Frage an Maximilian Brym bezüglich Europapolitik und Europäische Union

Maximilian Brym
DIE LINKE
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Frage von Enver S. •

Frage an Maximilian Brym von Enver S. bezüglich Europapolitik und Europäische Union

Herr Brym, mein Vater ist ein guter Bekannter von Ihnen. Wie Sie wissen ist die Familie Sadiku eine albanische Familie aus Kosova. Auf Ihrer Seite
Kosova-Aktuell treten Sie für das Selbstbestimmungsrecht Kosovas ein. Spitzenvertreter Ihrer Partei " Die Linke" sprechen sich jedoch öfter gegen die Souveränität Kosovas aus. Haben Sie Ihre Haltung zu Kosova vieleicht geändert ? Ich schreibe diese Mail im Einverständniss mit meinem Vater auch er wünscht eine Klärung. Bleiben Sie bei Ihrer Haltung Kosova das Selbstbestimmungsrecht zu gewähren ?

Antwort von
DIE LINKE

Hallo Enver,

Selbstverständlich ist und bleibt meine Position, das Selbstbestimmungsrecht Kosovas zu vertreten. Dies mache ich auch innerhalb der Partei „ Die Linke“. Nebenbei bemerkt ist diese Partei kein monolithischer Block. Es gibt in ihr verschiedene Strömungen und Meinungen. Eigentlich ist der Eintritt für das Selbstbestimmungsrecht eine elementar marxistische Position. Leider handeln einige Funktionäre der Partei „Die Linke“ in der -Kosova Frage gegen diesen marxistischen Grundsatz. Andere vertreten hingegen den Standpunkt, dass jede Unterdrückung beseitigt werden muss und die Menschen in Kosova die Selbstbestimmung erhalten müssen. Letzteres Position -( es ist auch meine)- richtet sich auch gegen die deutsche imperiale Politik, denn Deutschland verweigert den Kurden direkt das Selbstbestimmungsrecht und ist in Kosova Teil einer „ modernen kolonialen Struktur“, Teil der EULEX und UNMIK Mission.. Die „ überwachte Unabhängigkeit“ in Kosova garantiert nur die Unabhängigkeit des Überwachers. Dies den Mitgliedern und Wählern der „ Linken“ klar zu machen ist eine wichtige Aufgabe. Im Jahr 2007 empfing die Bundestagsabgeordnete Ulla Jelpke eine Delegation der LPV im „Deutschen Bundestag“, mit Hysen Durmishi und Liburn Aliu. In dem sehr offenem Gespräch wurden Unterschiede aber auch Gemeinsamkeiten deutlich. Frau Jelpke sprach sich für die Freiheit von Albin Kurti und für das Selbstbestimmungsrecht Kosovas aus. Es geht darum innerhalb der „ Linken“, die ein wichtiger Bezugspunkt für Menschen aus der Arbeiterschaft in Deutschland wurde, für eine korrekte Haltung in der Kosova Frage zu kämpfen. Bei anderen Parteien ist dies nicht möglich. Die Regierungsparteien bestehend aus CDU/CSU und SPD akzeptieren nur die koloniale Abhängigkeit Kosovas. Ironischerweise nennen sie die ethnische Teilung Kosovas und die absolute Kommandogewalt des ICO, der UNMIK und der EULEX Mission -“ Unabhängigkeit“-. Die gleiche Haltung hat die FDP und weite Teile der Grünen. Die offenen Faschisten der NPD stehen zu einhundert Prozent an der Seite der serbischen Nationalisten. Nur „ Die Linke“ ist eine lebendige Partei, -mit Mitgliederwachstum-, viele Mitglieder kommen frisch in die Politik. Die Gründe dafür sind - Widerstand gegen den brutalen Neoliberalismus aber auch die Ablehnung rassistischer Praktiken unter denen in Deutschland auch viele Albaner zu leiden haben-. In der „ Linken“ muss viel diskutiert werden, um auch wieder eine korrekte marxistische Haltung in der „ nationalen Frage“ auf der Basis des Internationalismus hinzubekommen. Nebenbei bemerkt bin ich Mitglied der SAV ( Sozialistische Alternative), die sich sehr stark auf die Weiterentwicklung des Marxismus durch Leo Trotzki beruft. Bekanntlich stellt das Werk von Leo Trotzki -„ Die Balkankriege“- eine wahre Fundgrube zur Geschichte des Balkans und Kosovas dar. In dem Werk beschreibt Leo Trotzki detailliert die damaligen Verbrechen des serbischen Chauvinismus. Trotzki trat bedingungslos für das Selbstbestimmungsrecht der Albaner ein und propagierte eine freiwillige Vereinigung aller Völker des Balkans auf sozialer Basis, um ihre gemeinsamen Interessen jenseits des Kapitalismus durchzusetzen. Dies ist bis heute aktuell.

Max Brym

Anmerkungen
LPV- ( Bewegung für Selbstbestimmung) Die LPV tritt für das Selbstbestimmungsrecht Kosovas ein. Sie steht gegen den Athisaari Plan welcher Kosova ethnisch teilt und ist gegen die UNMIK und EULEX Herrschaft in Kosova. Gleichzeitig fordert die LPV die vollständige Gleichheit aller Menschen unabhängig von ihrer Nationalität. Seit einiger Zeit setzt sich die LPV besonders für die Rechte der Roma in Kosova ein. Die Roma werden im Athisaari- Plan mit keinem Wort erwähnt.

Albin Kurti- Der einstige populäre Studentenführer Albin Kurti war von April 1999 bis Ende 2001 in serbischen Gefängnissen. Ab Februar 2007 wurde Kurti für ein Jahr in verschiedenen Haftanstalten Kosovas untergebracht. Kurti stand und steht gegen die UNMIK- EULEX Kolonialstruktur. Albin Kurti ist der bekannteste Aktivist der LPV.