Frage an Nicole Gohlke bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Nicole Gohlke
Nicole Gohlke
DIE LINKE
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Frage von Ann-Monika G. •

Frage an Nicole Gohlke von Ann-Monika G. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrte Frau Gohlke,

in einem Focus-Bericht heißt es:

"Arbeitsmarktforscher sehen auch für das Jahr 2014 keine Anzeichen für einen neuen Job-Boom in Deutschland.
Die Arbeitslosigkeit werde im kommenden Jahr allenfalls leicht sinken, geht aus der am Freitag veröffentlichten Jahresprognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Konjunkturforschung (IAB) hervor. Für 2014 rechnet die Denkfabrik der Bundesagentur für Arbeit (BA) mit durchschnittlich 2,901 Millionen Erwerbslosen. Das wären lediglich 37.000 Jobsucher weniger als im Jahresschnitt 2013. Trotzdem erwarten die Wissenschaftler 2014 eine Rekordbeschäftigung. Arbeitslose würden davon aber kaum aber profitieren. Vielmehr besetzten Unternehmen neu geschaffene Stellen zumeist mit gut ausgebildeten Zuwanderern aus Süd- und Osteuropa".
Quelle: http://www.focus.de/finanzen/news/wirtschaftsticker/arbeitsmarktforscher-auch-2014-kein-neuer-job-boom_aid_1114347.html

Dabei besteht laut folgendem Bericht gar kein Fachkräftemangel:
Ein Auszug:

Arbeitslose:

"Die Zahl der Arbeitslosen ist der DIW-Studie zufolge bei fast allen Fachkräften höher als die Zahl der offenen Stellen. Lediglich in einigen wenigen Berufen sieht die Untersuchung tatsächlich Hinweise auf eine echte Knappheit in der Arbeitslosenstatistik. Das sind im Einzelnen Vulkaniseure und Elektroinstallateure sowie Ärzte und Krankenschwestern".

Quelle und Gesamtartikel: http://www.n-tv.de/wirtschaft/Die-Maer-vom-Fachkraeftemangel-article3833126.html

Warum also nehmen wir nicht erstmal die eigenen Leute für offene Stellen??
Kann man die eigene Bevölkerung- zumal Schwierigkeiten mit der Sprache bei den eigenen Leuten wegfallen würden- einfach aufgeben, um die Jobs Zuwanderern zu geben?

Warum dürfen wir nicht endlich selbst über die EU-Politik wie Freizügigkeit usw. abstimmen? Die Schweizer durften es ja auch.
Politiker sollten m.E. Sachverwalter sein und nicht alles im Alleingang bestimmen, wie sehen Sie das?

Mit freundlichen Grüßen

Ann-Monika Gruber

Nicole Gohlke
Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrte Frau Gruber,

zahlreiche Unternehmen in Deutschland bevorzugen das Angebot gut ausgebildeter Arbeitssuchender aus dem Ausland, auch wenn es innerhalb Deutschlands Millionen von Arbeitslose gibt. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass ArbeitnehmerInnen aus dem Ausland meistens bereit sind zu niedrigeren Löhnen zu arbeiten, als einheimische BewerberInnen. Die Unternehmen schaffen dabei bewusst solche Konkurrenzsituationen, um das Lohnniveau insgesamt zu drücken. Auch andere Mechanismen, die durch die rot-grünen Hartz IV Gesetze gefördert wurden, wie die massive Zunahme von Leiharbeit, Minijobs und Scheinselbständigkeit fördern diese Konkurrenz. Für uns als LINKE ist es ein zentrales Anliegen dem entgegenzuwirken und Menschen - egal welcher Herkunft - gleichermaßen in gut bezahlte Arbeit zu bringen. Zahlreiche Vorschläge dazu finden Sie hier auf unserer Themenseite: http://linksfraktion.de/themen/arbeit-gute/

Ebenfalls darf man die Ursachen von Migration nicht aus dem Auge verlieren. Gerade die deutsche Politik ist mit ihren Spardiktaten für die Krisenländer der Eurozone und die neuen EU-Länder in Osteuropa für Massenarbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit mit verantwortlich. Unter diesen Bedingungen ist abzusehen, dass gerade junge Menschen mit guten Qualifikationen aus Verzweiflung in den reichen Ländern der EU Arbeit suchen. Es gilt also die Ursachen der Migration einer verzweifelten Generation zu bekämpfen. Wenn es in Ost- und Südeuropa ein ausreichendes Arbeitsangebot und ein angemessenes Sozialsystem geben würde, würden ebenfalls weniger Menschen aus diesen Ländern in Deutschland Arbeit suchen. Die deutsche Europapolitik ist aber darauf ausgerichtet die Arbeitsbedingungen und Sozialsysteme zu verschlechtern.

Im Bereich der direkten Demokratie setzt sich DIE LINKE schon lange für Volksentscheide auf Bundesebene ein. Die Bevölkerung sollte als Souverän auf allen Ebenen die Möglichkeit haben, die Gesetzgebung direkt zu gestalten. Gleichzeitig ist DIE LINKE vom Ergebnis des Schweizer Volksentscheides zur Beschränkung der Zuwanderung enttäuscht. Die Umsetzung wird auch für viele Hunderttausende EU-BürgerInnen, wovon fast 300.000 Deutsche sind, die Einwanderung und Arbeitssuche in der Schweiz erschweren. Das Ergebnis des Volksentscheides befördert auch weiterhin Ausgrenzung und Vorurteile gegen AusländerInnen und gefährdet die Solidarität in Europa. Dem treten wir entschlossen entgegen.

Mit freundlichen Grüßen
Nicole Gohlke

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