Frage an Michael Höntsch bezüglich Umwelt

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Michael Höntsch
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Frage von David P. •

Frage an Michael Höntsch von David P. bezüglich Umwelt

Aktuell hat die brandenburgische Landesregierung aus SPD und DIE LINKE - trotz großer Proteste - für den Aufschluss des neuen Tagebaus Welzow Süd II gestimmt.
Meiner persönlichen Einschätzung nach wird damit die Energiewende weiter ausgebremst, Klimaschutz konterkariert, Umwelt zerstört und Dörfer abgebaggert. Besonders absurd: Die etwa 300 Bewohner von Proschim produzieren mehr Ökostrom als sie selbst verbrauchen. Nun soll auch ihr Dorf der Braunkohle geopfert werden.

Allein die drei Braunkohlekraftwerke von Vattenfall in der Lausitz produzieren pro Jahr mehr als 50 Mio. t CO2 (entspricht etwa dem jährlichen CO2-Ausstoß von Schweden).

Wie bewerten Sie persönlich diese Entscheidung? Was ist ihre generelle Postion zum Braunkohle-Tagebau und einen Kohleausstieg?

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Petersen,

vielen Dank für Ihre Frage. Mit der Entscheid in der Lausitz habe ich mich nicht auseinandergesetzt und kann sie als Fach- und Ortsunkundiger nicht bewerten.

Meine persönliche Einschätzung zum Braunkohle-Tagebau und dem "Kohleausstieg" ist die folgende:
Deutschland, Europa und die Welt benötigen einen zügigen Ausstieg aus allen CO2-Emittierenden Technologien. Die Verbrennung von Kohle ist dabei besonders schnell einzustellen, weil sie besonders viel CO2 pro Kilowattstunde verursacht. Eine umfassende regenerative Energieversorgung muss zügig, also in den nächsten zwei Jahrzenten, umgesetzt werden. Dabei werden wir aber einige Probleme lösen müssen:

Einen 100 % Kohleausstieg wird es dauerhaft nicht geben: Einzelne Technologien (zB Stahlproduktion) werden weiter Koks benötigen, die Umstellung auf regenerative Energien dürfen nicht zur Deindustrialisierung führen. Das Ziel muss aber bleiben, dass in allen Bereichen die CO2-Emissionen auf das technologisch mögliche Minimum zurückgefahren werden. Dies gilt insbesondere für die Energieproduktion.

Die Umgestaltung von Landschaft und Natur sowie die Frage wo Menschen wie leben und Produzieren können, wird durch eine Umstellung auf 100 % regenerative Energie nicht weniger konfliktreich, sondern eher mehr konfliktreich sein als heute sein. Diesen Konflikten muss sich die so Politik stellen, dass eine Mehrheit der Menschen diesen Kurs weiter trägt. Gleiches gilt für Energiepreise.

Eine Umstellung bedeutet einen Strukturwandel. Wir dürfen Menschen und Regionen nicht zurücklassen. Daher muss Politik sich auch Gedanken machen, wer bei einem Wandel auf der Strecke bleiben könnte und dafür Lösungen anbieten.

Letztlich ist es notwendig die Grundlagen zu schaffen, das weltweit alle Länder und Regionen ihre CO2 Emissionen zurückfahren - eine Chance wäre zum Beispiel das Freihandelsabkommen mit den USA mit genau dieser Frage zu verknüpfen.

Ich hoffe ich konnte Ihnen einen Einblick verschaffen.

Mit freundlichen Grüßen

Michael Höntsch