Frage an Olaf Steinbiß bezüglich Bildung und Erziehung

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Olaf Steinbiß
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Frage von Karsten L. •

Frage an Olaf Steinbiß von Karsten L. bezüglich Bildung und Erziehung

Hallo Olaf,

für Deinen Einsatz für den Erhalt der Kinderbibliothek am Grindelberg (www.kibi-muss-bleiben.de) hättest Du ja schon fast eine Wahlkreis-Stimme von mir bekommen. Aber heute habe ich im Abendblatt gelesen, daß Du für den Erhalt von Gymnasien bist. Deshalb meine Fragen:

a) Warum unterstützt Du "Eine Schule für alle" nicht? Was ist gut daran, Kinder nach der vierten Klasse in verschiedene vermeintliche Leistungsstufen zu selektieren?

b) Gesamtschulen haben heute u.a. das Problem, daß Ihnen zum großen Teil die leistungsstarken SchülerInnen fehlen. Ich vermute, daß die Stadtteilschulen in Zukunft genau das selbe Problem haben würden. Was meinst Du dazu?

c) Ich vermute, daß die Anmeldezahlen in den Gymnasien weiter zunehmen werden. Damit würde m.E. jede Schulstrukur-Politik, die auf mehreren verschiedenen Schultypen basiert, auf die Dauer untergraben werden. Ich befürchte deshalb, daß es in wenigen Jahren zur Einführung von Zugangstests für die Gymnasien kommen könnte. Siehst Du diese Gefahr auch bzw. warum siehst Du sie nicht?

Gruß,
Karsten

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Antwort von
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Hallo Karsten,

vielen Dank für Deine Frage, so kann ich meine "Stellungnahme" bezüglich der Gymnasien hier klarstellen:

Tatsächlich bin ich gegen eine umgehende Abschaffung der Gymnasien, wie es von der CDU als vermeintliche SPD Position propagiert wird. Das Ziel sollte aber "Eine Schule für alle" sein. Die Frage ist nur, wie wir dort hin kommen. Ohne den Willen bzw. eine breite Zustimmung bei den Eltern kann dieses nicht geschehen. Daher ist es notwendig, dass wir zunächst die Qualität der Schulen auf dem Weg zu unserem "Ziel" verbessern. Eine bessere Ausstattung der Schulen ist aber mit höheren Kosten verbunden und da treffen wir wieder auf ein bekanntes Problem...

Ich habe zum Hamburger Abendblatt gesagt, dass wir die Eltern - wenn nicht einmal "Haushaltsmittel" für den Erhalt der Kinderbibliothek am Grindelberg und gleichfalls für den Aufbau entsprechender Einrichtungen in den anderen Bezirken vorhanden sind - nicht mit "Visionen" beeindrucken sollten, die wir erst recht nicht bezahlen können.

Das eigentliche Thema ist doch, wie finanzieren wir "Bildung" und welche Auswirkungen hat dieses auf unsere Zukunft. Die "Dringlichkeit" dieses Themas ist offenkundig - trotz Pisa - noch nicht bei allen Mitmenschen - insbesondere aber auch den gegenwärtig zuständigen PolitikerInnen - erkannt worden. Ansonsten verstehe ich nicht, dass wir um den Erhalt unserer Kinderbibliothek kämpfen müssen, wo es um viel geringere Beträge geht und die Nützlichkeit außer Frage steht. Solche Einrichtungen sind doch quasi die ersten Stufe der "Bildungspolitik". Wenn wir dort schon Probleme bekommen, sollten wir mit unseren "Visionen" niemanden unnötig verschrecken.

Daher bin ich zunächst "für Kinderbibliotheken" und "gegen die Abschaffung von Gymnasien". Diese bedeutet aber nicht, dass ich gegen Änderungen im Sulsystem bin.

Ich halte es für völlig falsch, dass die Kinder eigentlich sogar schon während der dritten (!) Klasse für künftige "Leistungsstufen" eingeteilt werden. Gerade hier liegt großes Problem unseres gegenwärtigen Schulsystems. Menschen entwickeln sich ein Leben lang und machen Entwicklungssprünge zu unterschiedlichen Zeiten. Daher halte ich es für richtig, wenn die Ausbildung möglichst lange gemeinsam bei den Kindern und Jugendlichen verläuft.

Stadtteilschulen dürften ebenfalls von leistungsstarken SchülerInnen gemieden werden, wenn die entsprechende Ausstattung fehlt. Das stimmt. Wie oben erwähnt, halte ich es für entscheidend, welche "Mittel" wir den Schulen zur Verfügung stellen. Da müssen wir im Hauhalt eben Prioritäten setzen und uns mit anderen Bereichen "anlegen". Es gibt schon Bereiche im Haushalt, die weniger wichtig sind für unsere Zukunft!

"Zugangstest" für Gymnasien entsprechen doch dem gegenwärtigen System, während der dritten Klasse die Kinder aufzuteilen. Auf dem langen Weg zur "Schule für alle" wäre dieses ein schlimmer Rückschritt. Ein "Gefahr" könnte insoweit tatsächlich bestehen, wenn wir uns nicht in der Schulpolitik bewegen.

Ich hoffe, ich konnte Deine Fragen klären. Ansonsten gerne mehr auch im persönlichen Gespräch.

Mit freundlichen Grüßen

Olaf Steinbiß

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