Frage an Maximilian Brym bezüglich Wirtschaft

Maximilian Brym
DIE LINKE
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Frage von Alexander S. •

Frage an Maximilian Brym von Alexander S. bezüglich Wirtschaft

Herr Brym,

in der Metall/Elektroindustrie stehen wieder Tarifverhandlungen an. Die IG-Metall fordert ca. 8 Prozent.

Unterstützen sie Forderungen in dieser Höhe?

Schaden hohe Abschlüsse nicht gerade den Bayerischen Unternehmen?

Gruss
Alexander Schmidt

Antwort von
DIE LINKE

Die Forderungen der Metallarbeiter sind mehr als gerecht

Die Forderung nach 8% mehr Lohn in der anstehenden Metalltarifrunde ist völlig gerechtfertigt. Viele Gliederungen in der IG Metall sind sogar der Meinung, dass die Forderung zu bescheiden ist. Seit dem Jahr 2000 gab es trotz zwischenzeitlichem Aufschwung, die größten Reallohnverluste in der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Nur in der Periode von 1929 bis Mitte der dreißiger Jahre sanken die Reallöhne stärker. Die Tatsache, dass Deutschland im Jahr 2007 den niedrigsten Anstieg bei den Arbeitskosten unter allen EU-Ländern verzeichnet hat, stieß bei der DGB-nahen Hans-Böckler-Stiftung auf Kritik. In der Presse war zu lesen: „Der »unheimliche Befund«, dass trotz des jüngsten Konjunkturaufschwungs die Reallöhne in Deutschland gesunken sind, sei Ausdruck der anhaltenden »massiven Lohnzurückhaltung«, sagte der Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung in der Hans-Böckler-Stiftung, Gustav A. Horn, gegenüber der Tageszeitung "Neues Deutschland" (Mittwochsausgabe 22.4.2008).“ Als Gründe für diese Entwicklung sah Volkswirt Horn den massiven Druck auf Gewerkschaften und eine Arbeitsmarktgesetzgebung, die für die Ausweitung der Stellen im untersten Lohnbereich gesorgt habe. Hinzu kommt der »Sonderfall Ostdeutschland mit weiten tariffreien Zonen«. Wenn die These stimme, dass zu hohe Löhne schuld an hoher Arbeitslosigkeit seien, »müssten wir heute Vollbeschäftigung haben«, sagte Horn.

Tarifrunde und Wirtschaftskrise

Die im Herbst anstehende Tarifrunde für die rund 3,4 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie verspricht, Spannungsreich zu werden. Vor allem, wie sich die beginnende Wirtschaftskrise auf den Konflikt auswirken wird, ist Thema der Diskussion. Für den Leiter des größten Bezirks der Metallergewerkschaft, Oliver Burghard, ist die Sache klar: »Von dem Gerede über Rezessionstendenzen lassen wir uns nicht bange machen«,.
»Es gibt keinen Grund zur Bescheidenheit. Die wirtschaftliche Lage in der Metall- und Elektroindustrie ist nach wie vor deutlich besser als in der zurückliegenden Tarifrunde«, betonte Burghard. Wenn sich die Auftrags­eingänge »wieder einem Normalmaß nähern«, habe das »nichts von einem Einbruch der Konjunktur«. Für 2009 erwarte die Branche ein Wachstum zwischen vier und fünf Prozent, die Renditen seien höher als in den Vorjahren, argumentierte der IG-Metall-Funktionär. Bei den im Oktober beginnenden Verhandlungen wolle man eine schnelle Einigung erzielen
Bedürfnisse entscheidend
Die Argumentation der IG-Metall-Führung, man solle die Konjunktur im Vorfeld der Tarifrunde »nicht schlecht reden«, halte ich allerdings für »abenteuerlich« und gefährlich. Es ist doch recht unwahrscheinlich, dass die in den USA losgetretene Finanzkrise keine Auswirkungen auf die Realwirtschaft haben wird. »Die entscheidende Frage ist aber, was man zum Maßstab macht: Die konjunkturelle Lage oder die Bedürfnisse der Kolleginnen und Kollegen«.. »Wenn sich die Gewerkschaft bei ihrer Forderung von Konjunkturdaten abhängig macht, ist sie vor dem Hintergrund einer zunehmend krisenhaften Wirtschaftsentwicklung immer auf der Verliererstraße.«
In den meisten Metallbetrieben im Süden und Südwesten haben sich die gewerkschaftlichen Vertrauenskörper für Forderungen zwischen neun und zehn Prozent ausgesprochen. Bei Daimler in Untertürkheim und in der Stuttgarter Zentrale des Konzerns hatten Vertrauensleutevollversammlungen 9,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt gefordert. Die IG-Metall-Verwaltungsstelle Ludwigsburg plädierte für neun Prozent mehr Geld sowie eine Einmalzahlung von 1000 Euro. Der Vertrauenskörper bei GKN-Aerospace in München tritt gar für Einkommensverbesserungen um 13,5 Prozent ein und lehnt jegliche Kompensationsgeschäfte in Zusammenhang mit der Altersteilzeit ab. Diese Haltung der Kolleginnen und Kollegen ist richtig, es muss immer um die eigenen Interessen gehen. Jedes Argument unter dem Motto- „ Wir wollen der Wirtschaft und dem Land nützen- macht Arbeiter und Arbeiterinnen immer vom momentanen Stand der kapitalistischen Weltkonjunktur abhängig und suggeriert Gemeinsamkeiten zwischen Arbeit und Kapital, die es in keiner Konjunkturphase gibt.

Viele Grüße Max Brym