Im Koalitionsausschuss wurde vereinbart, dass Autobahnprojekte schneller geplant und genehmigt werden sollen. Warum liegen ausnahmslos alle Strecken ausschließlich in den westlichen Bundesländern?

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Michael Kellner
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Frage von Reiner H. •

Im Koalitionsausschuss wurde vereinbart, dass Autobahnprojekte schneller geplant und genehmigt werden sollen. Warum liegen ausnahmslos alle Strecken ausschließlich in den westlichen Bundesländern?

Sehr geehrter Herr Kellner,

als Ergebnis der Verhandlungen des Koalitionsausschusses wurde u.a. beschlossen, dass Autobahnprojekte ebenfalls schneller geplant und genehmigt werden sollen. Begründung sei das "überragende öffentliche Interesse". Bei den ausgewählten 144 Engpässen, die zügig beseitigt werden sollen, ist auffällig, dass alle, ich betone noch einmal, ausnahmslos alle Strecken ausschließlich in den westlichen Bundesländern liegen. Der Sanierungsstau ist unbezweifelt im "Westen" höher, aber ein, zwei Projekte (A4, A12, A14 oder A20) im "Osten" hätten es schon sein können, nein müssen. Bitte setzen sie sich dafür ein, dass auch wichtige Autobahnprojekte im "Osten" Deutschlands in den Plan für den beschleunigten Ausbau aufgenommen werden. Danke. Ich freue mich auf Ihre Antwort. Danke für Ihr Bemühen.

Mit freundlichen Grüßen

Reiner H.

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Sehr geehrter Herr H.,

vielen Dank für Ihre Frage. Die Probleme bei der Infrastruktur sind in Ost wie in West, auf der Straße wie bei der Schiene. Im Zuge der Verhandlungen im Koalitionsausschuss wurden für den Verkehr zwei wichtige Punkte vereinbart. Wir bringen den Klimaschutz im Verkehr voran, denn zusätzlich werden nun 5 Milliarden aus der LKW-Maut ins Schienennetz investiert. Das ist eine entscheidende Weichenstellung in der Verkehrspolitik. Güter gehören auf die Gleise und nicht in LKW-Kolonnen auf die Autobahn.

Der zweite Punkt sind die von Ihnen benannten Projekte. Im Bundesverkehrswegeplan sind diese in unterschiedlichen Kategorien eingetragen, um sie zu priorisieren. In den letzten Jahren hat die Priorisierung allerdings nicht dazu geführt, dass die Planung und der Bau schneller vorangingen.

Innerhalb des Bedarfsplans sind 114 Projekte als Engpassbeseitigung markiert. Damit sie umgesetzt werden können, braucht es die Zustimmung der jeweiligen Länder. Die jetzt getroffene Einigung der Koalitionspartner sieht vor, eine eng begrenzte Zahl dieser Projekte freizugeben, weil sie ein sog. überragendes öffentliches Interesse haben. Dabei handelt es sich jedoch immer nur um Ausbau, nicht um Neubau. Es liegt auch an den Ländern Bedarfe und Projekte hier zu priorisieren. Eine Reihe der 144 Projekte sind noch ohne jede Vorplanung. Allein der Planungsprozess wird hier auch weiterhin mehrere Jahre in Anspruch nehmen.
Im Osten Deutschlands wurden nach der Wiedervereinigung die Autobahnen alle modernisiert und ausgebaut. Im Westen gibt es viele Strecken, die hier einen Nachholbedarf haben. 

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