Frage an Monika Pfriender bezüglich Umwelt

Monika Pfriender
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Tobias R. •

Frage an Monika Pfriender von Tobias R. bezüglich Umwelt

Sehr geehrte Frau Pfriender

Für mich ist, wie wohl für einen Großteil der Deutschen, der Umweltschutz von fundamentaler Wichtigkeit.
Daher bitte ich Sie um Ihre Meinung zum Atomausstieg.

Natürlich muss der Ausstieg erfolgen, aber doch bitte erst dann, wenn wir eine umweltschonende Alternative dazu haben.
Ist es nicht so, dass falls die Atomkraftwerke in den nächste Jahren vom Netz gehen wir bei weitem noch nicht in der Lage sein werden ihre Energieleistung zu 100% durch regenerative Energiequellen zu ersetzen?
Wir hätten doch dann zwei Möglichkeiten:
Den Strombedarf durch Braunkohlekraftwerke zu decken (in Zeiten des Klimawandels ja wohl bitte keine Alternative) oder Strom aus dem Ausland zu kaufen, z.B. aus Osteuropa, wo er ebenfalls durch Kernenergie gewonnen wird, nur wesentlich unsicherer - Stichwort Temelin (dann doch lieber in sichereren Kernkraftwerken in Deutschland)!
Ja, ich bin der Meinung, dass intensive Investitionen in regenerative Energiequellen getätigt werden müssen!!!
Ja, der Atomaussteig muss erfolgen! Aber ist der CO2 Ausstoß nicht das dringlichere Problem? Sollten wir nicht daher zuerst alle Baunkohlekraftwerke durch regenerative Energiequellen ersetzen und dann die Kernkraftwerke? Stattdessen werden doch sogar weitere Braunkolekraftwerke gebaut!

Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Rupprecht,

Gerne beantworte ich Ihre Frage zum Thema Atomausstieg:

Wir Grünen sehen in der Atomkraft eine Hochrisikotechnologie. Wir haben den Atomausstieg durchgesetzt. Eine Stromlücke wird es dadurch nicht geben. Wir brauchen ein konsequentes Klimaschutzprogramm. Unsere Zielmarken im Energie-Sektor sind:
- Die CO2-Emmissionen werden in Bayern bis zum Jahr 2020 um 15% reduziert und bis zum Jahr 2030 um 30%
- Der Ausstieg aus der Atomenergie wird bis zum Jahr 2021 umgesetzt
- Der Anteil der erneuerbaren Energien im Strombereich in Bayern wird bis 2020 von heute rund 20% auf 50% erhöht
- Der Anteil der erneuerbaren Energien im Wärmebereich in Bayern wird von heute 6% bis 2020 auf 15% erhöht.
- Der Stromverbrauch in Bayern wird bis 2020 jährlich um 1,5% verringert, von heute rund 77 TWh auf 61 TWh
- Der Endenergieverbrauch in Bayern wird bis 2020 jährlich um 1% verringert.
- Mit Klima-orientierter Verkehrs- und Agrarpolitik lassen sich die CO2- Emissionen zusätzlich noch weiter reduzieren.

Wir Grünen schlagen 5 Klimaschutz-Aktionspakete vor:
Aktionspaket Gebäude:
Eine gute Kontrolle der Energieeinsparverordnung
Ein „Sanierungsstandard Bayern“ (Qualitätssiegel f. Handwerksbetriebe)
Ein Austauschprogramm Stromheizungen

Aktionspaket Erneuerbare Energien:
Ausbau der Windenergie
Nutzungspflicht für erneuerbare Energien
Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung

Aktionspaket Stromsparen Private Haushalte:
Förderprogramm „Energieeffiziente Küche“
Optimierung der Heizungssysteme
Eine informative Stromrechnung

Aktionspaket Industrie, Gewerbe, Handel, Dienstleistungen:
Effiziente Elektromotoren
Förderung von Energie-Effizienz-Netzwerken

Aktionspaket Öffentliche Liegenschaften:
Ausbau des Energie-Managements in öffentlichen Einrichtungen
Sanierungsstandards für öffentliche Liegenschaften
Eine das Klima schonende Beschaffung der öffentlichen Hand (z.B. bei der Beschaffung vom Möbel, Geräten, Fahrzeugen etc. verstärkt ökologische Kriterien berücksichtigen)

Wenn die CSU alte Atomkraftwerke weiterlaufen lassen will, steigert sie gleichzeitig drastisch das Risiko für Mensch und Umwelt. Aber vor allem blockiert sie damit neue Investitionen und Innovationen im Stromsektor. Wie sollen neue Technologien in den Markt kommen, wenn die alten Technologien weiterlaufen – nur weil sie, steuerlich längst abgeschrieben, als Gelddruckmaschinen fungieren? Wie sollte mehr Wettbewerb auf dem Strommarkt entstehen, wenn die vier großen Stromversorger E.ON, RWE, EnBW und Vattenfall mit Laufzeitverlängerungen Milliardengeschenke bekommen?
Ähnlich ist es mit Kohlekraftwerken. Wer jetzt in großem Maßstab Kohlekraftwerke baut, behindert auch hier die neuen und effizienten Technologien und erschwert eine dezentrale Energieversorgung.

Ich bin der Meinung, dass das fossile und atomare Zeitalter sich dem Ende zuneigt. Es macht keinen Sinn, es künstlich zu verlängern.

Mit freundlichen Grüßen
Monika Pfriender