Wissen Sie nicht, wie der Strompreis in Deutschland zustande kommt?

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Michael Kruse
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Frage von Franz-Werner K. •

Wissen Sie nicht, wie der Strompreis in Deutschland zustande kommt?

Sehr geehrter Herr Kruse,

In der heutigen ZDF Heute Sendung elaborierten Sie im Kontext der geplanten Subvention für Energie intensive Industrien über abgeschaltete Kernkraftwerke. Als energiepolitischer Sprecher sollten Sie eigentlich wissen, wie in Deutschland der Strompreis berechnet wird. Selbst wenn es stimmen würde, dass der Strom aus Kernkraftwerken preiswerter wäre, hätte das keinen Einfluss auf den Strompreis. Mit Ihrem (bewusst oder unbewusst) falschen Statement bedienen sie (i) populistische Reflexe und (ii) verprellen informierte Bürger. Was soll das also? Sie könnten ja auch dafür plädieren, die Berechnung des Strompreises zu reformieren (Stichwort: Merit-Order). Wenn Sie der energiepolitische Sprecher Ihrer Partei sind, könnten Sie das ja wissen? Das wäre Sachpolitik, die anscheinend nicht im Interesse Ihrer Partei ist.

Wundern Sie sich wirklich über politikverdrossene Bürger?

Mit freundlichen Grüßen
D. F. K.

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Die Abschaltung der wirtschaftlich abgeschriebenen Kernkraftwerke hat zu einer Verknappung des günstigen Stromangebots in Deutschland geführt. Da sich im sog. Merit-Order Modell der Großhandelspreis für Strom immer nach den Grenzkosten für die teuerste Stromproduktion orientiert, senkt jede günstige Art der Stromproduktion den Strompreis, da teurere Kraftwerke weniger häufig für die Deckung des Strombedarfs benötigt werden. Ein befristeter Weiterbetrieb der betriebsbereiten Kernkraftwerke würde daher Preise senken und auch die Versorgungssicherheit erhöhen.

Das vergangene Jahr hat uns allen gezeigt, dass Notsituationen nicht absehbar sind und deshalb für Energieerzeugungskapazitäten das Motto gilt: Haben ist besser als brauchen. Daher sollten die Kernkraftwerke bis zur vollständigen Substitution des russischen Erdgases durch andere Quellen - voraussichtlich im Frühjahr 2024 - mindestens reaktivierbar bleiben. Der sehr günstige Strom, den Kernkraftwerke wie Isar 2 bis zuletzt verkauft haben, zeigt, dass der Weiterbetrieb der Kernkraftwerke die Energiepreise entlasten kann. Da dafür kurzfristig weniger Kohle verstromt werden müsste, wäre es zudem gut für das Klima. Mit aller Kraft setzen wir uns als Freie Demokraten für die Zukunft unseres Energiesystems ein. Das Potenzial neuer und sicherer Kernforschung darf dabei nicht an uns vorbeiziehen. Im Übrigen steht es Kraftwerksbetreibern frei, ihre Strommengen direkt zu vermarkten und nicht am Markt anzubieten. Selbstverständlich haben insbesondere große Verbraucher auch langfristige Lieferverträge abgeschlossen. Vielleicht gehen Sie mit Ihren Vorwürfen nächstes Mal sparsamer um.

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