlich-sozialen Werte führen mich zu der Überzeugung, dass Menschen für ihre Arbeit fair entlohnt werden müssen, schließlich dient ein anständiger Lohn der Motivation und Anerkennung der menschlichten Arbeitskraft. Eine unterbezahlte Erwerbsarbeit ist der menschlichen Würde abträglich und entspricht nicht meinem christlich-sozialem Werteverständnis. Einen Wettbewerb um die billigsten Arbeitskräfte und Missbrauchstendenzen in der Zeitarbeit müssen wir deshalb entschieden entgegentreten. Auch die Kollegen unseres Koalitionspartners stehen dem Equal-Pay-Prinzip und dem Mindestlohn in der Zeitarbeit aufgeschlossen gegenüber.

Einer der Leitsätze der CDU-Sozialausschüsse lautet, Verwerfungen auf Arbeitsmärkten zu bekämpfen. Der Mensch darf auf dem Arbeitsmarkt nicht schutzlos dem Spiel von Angebot und Nachfrage ausgesetzt werden, denn der Mensch ist wichtiger als der Markt. Diesem Menschenbild fühle ich mich verpflichtet. Ich werde deshalb im Bundestagsausschuss für Arbeit und Soziales gegen den Missbrauch der Zeitarbeit streiten. Auch Ihren Beitrag begreife ich als Aufmunterung für meine Arbeit.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Matthias Zimmer, MdB