Frage an Monika Griefahn bezüglich Kultur

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Monika Griefahn
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Frage von martin d. •

Frage an Monika Griefahn von martin d. bezüglich Kultur

wassse los???
warum wollen sie gerade die deutsche hiphop szene verbieten und für jugendliche unzugänglich machen, dagegen brutale und pornografische filme nicht!
das ist für mich ein eindeutiger widerspruch!
die verurteilten künstler sind nicht hauptverantwortlich dafür, was die jugend von heute zu hören bekommt bzw. auch nicht ... dafür sind, meiner meinung nach die ELTERN da!

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Antwort von
SPD

Hallo,

schade, dass Sie nicht Ihren Namen schreiben, so kann ich Sie leider nicht direkt ansprechen. Ich will Ihnen dennoch schreiben und Ihnen gern etwas ausführlicher erklären, worum es mir geht.

Mir geht es nicht um ein Verbot der betreffenden Videos geschweige denn der HipHop-Musik insgesamt und ich halte auch nichts von voreiligen Einschränkungen in verwandten Bereichen. Im Gegenteil, als Sprecherin der Arbeitsgruppe Kultur und Medien der SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag freue ich mich sehr über den Erfolg des HipHop in Deutschland und persönlich ganz besonders über Bands wie die Fantastischen Vier, Fettes Brot, Absolute Beginner und anderen.

Ich spreche mich aber dagegen aus, dass pornografische, Gewalt verherrlichende, frauenfeindliche und rassistische Titel ohne Einschränkungen im Rundfunk zu sehen und zu hören sind. Das verstößt schon allein gegen den Jugendschutz der gesetzlich festgeschrieben ist und auf den sich die Sender in ihren Lizenzverträgen ausdrücklich verpflichtet haben. Für, wie Sie es schreiben, "brutale und pornografische Filme" gilt das gleiche und wird auch so beachtet.

Ich habe nichts dagegen, wenn solche CDs mit einer Altersfreigabe verkauft und solche Videos und Songs erst ab einer Zeit in den Medien gespielt werden, zu der sie keine Kinder und Jugendlichen mehr gefährden können. Und dass Kinder und Jugendliche, die nicht in einem sicheren sozialen Umfeld, in einer intakten Familie aufwachsen, ein viel höheres Aggressionspotential haben, wenn sie vielleicht 15-mal hintereinander „Ich fick dich in die Urinblase“ hören, haben nicht allein die wissenschaftlichen Untersuchungen von Olaf Kessler gezeigt. Manche Jugendlichen werden wahrscheinlich auch weiterhin einen Zugang selbst zu den indizierten Alben finden, aber die Altersfreigabe ist nicht nur eine staatliche Schutzmaßnahme, sondern auch eine Richtschnur dafür, was in unserer Gesellschaft nicht in Kinderhände gehört.

Sie haben Recht, Eltern sind ganz entscheidend für die Sicherheit und die Aufsicht ihrer Kinder verantwortlich. Doch leider nehmen viele Eltern diese Verantwortung nicht wahr, so dass es wichtig ist, dass Gesetze diese Kinder schützen.

Das Grundrecht der Meinungsfreiheit gehört zu den wichtigsten Rechten, auf denen unsere Gesellschaft basiert. Der Tabubruch und die Darstellung von Extremen sind wichtige Stilmittel der Kunst, die ja auch innerhalb des Rechts auf freie Meinungsäußerung schon immer genutzt wurden und nach wie vor genutzt werden. Die Einstellung der Künstler wird für mich jedoch in dem Moment fragwürdig, in dem Provokation nur zur besseren Vermarktung der Alben instrumentalisiert wird.

Aber unser Grundgesetz definiert mit den allgemeinen Gesetzen und den Bestimmungen zum Jugendschutz und dem Recht der persönlichen Ehre auch Rechte, die mit dem Recht auf Meinungsfreiheit in Einklang gebracht werden müssen. Dabei kann es nicht sein, dass einfach behauptet wird, die permanente Nutzung von Gewalt verherrlichenden, pornografischen oder rechtsradikalen Ausdrücken gehörten eben zum Alltag der Künstler und seien deshalb auch Bestandteil ihrer Songs. Begriffe wie „primitive Neger“, „schwule Zigeuner“ oder „Ostnigger“ sind menschenverachtend und rechtsradikal.

Aus diesem Grund denke ich, dass die konsequente Anwendung des existierenden gesetzlichen Jugendschutzes auf der einen Seite sehr wichtig ist. Auf der anderen Seite ist es aber auch dringend nötig, dass die Öffentlichkeit - als allererste Fans, Lehrer, Eltern, Künstler, Labels und Rundfunksender - mehr über solche pornografischen, Gewalt verherrlichenden, frauenfeindlichen und rassistischen Songs diskutieren.

Mir haben beispielsweise Mädchen erzählt, dass sie in der Schule mit Begriffen aus HipHop-Texten wie "Hure", "Schlampen", "Nutten" usw. angesprochen werden und nicht wissen was sie dagegen tun sollen, wenn es im HipHop doch als "cool" gilt. Das ist ein Beispiel für eine Situation, bei der ich finde, dass so etwas endlich reflektiert und diskutiert werden muss. Ich finde toll, dass das beispielsweise mit der Initiative "Brothers Keepers", in der unter anderem viele Künstler aus der Szene wie Smudo, Xavier Naidoo oder Afrob mitmachen, genau das passiert. Je mehr sich an der gesamten Debatte beteiligen, desto größer wird auch die dringend nötige Sensibilität.

Unter
http://www.monika-griefahn.de/inhalt/berlin/vortraege/reden2007/070719.htm finden Sie zusätzlich einen Artikel, den ich für die Tageszeitung (TAZ) zu dem Thema geschrieben habe.

Mit freundlichen Grüßen
Monika Griefahn