Frage an Robert Heinemann bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

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Frage von Stefanie S. •

Frage an Robert Heinemann von Stefanie S. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrter Herr Heinemann,

ich möchte als Mutter einer der von Schließungsplänen betroffenen Schulen, als ehemalige (u.a. Drogenberatungs-)Lehrerin und Familientherapeutin eine offene Frage an Sie richten:
Sie haben im Rahmen der Schulentwicklungsplanung die (abrupte) Schließung von Schulen dergestalt mit unterstützt, dass Sie zugestimmt haben, dass teilweise keinerlei Übergangsspielraum für eine geordnete Integration an den neuen Schulen und ein organisches Auslaufen der betroffenen Schulen mehr möglich ist.
Da mein eigenes heranwachsendes Kind von der nun schon monatelang andauernden Verunsicherung betroffen ist, ebenso wie die Klassenkameraden, kann ich hautnah mitverfolgen, wie extrem die psychische Dauerbelastung durch eine ungewisse soziale Zukunft die Schüler trifft.
Die Erwachsenen versuchen zum großen Teil, durch vorgelebten Zweckoptimismus und kämpferischen Gestus zu vertuschen, dass es sich für die Kinder um eine Gefahr sozialer Desintegration handelt, die in ihrer Tragweite ganz und gar unterschätzt wird.
Bereits jetzt kann man sehen, dass der Griff zu Suchtmitteln verstärkt einsetzt, dass Essstörungen beginnen, da die Schüler und Schülerinnen ihre meist unbewussten Ängste irgendwo kanalisieren müssen. Wenn Rauchverbote auf den Schulen die "Antwort" auf solche hilflose Ventilsuche sein soll, führt das schlimmstenfalls zum Ausweichen der Betroffenen ins Heimliche und Vereinzelte, womit jede gewachsene soziale Verbindung erst recht in Gefahr gerät. Wenn die Gefahren von absurdem Leistungsanspruch, besonders "schlank", "schön" und "perfekt" sein zu müssen, um in einer verunsichernden sozialen Umwelt bestehen zu können, bei den Erwachsenen zur Blindheit gegenüber Diätwahn und (lebensgefährlichen) Esstörungen führt, (in den USA sterben mittlerweile mehr Menschen an Esstörungen als an Aids), dann ist hier m.E. dringender Aufklärungsbedarf geboten. Dass auch in bezug auf die sozialen Gefahren von dem harmlos scheinenden "Kiffen" viel Unwissen besteht (Schweige-Erpressung unter den Schülern und daraus folgende tiefe Spaltung der Gruppen etc.).

Ich möchte Sie fragen, ob Sie sich der Verantwortung beim Fällen Ihrer Entscheidungen bewusst sind, dass sie mit zu dieser psychologischen Verunsicherung der Jugendlichen entscheidend beitragen. Als Eltern möchten wir wissen, ob bei den Menschen, von denen viel "entschieden" und "geplant" wird, die Folgen dieser Entscheidungen ausreichend bewusst sind - und letztlich verantwortet werden können?
Konkret würde mich - als zweite Frage - auch interessieren, weshalb man im Fall der Schließung eines Gymnaisums nicht mindestens 3 Jahre Zeit geben kann, um die nun kommende Oberstufe noch bis zum Abitur führen zu können.

Eine Planung mit mehr zeitlichem Spielraum würde dem Ganzen erheblich den Stachel nehmen können, zumindest aus psychologischer und entwicklungspädagogischer Sicht.
Haben Sie auf diese Zeiträume Einfluss?

Über eine Antwort freue ich mich.
Mit freundlichen Grüßen
Stefanie Schlick

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CDU

Sehr geehrte Frau Schlick,

der Schulentwicklungsplan sieht im Regelfall keinesfalls eine abrupte Schließung von Schulen vor, sondern deren Auslaufen - i.d.R. über mehrere Jahre. Anders wird nur verfahren, wenn die Schule vor Ort dies so wünscht.

Da ein Gymnasium aber nicht über acht Jahre auslaufen soll - dies wäre den letzten Jahrgängen auch kaum zuzumuten - wird u.a. auch der Wechsel in die Oberstufe als Zeitpunkt für das Auslaufen einer Schule genutzt.

Viele Schüler wechseln zu diesem Zeitpunkt ohnehin den Klassenverband und z.T. auch die Schule oder zumindest den Lernort, so dass ich - jedenfalls im Regelfall - auch keine "psychische Dauerbelastung durch eine ungewissesoziale Zukunft" erkennen kann.

Und ganz konkret zu Ihrer Frage: Diese Frage können Sie natürlich aus Gerechtigkeitsgründen nicht nur für die jetzige 10., sondern auch für die 9., 8. und 7. Klasse stellen - und auch noch für die 6. und 5. - und dann wären wir wieder bei einer Schule, die über acht Jahre ausläuft.

Mit freundlichen Grüßen

Robert Heinemann
Schulpolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion