Frage an Rainer Wend bezüglich Soziale Sicherung

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Rainer Wend
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Frage von Stefan H. •

Frage an Rainer Wend von Stefan H. bezüglich Soziale Sicherung

Sehr geehrte Herr Dr. Wend
ich bin seit mehr als zehn Jahren für die soziale Betreuung von Menschen mit Demenz in einer darauf spezialisierten Einrichtung verantwortlich. Die Pläne Ihrer Partei, Langzeitarbeitslose in einem einmonatigen Kurs (160 Stunden) für die soziale Betreuung dieser Bewohner "auszubilden", halte ich für völlig unangemessen. Die Bewohnerstruktur hat sich in den letzten Jahren stark verändert: in den Heimen sind in der Regel nur Personen mit einer fortgeschrittenen Demenz, also schwerkranke Menschen mit großen psychischen Problemen und "herausforderndem Verhalten". Um diese fachgerecht zu betreuen, ist eine ausreichende Ausbildung unbedingt erforderlich ("Basteln und Vorlesen" ist da z.B. kaum noch möglich). Außerdem brauchen auch ausgebildete Kräfte eine ausreichende Praxisanleitung und wer soll die bei der gegenwärtigen Personalsituation übernehmen? Ich bitte Sie, diese Pläne noch einmal zu überdenken und gegebenenfalls an die Situation in der Praxis anzupassen. Bedenken Sie dabei bitte auch: die demenzkranken Menschen können sich nicht beschweren.

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SPD

Sehr geehrter Herr Herold,

in vielen Pflegeeinrichtungen wird darüber geklagt, dass es einen Mangel an menschlicher Zuwendung gibt, weil die Pflegekräfte zu wenig Zeit haben. Deshalb ist das vom Bundesministerium für Gesundheit und vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales gemeinsam initiierte Projekt, ehemalige Arbeitslose zur Betreuung von Demenzkranken in Pflegeheimen aus- und weiterzubilden, ein richtiger Schritt hin zu einer besseren Versorgung. Ziel des Projekts ist es keineswegs, Langzeitarbeitslose als Pflegekräfte für Demenzkranke einzusetzen. Eine angemessene Pflege von Demenzkranken ist unbestritten nur durch ausgebildetes Pflegepersonal möglich. Vorstellbar ist allerdings, Arbeitssuchende als Hilfskräfte einzusetzen, um die ausgebildeten Pflegekräfte zu unterstützen. Diese Pflegeassistenten könnten Hilfen wie Vorlesen oder Basteln anbieten, für die das Fachpersonal keine Zeit hat. Allerdings kann eine solche Tätigkeit nur freiwillig und nach einer ausführlichen Schulung ausgeübt werden.

Durch den Einsatz von Langzeitarbeitslosen als Pflegeassistenten könnte einerseits die Situation in vielen Pflegeeinrichtungen verbessert und andererseits Arbeitslosen der Wiedereinstieg in das Arbeitsleben erleichtert werden. Denn die Bundesanstalt für Arbeit führt in ihren Registern etwa 35.000 Frauen und Männer, die einmal pflegerisch tätig waren und die wieder auf den Arbeitsmarkt zurückwollen.
Selbstverständlich werden alle Interessenten auf ihre Eignung hin geprüft und unter Anleitung von Fachkräften im Team geschult, bevor es zum Einsatz in Pflegeheimen kommt.

Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung hat eine Richtlinie zum Einsatz von Pflegeassistenten verabschiedet, die derzeit vom Bundesgesundheitsministerium sorgfältig geprüft wird.
Selbstverständlich werden bei dieser Prüfung und bei der Umsetzung des Projektes vor allem das Wohl und die Interessen der Betreuten im Vordergrund stehen.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Rainer Wend